MPEG LA: Dauerhaft keine Lizenzkosten für freies Internet-Streaming von MPEG-4 AVC (H.264)

Googles WebM-Initiative hat offenbar die H.264-Patentinhaber nun dazu gezwungen, die H.264-Nutzung für freie Internetangebote dauerhaft ohne Lizenzkosten freizugeben.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 241 Kommentare lesen
Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Volker Zota

Die Inhaber der H.264-Patente wollen für die Nutzung des Codecs in freien Internet-Streamingangeboten dauerhaft keine Lizenzgebühren mehr verlangen. Das hat der für den H.264-Patentpool zuständige License Administrator MPEG LA mitgeteilt. Offenbar hat Googles "Open Web Media Project" (WebM) die H.264-Macher unter Druck gesetzt.

Ursprünglich sollten nach Beendigung der ersten Lizenzperiode von H.264 ab dem 1. Januar 2011 auch Lizenzkosten für das freie Internet-Streaming von Videoinhalten fällig werden. Im Februar verlängerten die von der MPEG LA vertretenen Patentinhaber die Schonfrist jedoch auf den 31. Dezember 2015.

Im Mai veröffentlichte Google jedoch den mit dem Kauf des Codec-Spezialisten On2 Technologies übernommenen Videocodec VP8 unter lizenzkostenfreier unwiderruflicher Open-Source-Lizenz und gründete zusammen mit Mozilla, Opera, Adobe und 40 weiteren Firmen das Projekt WebM, um einen lizenzkosten- und patentkostenfreien Webvideostandard zu schaffen.

Wie von vielen erhofft, mussten die H.264-Patentinhaber von ihrem ursprünglichen Plan abweichen, um H.264 auf Dauer als Standard für Webvideo zu verankern. Zwar gehen den beteiligten Unternehmen und Forschungseinrichtungen nun die Lizenzgebühren für freie Angebote durch die Lappen.Das sollte jedoch zu verschmerzen sein, denn für kommerzielle Angebote wie Video-on-Demand- (ab 100.000 Nutzer) oder IPTV-Dienste sowie für Produkte, in denen H.264-Decoder/Encoder stecken, musste und muss auch weiterhin Lizenzgebühren abgeführt werden. Heutzutage kommt H.264 in praktisch allen (Video-)Lebenslagen zum Einsatz – etwa bei HDTV und der Blu-ray Disc (hier werden für die H.264-kodierten Inhalte Gebühren fällig), aber auch in Smartphones.

Anders als H.264 steht VP8/WebM inzwischen unter einer vollwertigen Open-Source-Lizenz, sodass es auch weiterhin von Interesse bleibt und nicht nur bei Open-Source-Projekten eine Rolle spielen dürfte. Da es mit Ausnahme von Apples Safari alle aktuellen und kommenden Browser unterstützen werden, dürfte sich VP8/WebM ein Plätzchen im Web sichern können. Nichtsdestotrotz werden viele freie Videoangebote wohl auch zukünftig H.264 einsetzen, allein schon wegen der zahlreichen hochoptimierten Kodierwerkzeuge wie dem freien H.264-Encoder x264. An dessen Effizienz wird das um Patente herum programmierte VP8 nie heranreichen können.
(vza)