Digitale Lernmittel: Schüler wollen mehr davon – und lieben ihr Smartphone

Schüler sehen viele Vorteile in der Nutzung digitaler Angebote in Schulen. Die Liebe zu Smartphones dürfte aber weiter für Konflikte sorgen.

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Schüler tippt auf überlebensgroßes Handy

(Bild: Stokkete/ Shutterstock.com, bearbeitet mit Creative Flow von heise online)

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This article is also available in English. It was translated with technical assistance and editorially reviewed before publication.

Die analoge Schulausstattung hat sich weiter verschlechtert, die digitale verbessert. Trotzdem weicht das, was in Schulen an digitalen Lernmedien, Medienbildung oder auch Informatikunterricht geboten wird, noch stark von dem ab, was sich deutsche Schülerinnen und Schüler für ihren Schulalltag wünschen. Außerdem: Das derzeit sehr umstrittene Smartphone ist ihnen das beliebteste Lerngerät. Der Branchenverband Bitkom positionierte sich bei der Vorstellung dieser Umfrage-Ergebnisse erneut gegen strikte Smartphone-Verbote an Schulen.

Befragt nach der aktuellen Situation in ihren Schulen und wie sie gerne lernen möchten, erklärten die befragten Schülerinnen und Schüler im Alter zwischen 14 und 19 Jahren, dass die großen "analogen" Probleme weiterhin der Lehrkräftemangel, Unterrichtsausfall, Gewalt und Mobbing sind. Die Zahlen zu Lehrkräftemangel und Unterrichtsausfall haben sich gegenüber einer Erhebung aus dem Jahr 2023 aber noch weiter verschlechtert. In Bezug auf den Lehrkräftemangel erfolgte eine Steigerung von 59 auf 65 Prozent, in Bezug auf die Unterrichtsausfälle von 49 auf 59 Prozent. Bei den "kaputten Schulgebäuden" hat sich der Wert verdoppelt. 2023 erklärten 20 Prozent der Befragten, dass ihr Schulgebäude "kaputt" sei, nun sagten das schon 40 Prozent. Und auch Lehrinhalte werden verstärkt als veraltet wahrgenommen. Während 2023 noch 26 Prozent dieser Meinung waren, sind es in nun 35 Prozent.

Die digitale Ausstattung hat sich hingegen gegenüber 2023 merklich verbessert. Während 2023 noch 87 Prozent der Schülerinnen und Schüler über ein schlechtes oder nicht vorhandenes WLAN in Schulgebäuden klagten, sagten dies 2025 "nur noch" 59 Prozent. Die technische Ausstattung wird von 49 Prozent als schlecht eingestuft – und nicht mehr von 56 Prozent. Einen zu geringen Einsatz digitaler Geräte und Bildungsmedien bemängelten jetzt noch 36 Prozent gegenüber 48 Prozent im Jahr 2023. Bitkom-Präsident Dr. Ralf Wintergerst konnte ob dieser Zahlen allerdings nicht in große Freude verfallen. Die Lage sei zwar besser, aber immer noch alarmierend.

Dass heutige Schülerinnen und Schüler gerne und mehr mit digitalen Medien (umgehen) lernen wollen, macht die Befragung des Bitkom sehr deutlich. 88 Prozent wünschen sich, dass digitale Lernmedien mehr zum Einsatz kommen sollen. 75 Prozent gaben an, dass sie durch den Einsatz digitaler Lernmedien im Unterricht motivierter sind und 64 Prozent, dass ihnen damit das Lernen leichter fällt. Nur 22 Prozent gaben an, dass es sie ablenke, wenn diese im Unterricht eingesetzt werden.

Befragt zu Interessen der Schülerinnen und Schülern und dem tatsächlichen Angebot im Unterricht, zeigte sich, dass Wünsche und Angebote teilweise weit auseinanderklaffen. Fast alle Schüler (94 Prozent) möchten im Schulkontext "Richtiges Verhalten in Chats und auf Social Media, z.B. Umgang mit Hate Speech" lernen, während das Angebot für nur 68 Prozent vorhanden ist. 90 Prozent wollen mehr zu Datenschutz im Internet und den Schutz der Privatsphäre wissen, aber nur 61 Prozent werden dazu wie gewünscht geschult. Oberhalb der 80-Prozent-Marke liegen auch die Vermittlung von Grafischen Designs, die Prüfung von Quellen sowie der Umgang mit Fake News, die Produktion von Videos, aber auch die Nutzung von KI-Tools.

Schülerinnen und Schüler wünschen sich noch mehr Angebote zu digitalen Themen.

(Bild: Bitkom)

Angebot und Nachfrage kommen sich sehr nahe, wenn es um "Nutzung des Internets für Recherchen" geht (94 vs. 89 Prozent) oder auch "Technische Grundlagen und praktisches Handwerk, z.B. Reparatur" (61 vs. 55 Prozent). Im Falle von Programmiersprachen übersteigt das Angebot sogar leicht die Wünsche – 43 Prozent wollen Programmiersprachen lernen, bei 46 Prozent werden diese angeboten.

Dass die Implementierung von verpflichtendem Informatikunterricht Schülermeinungen stark verändern kann, zeigt die Befragung auch. Eigentlich nur die Schülerinnen und Schüler, die noch keinen Informatikunterricht erlebt haben, hielten ihn in der Befragung für eine "schlechte Idee" (29 Prozent) oder reagierten mit "ist mir egal" (30 Prozent). 87 Prozent derjenigen, die bereits Informatikunterricht haben, halten ihn auch "für eine gute Idee".

Die Befähigung der Lehrkräfte digitale Geräte und Medien im Unterricht einzusetzen, schätzen Schülerinnen und Schüler immer noch recht unterschiedlich ein. 15 Prozent haben ihrer Ansicht nach sehr gute Fähigkeiten, 19 Prozent gute, 39 befriedigende, 12 Prozent ausreichende, 9 Prozent mangelhafte und 5 Prozent ungenügende. Auch hier sieht der Bitkom noch Verbesserungspotenzial durch Weiterbildungen.