Finanzierung weiterhin unklar: Leihtablets für Schüler in Niedersachsen ab 2026

Ministerpräsident Lies kündigt an, dass schrittweise Leihtablets für niedersächsische Schüler kommen sollen. Die Finanzierung bleibt aber weiterhin unklar.

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(Bild: zhu difeng/ Shutterstock.com)

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This article is also available in English. It was translated with technical assistance and editorially reviewed before publication.

Niedersachsens neuer Ministerpräsident, Olaf Lies (SPD), will ein Wahlversprechen einlösen, das noch von seinem Vorgänger Stephan Weil (SPD) 2022 gemacht wurde und sich später auch im Koalitionsvertrag wiederfand. Die Rot-Grüne-Koalition hat sich 2022 darauf geeinigt, dass schrittweise Leihtablets für jedes Schulkind vom Land kostenfrei zur Verfügung gestellt werden sollen. Wollen und Können scheinen aber noch weit auseinanderzuliegen.

In seiner ersten Regierungserklärung am 20. Mai 2025 sprach Lies davon, "Schülerinnen und Schüler ab Jahrgangsstufe 7 möglichst bereits zum Schuljahr 2026/2027 mit neuen Tablets" auszustatten. Nun erklärte er der dpa: "Wir wollen schrittweise im Schuljahr 2026/27 anfangen, Tablets bereitzustellen." Er erklärte im Anschluss zwar genauer, wie die Einführung der Tablets geplant sei, musste aber auch darauf verweisen, dass die Finanzierungsfrage weiterhin ungeklärt ist.

Das Wahlversprechen der SPD lautete im Jahr 2022, dass schon Kinder ab der 1. Klasse mit Leihtablets ausgestattet werden sollten. Stephan Weil erklärte damals: "Fortschritt für alle – Bildung für alle: Mit den Tablets ab Klasse 1 schaffen wir die digitale Lernmittelfreiheit!". Im Koalitionsvertrag (PDF) zwischen SPD und Grünen wurde dann die 8. Klassenstufe für die Einführung genannt, mit Aussicht darauf, sukzessive jüngere Jahrgänge zu versorgen. Laut Lies würde es mit Leihtablets nun ab der Klassenstufe 7 losgehen. Dafür nannte er auch einen Grund: Im siebten Jahrgang würden normalerweise Taschenrechner für den Matheunterricht eingeführt. Indem Tablets mit entsprechenden Taschenrechner-Apps vom Land zur Verfügung gestellt werden, könne eine zusätzliche Anschaffung ausbleiben. Das sei "organisatorisch, ökologisch und finanziell sinnvoll."

Für die Leihgeräte ist ein Leasing-System vorgesehen. Das Land will mit einem Anbieter hierzu einen Vertrag schließen. Familien sollen auch keine Leihgebühr aufbringen müssen. Wenn alle 7. Klassen versorgt sind, soll es in den nächsthöheren Klassen weitergehen. Ist das System vollständig ausgerollt, müssten niedersächsische Schülerinnen und Schüler aber damit rechnen, dass sie nach der 10. Klasse ihr bis dahin genutztes Tablet zunächst abgeben müssen. Lies zufolge würde die Nutzungsdauer der Geräte, die in der 7. Stufe ausgegeben werden sollen, wohl mit der 10. Klasse enden. Wie die landesseitige Ausstattung für Schülerinnen und Schüler aussehen soll, die nach der 10. Klasse weitermachen, ist laut dpa offen. Details dazu fehlen.

Bisher fehlte für die Umsetzung des Wahlversprechens das Geld. Durch das Leasing-System könnten auf Niedersachsen jährliche Kosten im dreistelligen Millionenbereich zukommen, hieß es schon Ende 2022. Nun setzt die Landesregierung auf den Digitalpakt 2.0 – der zwar laut Koalitionsvertrag von CDU, SPD und CSU kommen soll, aber dort nicht weiter umrissen wird, insbesondere die finanzielle Ausgestaltung nicht. Lies sagte der dpa: "Wir werden zunächst prüfen, ob der Digitalpakt uns ausreichende Spielräume gibt, um die Tablets einzuführen." Niedersächsische Familien müssen also unter Umständen weiterhin vollständig für Tablets aufkommen, die oft ab der 8. Klasse für Schülerinnen und Schüler verpflichtend sind. Selbst über Sammelbestellungen und mit Rabatten bedeutet das oft Kosten in Höhe von mindestens 400 Euro. Da Wasserschäden und andere Geräteschäden nicht selten sind, wird auch von Schulen zu entsprechenden Geräte-Versicherungen geraten. Familien leisten das zusätzlich zu den anzuschaffenden gängigen Materiallisten und Fachbüchern.

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In Süddeutschland dampfte gerade erst die bayerische Regierung aus CSU und Freie Wähler Versprechen aus dem jüngsten Koalitionsvertrag ein. Statt bayerische Schülerinnen und Schüler ab der 5. Klasse von Landesseite aus mit Tablets ausstatten zu wollen, verschob man das jetzt auf die 8. Klassenstufe. Bayern begründete dies nicht mit Kosten, sondern einer kritischeren Haltung zu digitalen Geräten in Schulen.

(kbe)