Cadillac Vistiq: Teures E-SUV lädt nur zögerlich
Cadillac zeigt ein wahrhaft riesiges, luxuriöses SUV mit elektrischem Antrieb, dessen spärliche Durchschnitts-Ladeleistung überrascht.
(Bild: Cadillac)
Selbst Marken mit zugstarkem Image verkaufen nur vergleichsweise geringe Stückzahlen von tatsächlich riesigen SUVs, andere Hersteller tun sich noch schwerer. Vor diesem Hintergrund ist das Angebot geradezu erstaunlich groß. Mitmischen will auch Cadillac und stellt mit dem Vistiq ein E-SUV im Format eines Mercedes EQS SUV vor.
Wahrhaftig groß
Der Vistiq misst 5,22 m in der Länge, von denen 3,09 m auf den Radstand entfallen. Ohne Außenspiegel ist das E-SUV 2,03 m breit. Nicht zuletzt mit 1,79 m Höhe wird schließlich überdeutlich klar, dass sich die Marke an Interessenten wendet, die ein wirklich großes Auto bevorzugen. Innen gibt es drei Sitzreihen. Dahinter bleiben 297 Liter Kofferraum, doch wer die dritte Reihe umklappt, kann schon 889 Liter einladen.
Gestaltet ist der Vistiq innen wie außen eher konservativ, allenfalls die vier Rückleuchten ragen aus dem typischen SUV-Design etwas heraus. Die Klimaautomatik wird über ein eigenes Display bedient. Auf dem Lenkrad sind induktive Touchflächen untergebracht. Einen etwas überladenen Eindruck macht der linke Lenksäulenhebel. Inzwischen fast ungewöhnlich, aber gut: Das Glasdach lässt sich öffnen. Auch eine Wärmebildkamera ist selbst in diesem Segment nicht überall zu haben. Mit ihr werden beispielsweise auf nächtlichen Landstraßen Tiere sichtbar.
Laden mit 85 kW im Schnitt
Technisch überrascht nur ein Umstand. Cadillac nennt 190 kW Spitzenladeleistung, reiht sich also schon an dieser Stelle nicht vorn mit ein. Viel mehr enttäuschen dürfte Interessenten allerdings, was sich hinter der wachsweichen Angabe "von niedrigem Ladezustand auf 80 Prozent in etwa 45 Minuten" verbirgt. Sollten dahinter die üblichen 10 Prozent als Start stehen, bräuchte das Luxusauto eine dreiviertel Stunde, um knapp 64 kWh nachzuladen. Die durchschnittliche Ladeleistung läge damit bei etwa 85 kW. Selbst ein Skoda Elroq (Test) läge deutlich darüber, von den derzeit am schnellsten ladenden Elektroautos ganz zu schweigen. Das ist eine herbe Enttäuschung. Ein schwacher Trost ist da die Möglichkeit, an Wechselstrom mit bis zu 22 kW laden zu können.
Videos by heise
2,9 Tonnen Leergewicht
Zumal der Vistiq, wie nicht anders zu erwarten, auch nicht herausragend sparsam sein wird. Schon im WLTP nennt der Hersteller 21,8 kWh/100 km. Der Netto-Energiegehalt der Traktionsbatterie liegt bei 91 kWh, was für 460 km genügen soll. In der Praxis dürften mit etwas Puffer bei nicht allzu hastiger Fahrweise eher 350 km realistisch sein. Denn der Vistiq ist nicht nur voluminös, sondern auch schwer – und diese Massen müssen erstmal in Bewegung gesetzt werden. 2,9 Tonnen sind es leer, 2000 kg kann das E-SUV an den Haken nehmen.
Cadillac Vistiq (10 Bilder)

Cadillac
)Selbstverständlich wird an anderer Stelle kräftig eingeschenkt. Die Systemleistung der beiden Motoren beträgt 452 kW, das maximale Drehmoment 880 Nm. So gerüstet soll es möglich sein, in 3,7 Sekunden aus dem Stand auf 100 km/h zu beschleunigen. Zumindest gelegentlich stellt sich schon die Frage, wie viele in der Zielgruppe das eigentlich tatsächlich fordern, und wo das perspektivisch noch hinführen soll? Dem Treiben ein Ende wird im Vistiq bei 210 km/h gesetzt.
Ab 100.000 Euro
Einer größeren Verbreitung dieses Kolosses dürfte die Preisgestaltung entgegenstehen. Zwei Ausstattungsvarianten stehen bereit, die beide sehr üppig ausstaffiert sind. Für das Einstiegsmodell sind 99.640, das Spitzenmodell 110.503 Euro fällig. Bestellt werden kann ab sofort, die Auslieferungen sollen im September beginnen. Verlassen kann sich der Käufer vermutlich ziemlich sicher auf eines: Seine Wahl fiel auf ein Modell jenseits des Mainstreams – in jeder Hinsicht.
(mfz)