Sicherheitsexperten der NASA zweifeln an Mondlandung 2027
Keine bemannte Mondlandung ohne Mondlandesystem für Menschen. Das soll von SpaceX kommen, wird womöglich aber erst "Jahre später" fertig.
How high the Moon? Does it reach out to Mars?
(Bild: Elena11/Shutterstock)
Der auf 2027 verschobene Termin für die erste bemannte US-Mondlandung seit 1972 wackelt erneut. Grund sind Verzögerungen bei der Entwicklung des Human Landing System (HLS) sowie der notwendigen Raumanzüge. Darauf weisen Mitglieder des Aerospace Safety Advisory Panel der US-Raumfahrtbehörde NASA hin. Diese hat im April 2021 bei SpaceX das Starship HLS bestellt.
Es soll Astronauten aus dem Mondorbit zur Mondoberfläche und zurück befördern. Zunächst zwei Personen im Rahmen der Mission Artemis III, dann vier Personen bei Artemis IV. Das Systemdesign sieht vor, dass SpaceX eine Tankstelle im Erdorbit platziert. Dort muss das HLS Treibstoff und Sauerstoff tanken, bevor es zum Mond aufbricht. Genau dieser Tankvorgang ist allerdings alles andere als einfach.
Im August haben drei Mitglieder des Aerospace Safety Advisory Panel (ASAP) SpaceX einen Besuch abgestattet, um den Stand der Dinge zu erkunden. "Der HLS Zeitplan steht erheblich in Zweifel, und, unserer Schätzung nach, könnte für die Artemis-3-Mondlandung 2027 um Jahre zu spät kommen", zitiert Space News das Gremiumsmitglied Paul Hill.
NASA hat keine Alternativen
Bei einer öffentlichen Sitzung des ASAP erläuterte er, dass der Treibstofftransfer im Orbit eine besondere Hürde darstelle. Die Arbeit daran sei von Verzögerungen bei der Entwicklung der dritten Version des Starships sowie Änderungen an der dritten Version der Raptor-Triebwerke betroffen. Details verriet Hill nicht. Von 2007 bis 2014 hat er die Mission Operations für bemannte Raumfahrt der NASA geleitet. Davor war er Flight Director des Space Shuttle und der Internationalen Raumstation ISS.
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Gleichzeitig strich er heraus, dass die NASA keine Alternative zu SpaceX habe. Durch den engen Fahrplan von Raketenstarts, vor allem zur Platzierung von Satelliten im erdnahen Orbit, habe SpaceX "nie zuvor gemachte Erfahrung in Herstellung von Raumfahrzeugen und Triebwerken, mit Startvorbereitungen und Flugbetrieb" gesammelt. Daher gäbe es keinen Mitbewerber, weder in öffentlicher noch in privater Hand, der vergleichbare Leistungen bei Herstellung und Flugtempo bieten könne, "mit direkten Effekten auf Zunahme der Verlässlichkeit und Kostenreduktion." Zwar hat die NASA auch bei Blue Origin einen Mondlander bestellt, doch erfolgte der Auftrag erst im Mai 2023 für die spätere Mission Artemis V.
RaumanzĂĽge fehlen
Neben einem passenden Vehikel benötigen Astronauten auch passende Garderobe: Ohne Raumanzüge könnten sie vielleicht landen, aber nicht aussteigen. Und die NASA hat keine Raumanzüge. Gremiumsmitglied William Bray, ein Militärstratege, brachte das Risiko von Verzögerungen zur Sprache.
Nicht nur SpaceX' Zeitplan für das HLS, sondern auch jener des Auftragnehmers Axiom Space für die Entwicklung neuer Raumanzüge sei "aggressiv". "Jede Verzögerung in der Lieferung dieser Projekte gefährdet die geplante Mondlandung" zum anvisierten Zeitpunkt 2027, betonte Bray.
Vor Artemis III steht Artemis II auf dem Plan. Dabei soll eine bemannte Orion-Raumkapsel den Mond umrunden. Die vier Astronauten dafür wurden bereits auserkoren. Der geplante Starttermin im November 2024 ist verstrichen, vielleicht klappt es ja kommendes Jahr. Es wäre der erste bemannte Start der Riesenrakete Space Launch System (SLS).
(ds)