Privatsphäre: Meta will wohl doch Gesichtserkennung in smarte Brillen einbauen
Laut Berichten entwickelt Meta Funktionen zur Gesichtserkennung fĂĽr seine Smart Glasses. Der Konzern vermied diese Technik dort bisher aus DatenschutzgrĂĽnden.
(Bild: ImageFlow/Shutterstock.com)
Meta arbeitet offenbar an zwei neuen, mit erweiterten Funktionen mit Künstlicher Intelligenz (KI) aufgerüsteten Modellen für smarte Brillen. Das berichtet das Magazin The Information. Die Smart Glasses mit den Codenamen Aperol und Bellini sollen demnach eine biometrische Gesichtserkennung an Bord haben. Darüber könnte die Brille beispielsweise Namen von Personen in der Nähe einblenden, die die Meta-KI automatisiert erkannt hat. Doch Optionen, unauffällig Aufnahmen von Personen zu machen und diese potenziell zu identifizieren, werfen bei intelligenten Brillen seit Jahren erhebliche Datenschutzbedenken auf. Kritiker befürchten, dass solche Technologien missbraucht werden, um Menschen ohne deren Wissen oder Zustimmung zu überwachen.
Bislang betont Meta immer wieder, dass die Privatsphäre der Nutzer und der Personen in deren Umfeld wichtig ist. Derzeit verfügen die von dem US-Konzern angebotenen smarten Brillen nicht über eine direkt integrierte Funktion zur Gesichtserkennung. Die Brillen analysieren also nicht selbst aktiv die Gesichter von Personen, die Träger ansehen, um diese zu identifizieren.
Die Smart Glasses von Ray-Ban und Meta verfĂĽgen ĂĽber eine kleine LED-Lampe, die aufleuchtet, wenn eine Aufnahme gemacht wird. Dies soll Dritten als Warnung dienen. Zudem gibt Meta den Nutzern Kontrolle ĂĽber ihre Daten in einer speziellen View-App. Allerdings wird diese MaĂźnahme von Kritikern als nicht ausreichend erachtet, da die LED in bestimmten Situationen schwer erkennbar sein kann.
Harvard-Studenten machten Gesichtserkennung möglich
Schon im Spätherbst gab es aber eine Demo von Harvard-Studenten, die die Kamera der Brille in Kombination mit externer Software und KI genutzt haben, um Personen in Echtzeit zu identifizieren. Sie entwickelten dafür ein I-XRAY genanntes Werkzeug. Dieses erfasst das Abbild einer Person und lässt es durch den leicht zugänglichen und seit Jahren umstrittenen Gesichtserkennungsdienst PimEyes laufen. In einem weiteren Schritt beschaffte die Lösung zusätzliche Informationen über Betroffene aus dem Internet, einschließlich ihrer Privatadresse und Telefonnummer. Schon dieser Test hat die potenziellen Risiken solcher Technologien in Bezug auf die Privatsphäre deutlich gemacht.
Ein Meta-Sprecher betonte damals gegenüber dem Magazin 404 Media, dass die Technologie von PimEyes mit jeder Kamera verknüpft werden könnte. Die Studenten streamten live von der Brille auf Instagram und überwachten diese Live-Aufzeichnen anschließend mit dem Gesichtserkennungsprogramm. Zu dem neuen Bericht über eine eigene einschlägige Funktion wollte sich der Sprecher nun nicht konkret äußern. Der vor einigen Monaten erhobene Einwand gegen die angebliche Einzigartigkeit von Meta-Brillen auf diesem Gebiet bleibe bestehen.
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Noch mehr erweiterte KI-Funktionen geplant
Schon seit dem Start der Ray-Ban-Brille gibt es Sorgen, dass die Käufer damit bald in öffentlichen und privaten Räumen unterwegs sein würden, um ihr Umfeld zu fotografieren oder zu filmen und letztlich auszuspähen. Meta brachte die Computerbrille anfangs nur in Australien, den USA, Kanada, Irland, Italien und Großbritannien auf den Markt. Erst seit Kurzem ist sie in Deutschland und weiteren EU-Ländern wie Österreich, Belgien, Dänemark, Norwegen, Schweden und Finnland verfügbar.
Mit Aperol und Bellini will der Konzern dem Vernehmen nach auch Live-KI-Funktionen weiter ausbauen. Die Technik könnte dann etwa erkennen, ob Nutzer ihre Wohnung verlassen, ohne den Schlüssel mitgenommen zu haben. Offen ist, wie vor allem die potenzielle Gesichtserkennung mit den Vorgaben aus der Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) und dem AI Act zusammenpassen soll.
(nen)