Jugendschutz: Der globale Konflikt um digitale Altersgrenzen

Der Ruf nach Altersverifikation wird in Deutschland lauter, doch die Lösungen werfen neue Probleme auf: Die EU kämpft mit juristischen Grauzonen.

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(Bild: Martina Bruns/KI/heise medien)

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Andere Staaten machten es vor, nun nimmt auch in Deutschland die Diskussion um Handy- und Social-Media-Verbote für Minderjährige richtig Fahrt auf. Insbesondere Bundesbildungsministerin Karin Prien (CDU) setzt sich mit wachsender Vehemenz dafür ein. Prien hatte im Juni ein Smartphone-Verbot für unter 14-Jährige ins Spiel gebracht, außerdem eine Altersgrenze für die Nutzung sozialer Medien, ohne sich auf ein Alter festzulegen.

Die Bundesministerin für Bildung, Familie, Senioren, Frauen und Jugend hatte erklärt, es gebe für ihr Ansinnen "parteiübergreifend einen großen Konsens". Ihr Parteikollege Daniel Günther (CDU), Schleswig-Holsteins Ministerpräsident, ist für eine feste Altersgrenze von 16 Jahren, wie er wiederholt betonte. Prien wollte umgehend eine Expertenkommission unter Beteiligung der Länder einberufen, die gesetzliche Regelungen erarbeitet. Aber bereits in der Schwesterpartei CSU regte sich umgehend Widerstand. Als "totalen Quatsch" und "realitätsfremd" bezeichnete etwa der CSU-Chef und bayerische Ministerpräsident Markus Söder das Vorhaben. Priens Kommission dürfte nun wohl frühestens im Herbst kommen.

Recht, Verbraucher- und Datenschutz
c’t kompakt
  • Smartphone- und Social-Media-Verbote fĂĽr Minderjährige sind weltweit auf dem Vormarsch.
  • Auch in der deutschen Politik bildet sich eine Allianz, die schärfere Gesetze fordert.
  • Die EU-Rechtslage sieht derlei Verbote nicht vor, dennoch entwickelt die EU-Kommission eine App zur Altersverifikation.

Derweil goss der Branchenverband Bitkom Öl ins Feuer. Anfang August präsentierte er eine aktuelle, statistisch bereinigte Befragung von Eltern, deren Kinder zwischen 6 und 18 Jahre alt sind. Demnach darf die Mehrheit der Kinder bereits ab 7 Jahren ein Smartphone nutzen. Im Alter ab 13 Jahren seien 92 Prozent der Jugendlichen in sozialen Medien aktiv. Nur 2 von 5 Eltern sprechen laut Bitkom-Erhebung regelmäßig mit ihren Kindern über Erlebnisse in sozialen Netzwerken. 40 Prozent der Eltern von 13- bis 15-Jährigen, die ein Smartphone nutzen, geben dafür Zeitlimits vor, lediglich 38 Prozent aktivieren Jugendschutzfunktionen. Angesichts dieser Zahlen überraschend: Den Bitkom-Zahlen zufolge befürworten die Eltern durchschnittlich ein gesetzliches Social-Media-Verbot für Kinder unter 14.

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