KI-Update kompakt: Well-Being-Studie, Tencent T1, Malaysia, Apple Intelligence
Das "KI-Update" liefert werktäglich eine Zusammenfassung der wichtigsten KI-Entwicklungen.
- Isabel GrĂĽnewald
- The Decoder
MIT untersucht emotionale Auswirkungen von ChatGPT-Nutzung
OpenAI und das MIT Media Lab haben in einer gemeinsamen Studie die emotionalen Auswirkungen der Nutzung von ChatGPT und dessen Advanced Voice Mode untersucht. Die Forscher analysierten dabei vier psychosoziale Konzepte: Einsamkeit, Sozialisation, emotionale Abhängigkeit und problematischer Konsum.
Die Studie umfasste zwei methodische Ansätze: Zum einen wurden Millionen Unterhaltungen ausgewertet und rund 6.000 Menschen bei ihrer Nutzung des Sprachmodus beobachtet – nach Angaben der Forscher mit Einwilligung der Nutzer und unter Wahrung der Privatsphäre. Zum anderen führten sie eine randomisierte, kontrollierte Studie durch, bei der 1.000 Teilnehmer über 28 Tage regelmäßig zu ihrem Wohlbefinden befragt wurden.
Die Ergebnisse zeigen ein differenziertes Bild: Menschen reagieren sehr unterschiedlich auf Chatbots und Sprachassistenten. Die Studie belegt, dass eine negative Grundstimmung durch die Interaktion mit dem Chatbot tendenziell verstärkt wird. Zudem berichten Vielnutzer häufiger von Abhängigkeitsgefühlen.
Bei der Kausalität zeigt sich ein komplexes Bild: Es bleibt unklar, ob Menschen mit Neigung zu Abhängigkeiten verstärkt mit Chatbots interagieren, oder ob die intensive Nutzung zu Abhängigkeit führt. Ähnlich verhält es sich mit sozialer Isolation – die Wirkungsrichtung ist nicht eindeutig bestimmbar.
Die meisten Nutzer verwenden ChatGPT laut der Studie jedoch aufgabenorientiert. Nur eine kleine Gruppe zeigt problematisches Nutzungsverhalten. Beim Advanced Voice Mode ist die Nutzungsdauer entscheidend: Kurze Interaktionen verbessern das Wohlbefinden, während lange Nutzungsphasen negative Effekte haben können.
Die Autoren betonen, dass die Ergebnisse stark von individuellen Prädispositionen und emotionalen Ausgangszuständen abhängen. Sie sehen ihre Arbeit als ersten Schritt zu einem besseren Verständnis der Auswirkungen von KI auf das menschliche Wohlbefinden. Besondere Beachtung verdient dabei die Sorge, dass die durch Chatbots gewonnenen Erkenntnisse über emotionale Zustände der Nutzer für Manipulationszwecke missbraucht werden könnten.
Altman ändert OpenAI-Führung
An der Spitze von OpenAI tut sich mal wieder was. Sam Altman sagte jetzt in einem Gespräch mit Bloomberg, er wolle sich mehr auf die "Leitung der Forschung und Produktbemühungen" konzentrieren. Zuvor hatte OpenAI einen Blogbeitrag veröffentlicht, in dem drei veränderte Personalien im Management bekannt gegeben wurden.
Mark Chen ist Chief Research Officer. Er soll also den wissenschaftlichen Fortschritt vorantreiben sowie nun auch verstärkt die Grenzen der Leistungsfähigkeit und Sicherheit ausloten. Unter seiner Leitung sollen Forschung und Produktentwicklung enger zusammenwachsen, offenbar mit dem Ziel, noch schneller neue Produkte auf den Markt zu bringen.
Chief Operating Officer ist Brad Lightcap, einer der langjährigen Weggefährten Altmans. Er soll künftig das Tagesgeschäft von OpenAI leiten und das globale Wachstum vorantreiben. Julia Villagra wird neue Chief People Officer. Auch sie soll sich darum kümmern, dass OpenAI global skaliert, also personell größer wird und "dass OpenAI die erste Adresse für Menschen bleibt, die AGI aufbauen wollen."
Denn oberstes Ziel von OpenAI bleibt es, eine generelle Künstliche Intelligenz zu entwickeln, die klüger ist als der Mensch und allen Menschen zugutekommt. Bei all diesen Veränderungen fällt auf, dass die Stelle des Chief Technical Officers, die Mira Murati bis zu ihrem Abgang innehatte, bislang noch nicht nachbesetzt wurde.
Tencent stellt Reasoning-Modell auf OpenAI-o1-Niveau vor
Der chinesische Tech-Konzern Tencent präsentiert mit Hunyuan-T1 ein KI-Modell, das in Benchmarks mit OpenAIs o1 und Deepseeks Reasoning-Modellen mithalten kann. Das Modell wurde wie bei Wettbewerbern durch umfangreiches Reinforcement Learning optimiert. In einigen Benchmarks liegt T1 vor der Konkurrenz, in anderen hinter ihr. Da jedoch die meisten Benchmarks inzwischen gesättigt sind, sind die Ergebnisse nicht unbedingt aussagekräftig für die in der Praxis häufig immer noch bestehenden Unterschiede.
Einen Unterschied gibt es: Im Gegensatz zur Konkurrenz setzt das Reasoning-Modell nicht auf eine reine Transformer-Architektur, sondern ist ein Hybridmodell, das laut Tencent besonders effizient bei der Verarbeitung langer Texte sein soll und Texte bis zu doppelt so schnell verarbeiten kann. Das Modell ist in der Tencent-Cloud und als Demo bei Hugging Face verfĂĽgbar.
Malaysia will Nvidia-Chip-Fluss nach China eindämmen
Malaysias Regierung plant eine Verschärfung der Halbleiter-Regulierung, nachdem die USA Druck ausgeübt haben, den illegalen Fluss von KI-kritischen Chips nach China zu unterbinden. Handelsminister Zafrul Aziz bestätigte, dass Washington eine präzise Nachverfolgung hochwertiger Nvidia-Chips fordert, die nach Malaysia importiert werden.
Eine speziell eingerichtete Arbeitsgruppe soll künftig Malaysias expandierende Rechenzentren-Branche genauer kontrollieren. Diese Zentren sind auf leistungsstarke Nvidia-Prozessoren angewiesen, die für KI-Anwendungen essentiell sind. Die US-Exportkontrollen zielen gezielt darauf ab, Chinas Fortschritte in der KI-Technologie zu bremsen, insbesondere bei potenziellen militärischen Anwendungen.
Die Spannungen in der Region haben sich verschärft, nachdem Singapur kürzlich drei Personen in einem 390-Millionen-US-Dollar-Betrugsfall angeklagt hat. Der Vorwurf: illegaler Verkauf von Nvidia-Chips über Malaysia nach China. Bemerkenswert ist, dass Nvidias Niederlassung in Singapur fast ein Viertel des weltweiten Umsatzes generiert – was in Washington Bedenken weckt. Das Unternehmen betont jedoch, dass diese Geschäfte überwiegend Rechnungsstellungen für internationale Kunden darstellen und kaum physische Chips durch Singapur transportiert werden.
Malaysia hat sich zu einem bedeutenden Standort für Rechenzentren entwickelt. Allein im südlichen Bundesstaat Johor wurden in den vergangenen 18 Monaten Investitionen von über 25 Milliarden US-Dollar durch Technologiekonzerne wie Nvidia, Microsoft und ByteDance getätigt. Minister Aziz räumt ein: "Die Durchsetzung klingt einfach, ist es aber nicht."
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Chipdesigner FuriosaAI schlägt Millionenangebot von Meta aus
Der südkoreanische Chiphersteller FuriosaAI hat ein Kaufangebot des US-Giganten Meta ausgeschlagen. Das Unternehmen möchte lieber unabhängig bleiben und sich auf die Entwicklung seiner Chips für Künstliche Intelligenz (KI) konzentrieren. Meta habe Anfang des Jahres Kaufverhandlungen mit FuriosaAI aufgenommen, berichten verschiedene Medien. Der Internetkonzern hat demnach 800 Millionen US-Dollar geboten. Damit wollte sich Meta weniger abhängig von Chip-Spitzenreiter Nvidia beim Ausbau seiner Rechenzentren machen.
Die Verhandlungen scheiterten aber offensichtlich nicht am Kaufpreis. Beide Seiten hätten sich nicht auf eine Organisationsstruktur des Unternehmens sowie über eine Geschäftsstrategie nach der Übernahme einigen können. FuriosaAI hat rund 150 Mitarbeitende und wurde 2017 von June Paik gegründet. Er war zuvor in leitender Tätigkeit bei Samsung Electronics und bei AMD beschäftigt. Das Unternehmen hat den KI-Chip RNGD (ausgesprochen: Renegade) entwickelt, der besonders für Reasoning-Modelle geeignet ist. Produziert werden die Chips von dem Auftragshersteller TSMC. Aktuell läuft eine Serie-C-Finanzierungsrunde, in der das Unternehmen umgerechnet rund 44 Millionen Euro einnehmen will.
ByteDance stellt KI-System für konsistente Porträtfotos vor
Der TikTok-Konzern ByteDance präsentiert mit InfiniteYou ein KI-System, das bekannte Probleme bei der Erzeugung von Porträtfotos lösen soll. Das System nutzt einen neuen Ansatz mit einer Komponente namens InfuseNet, die Gesichtsmerkmale analysiert und extrahiert. Anders als bisherige Systeme verarbeitet ByteDance die extrahierten Merkmale als zusätzliche Informationsebene. Dies führt laut dem Entwickler-Team zu besseren Ergebnissen, bei denen die erzeugten Bilder die Ähnlichkeit zur Originalperson bewahren und Textanweisungen genauer umgesetzt werden.
Das System kann mit verschiedenen KI-Werkzeugen kombiniert werden und erzeugt Bilder in nur vier Schritten. Die Entwickler räumen ein, dass es bei der Gesichtsähnlichkeit und Bildqualität noch Verbesserungsbedarf gibt und warnen vor möglichem Missbrauch zur Erstellung gefälschter Fotos.
Apple versteckt Speicherverbrauch nicht länger
Apple hat in der Beta-Version von macOS 15.4 ein Problem behoben, das die Anzeige des Speicherverbrauchs durch Apple Intelligence verhinderte. Das KI-System des Konzerns benötigt mindestens sieben Gigabyte auf der SSD, was besonders bei knapp ausgestatteten Macs problematisch sein kann.
Nachdem die Speicherplatzanzeige vorübergehend nicht mehr sichtbar war, hatten einige Beobachter vermutet, Apple wolle den Platzverbrauch bewusst verbergen, um Nutzer vom Deaktivieren der KI-Funktionen abzuhalten. Es gibt jedoch Hinweise, dass es sich um einen Bug im Zusammenhang mit der System Integrity Protection handelte – bei deaktiviertem Schutz funktionierte die Anzeige weiterhin. Mit der neuesten Beta und dem Release-Candidate von macOS 15.4 ist die Funktion nun wieder verfügbar.
Apple wird Apple Intelligence im April erstmals in deutscher Sprache einführen. Das KI-System wird automatisch aktiviert, vermutlich um eine möglichst breite Nutzerbasis zu erreichen. Die Funktionen umfassen eigene Text- und Bildgeneratoren mit Apple-Technologie sowie die Option, direkt auf ChatGPT von OpenAI zuzugreifen.
Stromverbrauch steigt durch KI, Klimaanlagen und Elektroautos
Der weltweite Stromverbrauch nahm im vergangenen Jahr um 4,3 Prozent oder 1.100 Terawattstunden zu. Damit war der Anstieg fast doppelt so hoch wie im Durchschnitt der vergangenen zehn Jahre. Hauptsächlich dafür verantwortlich waren unter anderem die Elektrifizierung des Transportwesens und Klimaanlagen. Diese wurden häufig eingesetzt, da der Bedarf an Kühlung aufgrund steigender Temperaturen zunahm. Aber auch die steigende Zahl an Rechenzentren für künstliche Intelligenz und die Industrie trugen zum Anstieg bei. Das zeigt der jährliche Bericht der Internationalen Energieagentur (IEA). Die global gemessenen CO₂-Emissionen im Zusammenhang mit Energiegewinnung wurden durch den verstärkten Einsatz der erneuerbaren Energien immerhin etwas abgefedert.
Es wurde ein GesamtausstoĂź von 37,8 Milliarden Tonnen gemessen, was einem Anstieg von 0,8 Prozent entspricht. Allerdings verhindert die Gewinnung durch erneuerbare Energien einen AusstoĂź von weiteren 7 Prozent. "Sicher ist, dass der Stromverbrauch rasch ansteigt und die Gesamtenergienachfrage in einem solchen AusmaĂź mitzieht, dass dies ausreicht, um den jahrelangen RĂĽckgang des Energieverbrauchs in den fortgeschrittenen Volkswirtschaften umzukehren", wird IEA-Direktor Fatih Birol im Bericht zitiert.
(igr)