Breitbandausbau hakt (auch) am Schaltverteiler

Um den Netzzugang am Schaltverteiler, der den Breitbandausbau auf dem Land mit voranbringen soll, herrscht das branchenübliche Gezerre. Der Regulierer will die Konditionen jetzt vereinheitlichen.

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Ein Baustein in der Strategie der Bundesregierung zum Breitbandausbau in bisher mit DSL unterversorgten Gebieten ist der Schaltverteiler. Um die unscheinbaren grauen Kästen, die Telekom-Konkurrenten die Erschließung mehrerer Haushalte erleichtern können, gibt es den branchentypischen Streit. Bei einer Anhörung der Bundesnetzagentur in dieser Woche in Bonn forderten die Telekom-Konkurrenten verlässliche Rahmenbedingungen beim Schaltverteilerzugang. Sie werfen der Telekom eine systematische Blockadepolitik vor. Die Bonner dagegen zeigen sich konziliant.

Die Regulierungsbehörde hatte die Telekom bereits im März 2009 verpflichtet, in Gebieten mit Bandbreiten unter 1 Mbit/s ihren Konkurrenten einen Netzzugang per Schaltverteiler zu gewähren. In diesen Anlagen laufen die Teilnehmeranschlussleitungen (TAL) ganzer Gemeinden oder Ortsteile zusammen. Unternehmen, die einen Schaltverteiler mit einer eigenen Zuführungsleitung erschließen, können darüber alle angeschlossenen Haushalte mit höheren Bandbreiten versorgen. Mit einem Eilantrag gegen die Ausgestaltung der Regulierungsverfügung war die Telekom zunächst gescheitert, die Klage läuft unterdessen weiter.

Die Schaltverteiler sollen auch einen signifikanten Beitrag zu der Breitbandstrategie der Bundesregierung leisten, bis Ende des Jahres alle Haushalte mit einem Breitbandzugang von mindestens 1 Mbit/s zu versorgen. So richtig hat das bisher nicht funktioniert. Den ersten Schaltverteiler hat die Telekom über ein Jahr nach der Regulierungsverfügung an einen Konkurrenten übergeben. Die Nachfrage ist nicht gerade explodiert: Keine 40 Anträge seien bisher eingegangen, sagt die Telekom, insgesamt seien erst sechs Schaltverteiler an Wettbewerber übergeben worden.

Bei den Branchenverbänden heißt es dagegen, vor allem kleinere regionale Anbieter hätten großes Interesse. Die Schuld an der schleppenden Entwicklung geben die Wettbewerber dem umständlichen Verfahren – und der Telekom. Für die Errichtung eines jeden Schaltverteilers – keine triviale Kleinigkeit — muss ein individuelles Regulierungsverfahren geführt werden. Die Bundesnetzagentur will da Abhilfe schaffen und den Schaltverteilerzugang im Rahmen eines Standardverfahrens vereinfachen. Am Dienstag hörte sich die zuständige Beschlusskammer der Regulierungsbehörde die Wünsche und Nöte der Beteiligten an.

Der Stein des Anstoßes: Schaltverteiler der Telekom.

(Bild: Bundesnetzagentur)

Die Telekom sieht sich mit dem Vorwurf konfrontiert, der Konkurrenz bewusst Steine in den Weg zu legen. "Wir beobachten, dass der Netzausbau der Telekom häufig genau an den Orten erfolgt, die von einem Wettbewerberunternehmen als Standort eines Schaltverteilers angefragt werden", sagte VATM-Chef Jürgen Grützner. Der Verband wirft der Telekom eine "massive Blockadestrategie" vor, sorgte mit dieser Attacke am Tag vor der Anhörung aber bei einigen Beteiligten für Stirnrunzeln. Die Telekom weist die Vorwürfe zurück.

Abgesehen von dem branchentypischen Säbelrasseln geht es den Telekom-Wettbewerbern um klare Rahmenbedingungen, verlässliche Informationen und definierte Fristen. Sie wollen sichergestellt sehen, dass die Telekom wesentliche Informationen zu Ausbauplänen, Kabelverläufen oder baulichen Gegebenheiten nicht nur zügig mitteilt, sondern auch für eine bestimmte Zeit garantiert. Branchenvertreter sind sich einig, dass die Zeit drängt. Ein Standardangebot sei "entscheidend für einen schnellen und effektiven Breitbandausbau", sagt Breko-Chef Stephan Albers, und "die ambitionierten Ziele der Breitbandinitiative der Bundesregierung".

Die Telekom zeigt sich gesprächsbereit und lobt den "konstruktiven" Verlauf der Anhörung. "Wir haben freiwillig bereits Grundzüge eines Standardangebots vorgelegt", sagt ein Konzernsprecher und ergänzt, schon jetzt liefere die Telekom ihren Wettbewerbern mehr Informationen, als sie eigentlich müsse. Der Beifall aus der Branche ist allerdings verhalten: "Die Telekom ist uns in einigen Punkten entgegen gekommen", konstatiert ein Breko-Sprecher. Längst seien aber noch nicht alle Hürden aus dem Weg geräumt. "Es ist sehr, sehr mühsam." (vbr)