Wegen Zöllen und zähem Geschäft in China erwartet Mercedes ein kleineres Plus
Zölle und China belasten bereinigte Marge: Mercedes berechnet für die Halbjahreszahlen nur mehr vier bis sechs Prozent vor Zinsen und Steuern bis Jahresende.
Ein Modell aus weniger komplizierten Zeiten, ein Mercedes 190 E 2.5. Zwischen 1982 und 1988 erreichte der Mercedes 190 1,8 Millionen Verkäufe und zählt bis heute zu den erfolgreichsten Modellen der Marke.
(Bild: Florian Pillau)
- dpa
Mercedes-Benz rechnet in seinen wegen des Zollkompromisses der EU und den USA erst heute veröffentlichten Halbjahreszahlen mit einer geringeren Ertragskraft als bisher in diesem Jahr. Vorstandschef Ola Källenius sieht in der wichtigen Pkw-Sparte demnach vier bis sechs Prozent bereinigter Gewinnmarge vor Zinsen und Steuern voraus. Bevor der Dax-Konzern Ende April wegen der Zollunsicherheiten ihren Ausblick aussetzte, waren es noch fünf bis sieben Prozent.
Marktbeobachter waren zuletzt von gut fünf Prozent ausgegangen, vergangenes Jahr lag die Kennzahl bei 8,1 Prozent. Auch in der Sparte der leichten Nutzfahrzeuge verfinsterte sich die Prognose. Der Umsatz im Gesamtkonzern sowie der Absatz von Pkw dürften gegenüber dem Vorjahr nun deutlich fallen, hieß es vom Unternehmen weiter. Vor den Zollerhöhungen hatte Mercedes zunächst einen leichten Erlösrückgang prognostiziert.
Im zweiten Quartal war der Gewinn unter anderem wegen der US-Zölle stark eingebrochen. Das Konzernergebnis sackte um zwei Drittel auf 957 Millionen Euro ab. Neben den Effekten des Zolls wirkten sich auch Abschreibungen auf die verkauften Geschäfte in Argentinien und Kosten für das Sparprogramm aus. Die Sondereffekte beliefen sich auf 715 Millionen Euro vor Zinsen und Steuern im Quartal.
Weiter keine Besserung in China
Das Geschäft in China läuft zudem weiter schlecht. Das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern fiel um gut die Hälfte auf 1,99 Milliarden Euro. In der Pkw-Sparte lag die als Indikator wichtige bereinigte operative Marge bei 5,1 Prozent – besser als von Analysten befürchtet. Der Konzernumsatz ging wegen eines geringeren Absatzes um fast zehn Prozent auf 33,2 Milliarden Euro zurück.
Um die Kassenlage zu schonen, gab Mercedes weniger aus. Der freie Finanzmittelzufluss im Industriegeschäft – also ohne die Finanzdienstleistungen gerechnet – stieg gegenüber dem Vorjahresquartal überraschend um knapp 15 Prozent auf 1,87 Milliarden Euro. Bei Mercedes hat diese Kennzahl für Anleger eine besondere Bedeutung, denn der Konzern will freie Mittel, die nach der regulären Dividendenzahlung noch übrig sind, regelmäßig für den Rückkauf von Aktien verwenden.
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Sparziel zehn Prozent
Um Profitabilität und Absatz in den nächsten Jahren wieder zu steigern, hatte der Vorstand im Februar ein Sparprogramm beschlossen. Demnach sollen bis 2027 die Produktionskosten um zehn Prozent im Vergleich zu heute sinken. Zudem würden die Materialkosten verbessert, und auch die Fixkosten sollen um weitere zehn Prozent bis 2027 sinken.
Mit dem Gesamtbetriebsrat einigte sich das Unternehmen auf ein umfangreiches Maßnahmenpaket, das auch ein Abfindungsprogramm für Beschäftigte in indirekten Bereichen vorsieht. Laut Finanzchef Harald Wilhelm hat das Sparprogramm einen Umfang von rund 5 Milliarden Euro.
(fpi)