Amazon-Tochter Zoox: Zweiter RĂĽckruf von Robotaxis innerhalb eines Monats
Das US-Robotaxi-Unternehmen Zoox ruft nach einer Kollision mit einem E-Scooter einen Teil seiner Fahrzeuge zurĂĽck und spielt ein Software-Update ein.
Autonomes Taxi von Zoox in Las Vegas (Bild: Zoox)
Das zu Amazon gehörende Robotertaxi-Start-up Zoox hat nach einem Unfall Anfang Mai in San Francisco zum zweiten Mal innerhalb weniger Wochen einen freiwilligen Software-Rückruf für einen Teil seiner autonomen Fahrzeuge bei der US-Verkehrsbehörde NHTSA (National Highway Traffic Safety Administration) angemeldet.
Laut einer Erklärung des Unternehmens ist der Auslöser der Rückrufaktion ein Zusammenstoß zwischen einem der Zoox-Robotaxis und einem E-Scooter-Fahrer am 8. Mai in San Francisco. Ein unbesetztes, mit geringer Geschwindigkeit fahrendes Zoox-Fahrzeug wurde demnach beim Abbiegen von einem E-Scooter-Fahrer angefahren, nachdem es an der Kreuzung gebremst hatte, um Vorfahrt zu gewähren.
Erst Anfang Mai hat Zoox 270 Robotaxis zurückgerufen, nachdem ein unbesetztes Robotaxi in Las Vegas in einen Unfall mit einem Pkw verwickelt worden war, bei dem glücklicherweise niemand verletzt wurde. Ursache war laut dem Robotaxi-Anbieter ein Software-Fehler, der dazu führen könnte, dass das autonome Fahrzeug die Bewegung eines anderen Fahrzeugs ungenau vorhersagt. Der aktuelle Fall scheint auf ein ähnliches Problem zurückzuführen zu sein.
Software-Update bereits eingespielt
"Das Zoox-Fahrzeug wurde zum Zeitpunkt des ZusammenstoĂźes angehalten", heiĂźt es in der Zoox-Mitteilung zu dem Unfall vom 8. Mai und dem daraus folgenden RĂĽckruf. "Der E-Scooter-Fahrer stĂĽrzte direkt neben dem Fahrzeug zu Boden. Das Robotaxi setzte sich daraufhin in Bewegung und hielt nach dem Abbiegen an, hatte jedoch keinen weiteren Kontakt mit dem E-Scooter-Fahrer." Das Zoox-Betriebspersonal traf demnach schnell am Unfallort ein. Eine angebotene medizinische Behandlung fĂĽr seine leichten Verletzungen lehnte der E-Scooter-Fahrer der Mitteilung zufolge ab.
"Nach diesem Vorfall haben wir sowohl Informationen als auch Videoaufnahmen transparent mit den Aufsichtsbehörden geteilt", schreibt Zoox weiter. Zudem sei bereits ein Software-Update "zur Verbesserung der Wahrnehmungsverfolgung und zur weiteren Verhinderung von Fahrzeugbewegungen, wenn sich ein gefährdeter Verkehrsteilnehmer in unmittelbarer Nähe des Fahrzeugs befindet", in der Zoox-Fahrzeugflotte eingeführt worden.
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Im Gegensatz zu einem Rückruf beispielsweise bei Verbrennerautos, bei dem ein Fahrzeugbesitzer seinen Wagen für eine Reparatur zum Händler zurückbringen muss, umfasst ein Rückruf bei autonomen Fahrzeugen oft ein Software-Update, mit dem das Fahrzeugverhalten verbessert oder korrigiert wird. Da Zoox Eigentümer und Betreiber seiner Fahrzeuge ist, können Software-Updates schnell in der gesamten Flotte implementiert werden, heißt es vonseiten des Unternehmens. Wie viele Fahrzeuge von dem aktuellen Rückruf betroffen sind, gab Zoox nicht bekannt.
Wiederholt Zwischenfälle mit Robotaxis
Auch bei anderen Anbietern kommt es immer wieder zu Zwischenfällen. Mitte Mai wurde bekannt, dass das zu Google gehörende Robotaxi-Start-up Waymo mehr als 1.200 selbstfahrende Fahrzeuge zurückruft, um die Software zu aktualisieren. Damit soll das Risiko von Kollisionen mit parkenden Autos und anderen feststehenden Objekten beseitigt werden. Die NHTSA hatte deswegen im letzten Jahr eine Untersuchung gegen Waymo eingeleitet, die sie nach weiteren Vorfällen kurz darauf ausweitete. Die Untersuchung dauert weiter an.
Die General Motors-Tochter Cruise wurde im Herbst vergangenen Jahres nach einem Unfall eines ihrer autonomen Autos in San Francisco zu einer Millionenstrafe verurteilt. Kurz darauf geriet nach einigen Unfällen der Autopilot des US-Autobauers Tesla ins Visier der Behörden. Die NHTSA will klären, wie Teslas Autopilot mit schlechten Bedingungen umgeht. 2,4 Millionen Fahrzeuge sind betroffen. Und auch hinsichtlich des Taxi-Dienstes mit autonom fahrenden Autos, den Tesla im Juni in den Vereinigten Staaten beginnen will, sieht die Verkehrssicherheitsbehörde noch ungeklärte Fragen.
(akn)