"Unbestechlich": Albanien soll als erstes Land eine KI als Ministerin bekommen
Eine KI soll Teil der neuen albanischen Regierung werden und dafür sorgen, dass öffentliche Ausschreibungen unbestechlich und nachvollziehbar ablaufen.
Diella erscheint auf e-Albania als Frau in traditioneller albanischer Kleidung.
(Bild: @digital.tirana.al)
Albanien soll als erstes Land der Welt eine KI-Ministerin bekommen – keine Ministerin für KI, sondern ein KI-System, das als Ministerin agieren soll. Das hat Ministerpräsident Edi Rama am Donnerstag angekündigt, berichtet das Politmagazin Politico. Die KI-Ministerin trägt demnach den Namen Diella (für "Sonnenschein" auf Albanisch) und ist den Menschen in dem Land bereits als künstliche Assistentin des digitalen Verwaltungsportals e-Albania bekannt. Als Regierungsmitglied soll der Chatbot demnach für die Vergabe öffentlicher Aufträge verantwortlich sein und dafür sorgen, dass die in dem Bereich grassierende Korruption eingedämmt wird. Wie das genau funktionieren soll und welche Kontrollmechanismen vorgesehen sind, erklärte Rama demnach nicht.
"100 Prozent unbestechlich"
"Diella ist das erste Kabinettsmitglied, das nicht physisch anwesend sein wird, sondern virtuell von KI geschaffen wird", zitiert Politico aus der Ankündigung des Ministerpräsidenten. Entscheidungen über Ausschreibungen würden in dem Zuge aus Ministerien genommen und Diella überantwortet, die als "Diener des öffentlichen Beschaffungswesens“ fungiere. Der Übergang werde schrittweise erfolgen und am Ende werde Albanien ein Land sein, in dem öffentliche Ausschreibungen "100 Prozent unbestechlich" ablaufen und in dem die Verwendung der Mittel vollständig nachvollziehbar sein würde. "Das ist nicht Science-Fiction, sondern die Pflicht von Diella", zitiert Politico noch.
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Die Ankündigung erfolgte dem Bericht zufolge auf dem Kongress der Sozialistischen Partei Albaniens, die bei den Wahlen im Mai eine absolute Mehrheit bekommen hat. Rama habe davor versprochen, sein Land bis 2030 in die EU zu führen, die verbreitete Korruption gilt als ein großes Hindernis. Der Ministerpräsident ist schon länger ein KI-Fan und hat im Sommer angedeutet, dass sogar sein eigenes Amt künftig an eine Maschine ausgelagert werden könnte. Soweit ist es nun zwar noch nicht, die Platzierung einer KI im Kabinett kam jetzt doch ziemlich rasch. Die kosovarische Zeitung Gazeta Express spricht von einem "innovativen und unerwarteten Schritt", der zeige, dass Technologie in Tirana nicht nur als Werkzeug gesehen werde.
(mho)