ChatGPT bekommt eine Funktion extra fürs Shopping

OpenAI will noch mehr zu Google werden: Nun bekommt ChatGPT Search eine für das Shoppen optimierte Suchfunktion.

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Ein Laptop, auf dessen Tastatur ein kleiner Einkaufswagen mit einem Paket platziert ist. Drumherum liegen auf der Tastatur vier weitere Pakete.

(Bild: Pla2na/Shutterstock.com)

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This article is also available in English. It was translated with technical assistance and editorially reviewed before publication.

ChatGPT Search ist der Teil des KI-Chatbots, der im Internet suchen kann. Nun bekommt diese KI-Suche eine Erweiterung extra fürs Shoppen. Dazu gehört, dass man Produkte besser finden, aber auch besser vergleichen können soll, und dass man sie direkt innerhalb der Unterhaltung kaufen kann. OpenAI nimmt sich damit in einer weiteren Sache ein Beispiel an Google.

Zur Shopping-Funktion gehört auch, dass ChatGPT Empfehlungen gibt – und die basieren wie auch bei Google auf den persönlichen Daten der Nutzer. Es gibt visuelle Produktdetails, schreibt OpenAI in einer Pressemitteilung, und es erscheinen auf einen Blick Preise und Bewertungen zu einem Produkt sowie eine direkte Kaufmöglichkeit. OpenAI sagt auch, es handle sich ausschließlich um Produktergebnisse, die unabhängig ausgewählt werden – "es handelt sich nicht um Anzeigen". Das kann sich allerdings mit der Zeit noch ändern.

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Als Beispiel zeigt OpenAI die Suche nach einer Espressomaschine, die weniger als 200 US-Dollar kosten soll. Eine weitere Anforderung, die als Prompt eingegeben wurde, ist, der Kaffee solle schmecken, wie der in Italien. Aus US-amerikanischer Sicht ist das wahrscheinlich wirklich eine Seltenheit. Amerikanischer Kaffee entspricht in der Regel plörrigem Filterkaffee aus der Plastikkaffeemaschine. Aber ChatGPT weiß Abhilfe: Es gäbe zahlreiche Espressomaschinen, die den authentischen Geschmack erzeugen könnten. Man kann in der Folge eine Unterhaltung dazu mit dem Chatbot führen.

SerchGPT sucht eine Espressomaschine.

(Bild: OpenAI)

Angezeigt werden dann klassische Siebträgermaschinen samt verschiedenen Shops, in denen es sie zu kaufen gibt. In einer Spalte gibt es sodann auch gleich den Kaufbutton. Man muss also nicht verschiedene Seiten öffnen, um die Angebote zu sehen, sondern kann direkt auswählen, wo die Maschine am günstigsten ist. Da wir beim Erscheinen dieses Artikels noch keinen Zugriff auf die Funktion haben, können wir den Kaufprozess noch nicht abbilden. OpenAI schreibt, es sei nicht nötig, das Gespräch zu verlassen.

Zunächst ist die Shopping-Funktion auf bestimmte Produkte beschränkt: Elektronik, Haushaltswaren, Beauty und Mode machen den Anfang. Commerce in ChatGPT stehe noch am Anfang, man arbeite iterativ in enger Zusammenarbeit mit den Händlern, heißt es. Wie diese Zusammenarbeit ausschaut, unbekannt.

Es dürfte für einige Händler problematisch sein, wenn völlig unklar ist, wann und warum ihre Produkte angezeigt werden oder auch nicht. Zudem könnte der fehlende Besuch einer Webseite, um sich dort zu informieren, ebenfalls negative Auswirkungen auf die Webseitenbetreiber und Händler haben. Ihnen fehlt gegebenenfalls die Möglichkeit, Werbung auszuspielen. Außerdem können sie keine weiteren Produkte oder Angebote, die zum Produkt passen, lancieren.

Ob der Verbraucher davon profitiert und wirklich gute Produkte angezeigt bekommt, ist unklar, da die Auswahl der Produkte aktuell einer Blackbox entspricht. Das gilt in gewissem Maß aber auch schon für Google und die dortigen Shoppingergebnisse. Immerhin weiß man bei Google zum Teil, welche Parameter es wahrscheinlicher machen, dass Händler bevorzugt angezeigt werden. Dazu gehört etwa, wie gut eine Webseite aufgebaut ist, aber auch wie oft sie besucht wird. Zudem werden bei Google besonders prominent jene Produkte angezeigt, die gesponsort sind – für die also bezahlt wurde. Sogar die KI-generierten Antworten tauchen erst deutlich weiter unten in der Google-Suche auf als bezahlte Produktanzeigen. Eine wichtige Rolle spielen freilich auch hier die persönlichen Daten eines Nutzers, die für die Auswahl der Ergebnisse mitverantwortlich sind. Das gilt sowohl für Google als auch OpenAI.

Konkurrenz besteht durch die neue Shopping-Funktion auch für Webseiten mit Produkttests und für Vergleichsportale. Von diesen übernimmt ChatGPT die Informationen, zeigt die Webseiten aber gegebenenfalls gar nicht an, sondern bietet nur den direkten Weg zur Verkaufswebseite.

Google hat bereits vor Jahren eine Milliardenstrafe vom EuGH kassiert, weil der eigene Preisvergleichsdienst vor anderen Portalen in der Suche bevorzugt wurde. Das ist Ausnutzen der eigenen marktbeherrschenden Stellung. Der Preisvergleichsdienst Idealo hat daran anhängend eine Klage vor dem Landgericht Berlin laufen.

(emw)