Das Milliardenspiel: 25 Jahre UMTS-Auktion
Vor 25 Jahren ging die Auktion der deutschen UMTS-Frequenzen mit einem bis heute unerreichten Rekordergebnis zu Ende. Nur der Finanzminister war richtig happy.
(Bild: Timofeev Vladimir/Shutterstock.com)
Bei 99.368.200.000,00 Deutschen Mark war endlich Schluss. Nach zweieinhalb Wochen fiel am 18. August 2000 der letzte Hammer bei der Versteigerung von Frequenznutzungsrechten für die dritte Mobilfunkgeneration 3G – oder wie es damals hieß: Universal Mobile Telecommunications System, UMTS.
Umgerechnet 50 Milliarden Euro haben Netzbetreiber und solche, die es werden wollten, auf den Tisch von Bundesfinanzminister Hans Eichel (SPD) geblättert, der sich über "Unerwartete Mehreinnahmen zur Tilgung von Staatsschulden" freute. Diese historische Dimension hat keine der folgenden Frequenzauktionen wieder erreicht.
Trendsetter Deutschland
Es war das erste Mal, dass in Deutschland Nutzungsrechte für Frequenzen versteigert wurden. Bis dahin war das nur ein Verwaltungsakt: Die Regulierungsbehörde Telekommunikation und Post (RegTP) vergab die Frequenzen per Zuteilung. Auch in anderen Ländern war die staatliche Zuteilung Usus, Belgien vergab seine UMTS-Lizenzen auch so.
"Eine Versteigerung ist und bleibt das geeignetste und effizienteste Verfahren zur Vergabe von knappem Frequenzspektrum für den Mobilfunk", sagt Cara Schwarz-Schilling vom Wissenschaftlichen Institut fürInfrastruktur und Kommunikationsdienste (WIK). "Ausschreibungsverfahren bzw. Schönheitswettbewerbe bleiben demgegenüber intransparent."
Der amerikanische Regulierungsbehörde Federal Communications Commission (FCC) hatte in den 1990er Jahren erstmals Spektrum versteigert. In Europa kam das Format mit der zunehmenden Liberalisierung der Telekommunikationsmärkte in Mode. Im April 2000 hatten bereits die Briten ihre UMTS-Frequenzen für umgerechnet rund 38 Milliarden Euro versteigert.
"Die deutsche Regulierungsbehörde war damals einer der Vorreiter bei der Anwendung simultaner mehrstufiger Auktionen, die im Nachgang noch von zahlreichen anderen Regulierungsbehörden zur Anwendung kamen", erklärt Schwarz-Schilling. "Das in Deutschland angewendete Auktionsdesign hat sich auch bei den nachfolgenden Frequenzauktionen in Deutschland, insbesondere bei der 5G Auktion als regulierungsökonomisch effizientes Frequenzvergabeverfahren bewährt.“
Videos by heise
Neuland kommt auf's Handy
Dass sich die Bieter bei der deutschen Auktion in solch schwindelerregende Höhen steigerten, ist einerseits der damals herrschenden Aufbruchsstimmung geschuldet. Dieses Interdings war Neuland, mit UMTS sollte es auf jedes Handy kommen. Schier endlos war die Phantasie, die von der Realität erst sehr viel später eingeholt werden sollte.
"Mit der UMTS-Auktion startete das Zeitalter des mobilen Internet in Deutschland. Der technologische Aufbruch war bedeutend – die finanziellen Folgen jedoch belastend", sagt Valentina Daiber, Vorständin Recht &. Corporate Affairs bei Telefónica Deutschland. "Hohe Frequenzkosten durch Auktionen binden über Jahre Investitionsmittel, die im Netzausbau und damit bei der Digitalisierung unseres Landes besser aufgehoben sind."
FĂĽr internationale Wettbewerber war die Versteigerung ein Zugang auf den lukrativen, aber bisher von der RegTP hĂĽbsch zwischen T-Mobil, Mannesmann D2, E-Plus und Viag Interkom aufgeteilten deutschen Markt. Neben den Platzhirschen bewarben sich noch Mobilcom (zusammen mit France Telecom), Debitel und die Group 3G von TelefĂłnica und Sonera, die mit Quam einen gemeinsamen Netzbetreiber etablieren wollten.
Nachdem weitere Interessenten kurz vor Auktionsbeginn abgesprungen waren, bewarben sich noch sieben Bieter um insgesamt zwölf Frequenzblöcke à 5 Megahertz. Jeder Bieter durfte für maximal drei Blöcke bietet und erhielt eine Lizenz, wenn er mindestens zwei Blöcke erfolgreich ersteigerte.