EU gehen die Seltenen Erden aus

Der Handelskrieg zwischen den USA und China zieht auch die EU-Wirtschaft in Mitleidenschaft. Besonders deutlich sei dies bei Rohstoffen zu spĂĽren.

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Seltene Erden

(Bild: Phawat / Shutterstock.com)

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This article is also available in English. It was translated with technical assistance and editorially reviewed before publication.

Die verschärften chinesischen Exportkontrollen für Seltene Erden entwickeln sich zu einem großen Problem für die europäische Industrie. Wie die EU-Handelskammer in China am Mittwoch in Peking mitteilte, stehen einige europäische Hersteller bereits diese Woche vor einem kompletten Produktionsstopp, weil ihnen die Rohstoffe ausgehen. Dies berichtet die Nachrichtenagentur Nikkei Asia.

Die Krise sei eine direkte Folge der eskalierenden Handelsspannungen zwischen den USA und China, erklärte Jens Eskelund, Präsident der EU-Handelskammer, vor Mitgliedern und Journalisten: Anfang April hatte Peking Exportbeschränkungen für sieben kritische Seltene-Erden-Elemente und Magnete verhängt – als Reaktion auf die von US-Präsident Donald Trump angekündigten "reziproken" Zölle. Die Europäische Handelskammer in China (EUCCC) ist eine gemeinnützige Vereinigung zur Unterstützung und Interessenvertretung von Unternehmen aus der Europäischen Union, die in China wirtschaftlich aktiv sind.

Die betroffenen Materialien seien unverzichtbar für eine breite Palette von Industrieprodukten, von Elektrofahrzeugen über Windkraftanlagen bis hin zu Rüstungsgütern. China kontrolliert dabei etwa 85 Prozent der globalen Raffineriekapazitäten für Seltene Erden, was die Abhängigkeit westlicher Hersteller besonders prekär mache.

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Obwohl sich die USA und China Mitte Mai auf eine teilweise Entspannung geeinigt und zusätzliche Zölle pausiert haben, bleiben die Lizenzanforderungen für Seltene Erden bestehen. Nach Angaben der Handelskammer gibt es einen "erheblichen Rückstau" bei der Bearbeitung der Exportanträge durch die chinesischen Behörden.

Bei einem Gespräch zwischen EU- und chinesischen Halbleiterunternehmen am Dienstag sei das Problem thematisiert worden. Vertreter des chinesischen Handelsministeriums hätten zwar versichert, "hart daran zu arbeiten", die steigende Nachfrage nach Lizenzen zu bewältigen. Konkrete Lösungen oder Zeitpläne nannten sie jedoch nicht.

Die Exportkrise ist allerdings laut der Handelskammer nur die Spitze des Eisbergs: Eine aktuelle Umfrage unter ihren Mitgliedern zeige eine deutliche Verschlechterung des Geschäftsklimas. 73 Prozent der befragten Unternehmen gaben an, dass die Geschäftstätigkeit in China 2024 schwieriger geworden sei. 63 Prozent der Unternehmen gaben an, aufgrund regulatorischer oder marktzugangsbedingter Barrieren Geschäftschancen verpasst zu haben – ebenfalls ein Rekordwert.

Zwischen den Branchen gab es hierbei große Unterschiede: Während in der Medizintechnik alle befragten Unternehmen betroffen waren, lag der Anteil in der Automobilindustrie bei 39 Prozent. Für Anfang Juni ist ein Treffen zwischen chinesischen und EU-Handelsvertretern in Paris geplant. Im Juli soll zudem ein EU-China-Gipfel in Peking stattfinden.

(mki)