Kommentar zu macOS 26 Tahoe: Halt an, Apple, ich möchte aussteigen

Jedes Jahr liefert Apple ein neues macOS aus – und jedes Jahr wünschen sich User, mehr Zeit zu haben. Bei Tahoe ist es besonders schlimm, meint Ben Schwan.

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macOS 26 mit "Clear Look"-Widgets

macOS 26 mit kaum lesbaren "Clear Look"-Widgets: War Design nicht mal das, wie etwas funktioniert, Apple?

(Bild: Apple)

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This article is also available in English. It was translated with technical assistance and editorially reviewed before publication.

Nach der ersten Installation von macOS 26 alias Tahoe war ich noch positiv gestimmt: irgendwie schon nett, der neue glasige Look. Das neue Spotlight mit integriertem Clipboard-Manager und Automatisierungsfunktionen erscheint nützlich – und auch die neue Telefonie-App wird mir im Alltag helfen, dachte ich mir. Dann stieg ich ins Detail ein und verbrachte schließlich zwei Tage damit, verschiedene Features wiederzufinden, die Apple aus unerfindlichen Gründen an verschiedene Stellen verrückt hatte, obwohl sie eindeutig in die gleichen Systemeinstellungen gehörten.

Und, schon wieder mental verdrängt: Außerdem habe ich mich kurzerhand aus meinem Rechner ausgesperrt, weil die Tastatureinstellungen im Sperrbildschirm beim Start verstellt waren – und ich es zunächst nicht bemerkte, dass das deutsche Tastaturlayout inaktiv war und deshalb in den "Locked, please wait 15 minutes"-Zustand gelangte. Spezial-Apps habe ich dabei noch gar nicht ausprobiert – etwa hardwarenahe, von denen ich sicher bin, dass sie aktuell noch einigen Ärger machen dürften, weil das jedes Jahr so ist oder bereits Inkompatibilitätswarnungen für Tahoe ausgesprochen wurden.

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Aber was ich vor allem nicht verstehe, ist Folgendes: Warum tun sich Apples Entwickler das eigentlich an, jedes vermaledeite Jahr mit einem neuen macOS um die Ecke kommen zu müssen? Mac-Erscheinungstermine werden, im Gegensatz zu denen des iPhone, mittlerweile wild übers Jahr verteilt, das heißt ein neues macOS dient eher nicht dazu, die Neuanschaffung eines Apple-Rechners zu begründen. Doch ich fürchte, dass der Umstieg zum Jahresnamensschema nun dazu führt, dass es niemals mehr etwas mehr Zeit zwischen zwei macOS-Releases (wie einst zwischen Panther und Tiger oder Leopard und Snow Leopard) geben wird – oder auch nur mal wieder "null neue Funktionen" und nur Bugfixes. Wie will man denn den Leuten erklären, dass Sie beispielsweise 2030 noch ein "macOS 28" verwenden sollen?

Apple hat sich also selbst in diese Falle manövriert und muss liefern. Jahr für Jahr auf der WWDC im Juni gibt es auf absehbare Zeit ein neues macOS. 2025 war es mit Liquid Glass besonders heftig. Die Oberfläche sollte mehr an iPhone und iPad angepasst werden, was etwa zu abgerundeteren Fenstern, umgebauten Icons (die alten werden in komische "Fenster" gestopft), eine kaum mehr lesbare Menüleiste sowie auf Wunsch auch durchsichtige Icons brachte. Developer müssen ihre Apps anpassen, damit sie im neuen Look erstrahlen können, den eigentlich niemand von Apple gefordert hatte. (Im Gegensatz zu besseren KI-Funktionen.)

Ein Kommentar von Ben Schwan
Ein Kommentar von Ben Schwan

Mac & i-Redakteur Ben Schwan schreibt seit 1994 über Technikthemen und richtet sein Augenmerk mittlerweile insbesondere auf Apple-Geräte. Er mag das Design von Mac, iPhone und iPad und glaubt, dass Apple nicht selten die benutzerfreundlicheren Produkte abliefert. Immer perfekt ist die Hard- und Software-Welt aus Cupertino für ihn aber nicht.

Da Apple alle Sicherheitsupdates nur der jeweils neuesten macOS-Version gönnt, werden Anwender wohl oder übel kurzfristig auf Tahoe wechseln müssen. Profis machen das gerne frühestens ab Version .2, damit die schlimmsten Bugs behoben sind. Doch alles in allem ist das Beschäftigungstherapie – und zwar für alle. Apples Entwickler sind intern gezwungen, jedes Jahr neue macOS-Features zu erfinden, Entwickler müssen ihre Apps anpassen, damit sie weiter korrekt laufen – und User sich mit dem Upgradeprozess herumschlagen, der wie erwähnt regelmäßig zu Inkompatibilitäten führt. Eine Lösung wäre nur, den macOS-Rhythmus zu reduzieren, etwa auf besagte zwei Jahre. Doch Apple macht keine Anstalten, dass das so käme. Stattdessen wird Jahr für Jahr aktualisiert, auf Gedeih und Verderb. Ich glaube ja kaum, was ich da sage, aber könnte Apple sich nicht mal eine Scheibe von Microsoft abschneiden und neue Hauptversionen alle paar Jahre publizieren? Damit man mal guten Gewissens durchatmen kann? Unsere Macs nutzen wir ja schließlich zum Arbeiten. Und diese Arbeit braucht nur selten zusätzliche Beschäftigungstherapie.

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(bsc)