Studie: Verringerung der Luftverschmutzung in China beschleunigte Klimaerwärmung
Seit etwa 15 Jahren erzielt China immense Erfolge im Kampf gegen die Luftverschmutzung. Die hatten aber wohl Folgen für die Geschwindigkeit der Erderwärmung.
(Bild: testing/Shutterstock.com)
Chinas Erfolge beim Kampf gegen die starke Luftverschmutzung sind offenbar für einen Großteil der sich zuletzt beschleunigenden Klimaerwärmung verantwortlich. Zu dem Ergebnis kommt ein internationales Forschungsteam, die Studie ist aber bisher nicht überprüft. Das hat mithilfe von Simulationen untersucht, welche Folgen die Reduktion der Schwefeldioxidemissionen um 75 Prozent in China auf das Klima gehabt haben könnte. "Als wir begonnen haben, auf die Zahlen zu schauen, stellte sich heraus, dass der Effekt definitiv makroskopisch war – es ist nicht wenig", zitiert der New Scientist Studienleiter Bjørn Samset vom Klimaforschungszentrum CICERO in Norwegen. Ihm zufolge sind Chinas Erfolge für 80 Prozent der Beschleunigung verantwortlich.
Wahres Ausmaß wird nur sichtbar
Wie das Team in dem Forschungsartikel erläutert, hat sich die Erderwärmung seit etwa 2010 beschleunigt. Das fällt demnach mit den Erfolgen der Volksrepublik China im Kampf gegen die Luftverschmutzung zusammen. Ein direkter Zusammenhang habe aber bisher nicht hergestellt werden können, auch wenn frühere Studien bereits auf die globalen Konsequenzen hingedeutet haben. Grund für die Veränderungen seien Emissionen wie Schwefeldioxid, deren Partikel Sonnenstrahlen reflektieren und damit das wahre Ausmaß der Klimaerwärmung verstecken. Wenn sie fehlen, erscheint die Erwärmung entsprechend schneller, in Wahrheit wird aber nur sichtbar, welche Konsequenzen die Aktivitäten der Menschheit längst haben.
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Dem Wissenschaftsmagazin hat Samset jetzt auch erklärt, dass die enormen Konsequenzen der Vorgänge in China nur zum Teil durch das Ausmaß der dortigen Luftverschmutzung zu erklären seien. Der Rest hat seine Ursache demnach in der Geografie: Aerosole, die in China ausgestoßen werden, würden von atmosphärischen Strömungen zwangsläufig über dem Pazifik verteilt, wo sie das Sonnenlicht besonders effektiv reflektieren: "Dieselbe Menge an Emissionen aus Indien würde nicht diesen Effekt auf die Klimaerwärmung haben." Außerdem verweist er explizit darauf, dass China keine zusätzliche Erderwärmung verursacht habe. Sehr wohl hatte die Verringerung der Luftverschmutzung aber immense positive Folgen für die Gesundheit der Menschen vor Ort.
Globaler Temperaturanstieg sollte sich wieder verlangsamen
Dass Erfolge im Kampf gegen Umweltverschmutzung scheinbar negative Folgen für den Kampf gegen den Klimawandel haben können, ist nicht neu. So musste jüngst etwa der erlaubte Anteil von Schwefel in den Kraftstoffen der Schifffahrt gesenkt werden. Dadurch sinkt der Schwefeldioxidanteil an den Emissionen, was die Erderwärmung auch antreiben könnte. Vor etwa einem Jahr hat zudem ein internationales Forschungsteam erklärt, dass der deutliche Rückgang der Luftverschmutzung in China für einen schnelleren Anstieg der Temperaturen des Nordpazifiks verantwortlich sein könnte. Die neue Studie erweitert das nun. Sie deute aber auch darauf hin, dass sich die Zunahme der Temperaturen jetzt wieder verlangsamen könnte – weil die Luft in China fast sauber ist.
(mho)