Alternative zu Nvidia: Neuer KI-Chip von Huawei vor der Auslieferung
Nach der Verschärfung der US-Exportbeschränkungen für Nvidia & Co. sucht China nach Alternativen. Huaweis 910C-Chip soll schon im Mai auf den Markt kommen.
(Bild: Rad K/Shutterstock.com)
Der chinesische Technologiekonzern Huawei plant, bereits im nächsten Monat mit Massenauslieferungen seines fortschrittlichen KI-Chips 910C an chinesische Kunden zu beginnen. Das berichtete am Montag exklusiv die Nachrichtenagentur Reuters und beruft sich dabei auf zwei mit der Angelegenheit vertraute Personen. Dem Bericht zufolge sind einige Lieferungen bereits erfolgt.
Wie die Reuters-Quellen weiter berichten, stellt Huaweis 910C-Chip "eher eine architektonische Weiterentwicklung als einen technologischen Durchbruch" dar. Für den 910C-Grafikprozessor werden demnach zwei 910B-Prozessoren in einem einzigen Gehäuse mittels fortschrittlicher Integrationstechniken kombiniert. Er erreicht eine Leistung, die mit der des H100-Chips von Nvidia vergleichbar ist, heißt es. Das bedeutet, dass er über die doppelte Rechenleistung und Speicherkapazität des 910B verfügt. Hinzu kommen weitere Fortschritte, wie eine verbesserte Unterstützung für verschiedene KI-Workload-Daten. Huawei lehnte es auf Reuters-Nachfrage ab, sich zu den Lieferplänen für den 910C-Chips und dessen Fähigkeiten zu äußern.
USA verschärfen Exportbeschränkungen
Das Thema birgt vor allem deshalb eine gewisse Brisanz, weil die US-Regierung von Präsident Donald Trump die Exportbeschränkungen für KI-Chips für China verschärft hat. Ab sofort verlangt sie Lizenzen für den Export von KI-Chips nach China, wie in der vergangenen Woche bekannt wurde. Betroffen von den Ausfuhr-Lizenzen sind unter anderem die H20-Chips des US-Konzerns Nvidia.
In dem Bestreben, Chinas technologische Entwicklung einzuschränken, versucht Washington seit Jahren, China von den fortschrittlichsten KI-Produkten von Nvidia, einschließlich des Flaggschiff-Chips B200, abzuschneiden. Der H100-Chip zum Beispiel wurde 2022 von der US-Regierung für China verboten, bevor er überhaupt auf den Markt kam. Seit 2022 dürfen Nvidia und andere Hersteller nur noch langsame GPU-Beschleuniger nach China verkaufen.
Nachdem Nvidia zunächst ein Schlupfloch genutzt hatte, um abgespeckte Versionen seiner KI-Beschleuniger nach China zu exportieren, hat die US-Regierung unter Joe Biden 2023 auch diese A800 und H800 genannten KI-Beschleuniger für China verboten. Der H20-Chip wiederum basiert auf derselben Chip-Architektur, war aber speziell auf die Exportbeschränkungen der USA angepasst. Die neue US-Exportkontrolle für KI-Chips dürfte Nvidia mehrere Milliarden US-Dollar kosten; auch Intel ist betroffen.
Unabhängigkeit in der Chipherstellung
China wiederum versucht angesichts dieser Entwicklungen, in der Chipherstellung unabhängig zu werden – und befindet sich dabei auf einem guten Weg. Insbesondere Huawei und der Chipauftragsfertiger SMIC investieren stark in die lokale Chipfertigung. SMIC kann Chips mit 7-Nanometer-Strukturen produzieren, steht allerdings vor dem Problem der Beschaffung moderner Lithografie-Systeme. Der niederländische Weltmarktführer ASML darf etwa keine Maschinen mit extrem-ultravioletter (EUV-)Belichtungstechnik nach China verkaufen. Huawei koppelt sich derweil mit seiner Smartphone-Software HarmonyOS von Googles Android-Welt ab. Ende vergangenen Jahres sorgte der in Huaweis neuer, Android-freien Smartphone-Serie "Mate 70" verbaute Chip für Aufsehen – ein Zeichen dafür, dass chinesische Unternehmen auf dem Gebiet schnell Fortschritte machen.
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Die jüngsten Exportbeschränkungen des US-Handelsministeriums für Nvidias H20 "bedeuten, dass Huaweis Ascend 910C GPU nun die Hardware der Wahl für (chinesische) KI-Modellentwickler und für den Einsatz von Inferenzkapazitäten sein wird", so der von Reuters zu dem Thema befragte Experte Paul Triolo vom Beratungsunternehmen Albright Stonebridge Group.
Wie Reuters berichtet, verschickte Huawei bereits Ende vergangenen Jahres Muster seines 910C-Prozessors an mehrere Tech-Unternehmen und begann mit der Annahme von Bestellungen. Welche Unternehmen den 910C hauptsächlich herstellen werden, konnte die Nachrichtenagentur jedoch nicht herausfinden. Eine anonyme Quelle verweist darauf, dass zumindest einige der 910C-Prozessoren von Huawei Halbleiter verwenden, die vom taiwanesischen Konzern TSMC für das chinesische Unternehmen Sophgo hergestellt wurden. Huawei betonte auf Reuters-Nachfrage jedoch, dass es keine von TSMC hergestellten Sophgo-Chips verwendet hat. Auch TSMC erklärte, die regulatorischen Anforderungen einzuhalten und Huawei seit Mitte September 2020 nicht mehr zu beliefern.
(akn)