Letzte Komponente des zentralen Magneten des ITER ist fertig

Die letzte Komponente des zentralen Magneten des ITER ist fertig. In Cadarache hat die Montage des Fusionsforschungsreaktors begonnen.

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Blick in die Tokamak-Grube des ITER

Blick in die Tokamak-Grube des ITER

(Bild: ITER)

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Am Fusionsforschungsreaktor ITER in Cadarache in SĂĽdfrankreich hat es einen wichtigen Fortschritt gegeben: Der Solenoid-Magnet, eine zentrale Komponente des Reaktors, ist fertiggestellt.

Der Magnet steht in der Mitte des torusförmigen Reaktors, des Tokamak, und wird 300 bis 500 Sekunden lange Magnetpulse erzeugen. Im Zusammenspiel mit sechs ringförmigen Magneten wird er das Plasma im Innern der Reaktorkammer einschließen. Zudem wird Plasma durch die Magneten auf eine Temperatur von 150 Millionen Grad erhitzt – diese Temperatur ist nötig, damit die Kerne der Wasserstoffisotope Deuterium und Tritium zu einem Heliumkern fusionieren und dabei Energie freisetzen.

Der Magnet besteht aus sechs Teilen und wurde in den USA gebaut. Er ist 18 Meter hoch, hat einen Durchmesser von 4,25 Meter und wiegt über 1000 Tonnen. Das Magnetfeld, das er erzeugt, hat laut ITER eine Feldstärke von 13 Tesla. Damit sei es 280.000 Mal stärker als das Erdmagnetfeld. Es sei das stärkste Magnetfeld auf der Welt und stark genug, um einen Flugzeugträger anzuheben.

Mit dem letzten Element des Solenoid-Magneten sind die meisten wichtigen Komponenten fertiggestellt. Damit könne die Montage des Reaktors beginnen. Im vergangenen Monat sei bereits das erste Vakuumgefäß in die Tokamak-Grube eingesetzt worden.

Der ITER – eine Abkürzung für International Thermonuclear Experimental Reactor – soll der erste großtechnische Fusionsreaktor der Welt werden. Dort sollen die Erkenntnisse gewonnen werden, die für die kommerzielle Energieerzeugung per Kernfusion benötigt werden. Auf Basis der Erkenntnisse aus ITER soll das Demonstrationskraftwerk (DEMO) gebaut werden, das alle Funktionen eines Kraftwerks erfüllt.

Das Projekt ITER wurde 1985 beim Gipfeltreffen mit US-Präsident Ronald Reagan von Michail Gorbatschow, damals Staats- und Parteichef der Sowjetunion, vorgeschlagen. An dem Projekt arbeiten 35 Länder mit, darunter Russland und die USA, die Mitglieder der Europäischen Union, Großbritannien, China, die USA und Japan.

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Baubeginn war 2007. Die Anlage sollte 2016 in Betrieb gehen. Allerdings kam es immer wieder zu Verzögerungen, etwa durch das Erdbeben und den Tsunami im Jahr 2011 oder die Corona-Pandemie. 2023 wurden zudem eklatante Mängel bekannt. Lange galt, dass das First Plasma 2025 stattfinden sollte. Nach dem neuen, 2024 veröffentlichten Zeitplan wird es kein – eher symbolisches – First Plasma. Stattdessen soll 2035 der vollständig ausgestattete Reaktor in Betrieb gehen. Start of Research Operation, also Beginn der Forschungsarbeiten, soll 2034 sein.

(wpl)