KI-Update: Meta- und Apple-KI-News, AR-Brille von Snap, EU-KI-Verordnung
Das "KI-Update" liefert werktäglich eine Zusammenfassung der wichtigsten KI-Entwicklungen.
- Marko Pauli
- The Decoder
Meta formiert ein neues Spitzenteam für Superintelligenz
Meta-Chef Mark Zuckerberg will den Rückstand seines Konzerns bei generativer KI aufholen – mit einem eigenen Superintelligenz-Team. Das neue Team soll laut Bloomberg direkt neben seinem Büro im Menlo Park arbeiten und umfasst rund 50 Spezialisten. Die Suche nach Talenten koordiniert ein WhatsApp-Chat mit dem Titel „Recruiting Party". Zuckerberg führt die Bewerbungsgespräche persönlich, oft in seinen Privathäusern. Der Auslöser für die neue Strategie war das enttäuschende Abschneiden von Llama 4, auch das ambitionierte Nachfolgemodell „Behemoth" wurde verschoben.
Parallel plant Meta eine Investition von über zehn Milliarden Dollar in das Start-up Scale AI. Dessen Gründer Alexandr Wang soll das neue Team leiten. Es wäre Metas größte externe Investition. Unklar bleibt, wie sich die neue Einheit zur bestehenden KI-Abteilung verhält. Metas Chefwissenschaftler Yann LeCun spielt in der neuen Strategie keine erkennbare Rolle – er verfolgt mit seinem JEPA-Ansatz weiterhin eine grundlegend andere Richtung. Meta scheint nun zweigleisig zu fahren, um nicht wie Apple den Anschluss bei generativer KI zu verlieren.
Apple öffnet KI-Modelle für Entwickler – bleibt aber vage bei Siri
Apple nutzt künftig ChatGPT von OpenAI für seinen Programmierassistenten und die neue Bildgenerierung. Die Integration in das Swift-Ökosystem wird als Fortschritt vermarktet, ist aber eher eine Kurskorrektur. Siri bleibt weiterhin ein Zukunftsprojekt. Die neuen Betriebssysteme, die im Herbst erscheinen, enthalten zwar kleinere KI-Funktionen wie Live-Übersetzung, doch der große Wurf fehlt.
Spannender ist die Öffnung der Apple-KI für Drittentwickler. Diese können die Modelle lokal auf dem Gerät nutzen – auch ohne Internetverbindung. Apple erlaubt dabei freies Prompten, was ungewöhnlich offen ist. Erste Reaktionen zeigen: Die Branche sieht Potenzial, aber eher für einfache Funktionen wie Formatierungen oder Sprachsteuerung. Es könnte im Herbst zu einem KI-Schub im App Store kommen. Ob Apple langfristig im KI-Wettlauf mithalten kann, bleibt offen.
Snap bringt AR-Brille mit KI
Snap stellt mit der Specs eine Augmented-Reality-Brille für Endkunden vor, die erstmals auch generative KI integriert. Anders als Metas Ray-Ban-Brille zeigt die Specs Übersetzungen direkt im Sichtfeld – etwa bei Stadtführungen oder dem Reifenwechsel. Die Brille basiert auf dem neuen SnapOS, das Modelle von OpenAI, Google und DeepSeek unterstützt.
Entwickler können damit KI-gestützte Lenses bauen, etwa für Spiele, virtuelle Assistenten oder Museumsführungen. Auch die Umwandlung von 2D-Informationen in 3D-Objekte ist möglich. Snap-CEO Evan Spiegel spricht von einem „räumlichen Paradigmenwechsel".
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EU-KI-Gesetz droht Verzögerung – wegen fehlender Standards
Die EU-KI-Verordnung könnte später als geplant in Kraft treten. Mehrere Mitgliedstaaten fordern längere Übergangsfristen, weil technische Normen und der „Code of Practice" für Basis-KI-Modelle noch fehlen. In Luxemburg schlug Tschechien vor, einzelne Teile des Gesetzes um bis zu zwei Jahre zu verschieben. Auch Deutschland zeigt sich offen für mehr Zeit.
Dänemark geht noch weiter und fordert ein Moratorium für neue Digitalgesetze sowie eine Überarbeitung der Datenschutzgrundverordnung. Die EU-Kommission hält sich bislang zurück, schließt aber Verzögerungen nicht aus. Der „Digital Omnibus" – ein geplantes Sammelgesetz – könnte als Rahmen für solche Anpassungen dienen. Konkrete Vorschläge werden im Herbst erwartet.
Google Gemini 2.5 Pro verarbeitet längere Texte als OpenAI
Google hat mit Gemini 2.5 Pro ein Sprachmodell vorgestellt, das beim Verstehen langer Texte führend ist. Im Benchmark Fiction.Live übertrifft es OpenAIs Modell „o3", insbesondere bei Kontextfenstern über 128.000 Tokens. Gemini bleibt auch bei 192.000 Tokens stabil – OpenAIs Leistung sinkt dort bereits spürbar.
Theoretisch kann Gemini bis zu einer Million Tokens verarbeiten. In der Praxis raten Google-Forscher jedoch zur Vorsicht: Große Textmengen verringern oft die Genauigkeit. Wichtiger als Länge sei die Relevanz des Inhalts. Auch Meta und andere Anbieter werben mit großen Kontextfenstern, doch ihre Modelle liefern bei komplexen Aufgaben häufig unzuverlässige Ergebnisse.
Amazon testet humanoide Roboter für die Haustürzustellung
Amazon bereitet offenbar den Einsatz humanoider Roboter für die Paketzustellung vor. Laut The Information hat der Konzern einen Testparcours in einem Gebäude in San Francisco aufgebaut. Dort stehen ein elektrischer Rivian-Lieferwagen und Hindernisse, die den Weg zur Haustür simulieren.
Die Roboter sollen neben den Paketen im Fahrzeug reisen und diese eigenständig ausliefern. Amazon testet dazu mehrere Modelle, unter anderem den chinesischen Unitree G1, der rund 16.000 US-Dollar kostet. Der Konzern entwickelt parallel eine eigene Software zur Steuerung der Roboter.
Ifo-Umfrage: Firmen erwarten Stellenabbau durch KI
27 Prozent der deutschen Unternehmen rechnen laut einer Umfrage des Ifo-Instituts mit Stellenabbau durch KI in den nächsten fünf Jahren. In der Industrie liegt der Anteil bei über 37 Prozent. Nur gut fünf Prozent erwarten neue Jobs durch KI, zwei Drittel gehen von keiner Veränderung aus.
Im Schnitt prognostizieren die betroffenen Firmen einen Personalabbau von acht Prozent. Angesichts des Fachkräftemangels könnte sich das teilweise ausgleichen. Doch Ifo-Umfragechef Klaus Wohlrabe warnt: Die Prognosen sind unsicher. Entscheidend wird sein, ob Beschäftigte durch Weiterbildung im Arbeitsmarkt bleiben oder ganze Berufsgruppen verdrängt werden.
Sutskever: KI verändert dein Leben – ungefragt
Ilya Sutskever, Mitgründer von OpenAI, warnt vor den tiefgreifenden Folgen künstlicher Intelligenz. In einer Rede sagte er, Maschinen könnten bald Aufgaben übernehmen, die bisher Menschen vorbehalten seien – in Forschung, Wirtschaft und Verwaltung. Diese Entwicklung werde unabhängig vom individuellen Willen ablaufen.
Sutskever vergleicht das Gehirn mit einem biologischen Computer. Alles, was es leistet, sei auch digital möglich. Nach seinem Ausstieg bei OpenAI gründete er das Start-up Safe Superintelligence. Es will KI-Systeme entwickeln, die Menschen zwar übertreffen, aber sicher bleiben.
(mali)