Face your Place

Facebook will nach Profildaten, sozialen Verbindungen und persönlichen Vorlieben nun auch noch den Aufenthaltsort seiner User speichern. Und die machen freudestrahlend mit.

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Ich bin nun seit mittlerweile ĂĽber 15 Jahren im Internet unterwegs. 1993 oder 1994 muss es gewesen sein, als ich erstmals einen textbasierten Browser ĂĽber einen Mailbox-Zugang ins Netz austesten durfte. Seither hat sich bekanntermaĂźen unsagbar viel getan, das Internet ist in der Mitte unseres Lebens angekommen und mittlerweile gibt es Dinge, die "die jungen Leute da drauĂźen" tun, die selbst ein alter Netzhase wie meiner einer nicht mehr so recht versteht.

Schon wenn sie "nur" von kleinen Start-ups wie Foursquare oder Gowalla veranstaltet werden, sind sogenannte Check-In-Dienste datenschutztechnisch reichlich bedenklich: Da teilt man einem Unternehmen freiwillig mit, wo man sich gerade aufhält - und das über Tage, Wochen, Monate und manchmal sogar Jahre lang. Die Motivation: Ein bisschen Narzissmus, spielerische Elemente und/oder die Möglichkeit, Freunde zu treffen, die der gleichen Peergroup angehören.

Nun hat das größte soziale Netzwerk der Welt eine ähnliche Funktion ausgerollt. "Places" soll Nutzern die Möglichkeit geben, mit ihren Freunden (oder gar komplett öffentlich) zu teilen, wo sie sich gerade befinden. Damit erhält Facebook neben den bereits in seinem Besitz befindlichen Profildaten, den sozialen Verbindungen des Nutzers und dessen Web-technische Vorlieben nun auch noch seine Standortinfos frei Haus geliefert.

Neben den für Facebook so typischen unschönen Implementierungsfehlern von Places macht mir dabei vor allem eines Sorgen: Der Konzern hat offenbar vor, die anfallenden Datenmengen über einen langen Zeitraum zu speichern. Im hübsch kitschigen Vorstellungsvideo zu Places heißt es beispielsweise, Freunde könnten auch noch nach einem Jahr Kommentare lesen, die andere Nutzer zu einem Ort abgegeben hätten. Ein anderer Facebook-Manager geht in dem Werbeclip sogar noch weiter: "(Places) ist ein Weg für Dich, Erinnerungen in Deinem Leben einzufangen, diese Markierungspunkte auf einer Zeitlinie zu behalten, die Du Dir dann in 20 oder 30 Jahre ansehen kannst."

20 oder 30 Jahre Bewegungsdaten bei Facebook? Da kommen einem die neun Monate, die Google Suchmaschineneingaben mit IP-Adresse speichert, fast noch moderat vor. (bsc)