China setzt sich neue Klimaziele

Chinas Präsident Xi Jinping will den CO₂-Ausstoß bis 2035 stärker als bislang vorgesehen senken. Es gibt Zweifel daran, ob das gelingt.

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Kein Land baut erneuerbare Energielieferanten derzeit so stark aus wie China.

(Bild: Kitreel/Shutterstock.com)

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Wenige Wochen vor der in Brasilien tagenden Weltklimakonferenz COP30 hat China konkrete Klimaziele für die kommenden Jahre festgelegt. Die Volksrepublik werde bis 2035 den Ausstoß von Treibhausgasen gemessen an den Höchstwerten um sieben bis zehn Prozent senken, sagte Präsident Xi Jinping in einer Videobotschaft beim Klimagipfel der Vereinten Nationen (UN) in New York. Laut Xi wird China den Anteil nicht fossiler Energie am gesamten Energiekonsum auf mehr als 30 Prozent steigern. Zudem strebe das Land an, die installierte Kapazität an Wind- und Sonnenenergie bis 2035 auf insgesamt 3600 Gigawatt zu erhöhen. Das sei sechsmal so viel, wie im Jahr 2020 aufgebaut gewesen sei, erklärte er. Verkaufte Neufahrzeuge sollen ihm zufolge überwiegend Elektro- und Hybridautos sein.

Noch immer dominiert in der chinesischen Stromerzeugung die Kohle den Energiemix. Im vergangenen Jahr lag ihr Anteil bei rund 58 Prozent. Laut ember-climat wurden 2024 in China 5862 TWh Strom aus Kohle gewonnen – ein neuer Höchststand. Allerdings steigt der Verbrauch an Kohle trotz neuer Kraftwerke, die ans Netz gehen, nicht zwingend an. Zwischen 2013 und 2016 sank er sogar. Mit weiterentwickelten Kraftwerken sinkt der Verbrauch von Kohle je erzeugter Kilowattstunde.

Gleichzeitig baut China die erneuerbaren Energielieferanten so stark aus wie kein anderes Land. Im vergangenen Jahr kamen erstmals mehr als 20 Prozent aus dieser Quelle, Wasserkraft lag mit rund 13,5 Prozent an dritter Stelle. Kernkraft war auch in China mit fast 4,5 Prozent im direkten Vergleich weniger bedeutsam. Auch Erdgas spielt im chinesischen Strommix mit nur 3,2 Prozent eine untergeordnete Rolle.

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Beim CO₂-Ausstoß pro Kopf lag China 2023 laut Global Carbon Project mit 8,35 Tonnen auf Platz 11. Spitzenreiter in dieser Statistik sind Katar (42,6 Tonnen/Jahr/Einwohner) vor den Vereinigten Arabischen Emiraten (24,1) und Saudi Arabien (19,9). Deutschland liegt demnach mit 7,16 Tonnen CO₂ je Einwohner auf Platz 13.

Klimaziele werden bei den Vereinten Nationen als national festgelegte Beiträge (NDC) bezeichnet. Experten bewerteten die neuen NDC, die Xi Jinping in Aussicht stellt, sehr unterschiedlich. "Chinas aktualisierte NDC sind ein wichtiger Schritt nach vorn, der einen tieferen Wandel hin zu einer saubereren, nachhaltigeren Energiezukunft bewirken kann", sagte Muyi Yang von der Denkfabrik Ember. Der neue Plan werde zwar nicht alles lösen, aber er signalisiere Engagement, was Kapital freisetze und einen schnelleren Rückgang der Emissionen beschleunige, sagte er.

Das Zentrum für Forschung zu Energie und sauberer Luft (Crea) bewertete Chinas Senkung von Treibhausgasen dagegen als ungenügend. "Das Gesamtziel bleibt weit hinter dem zurück, was für die Angleichung an die Ziele des Pariser Abkommens erforderlich ist", sagte Analyst Lauri Myllyvirta. Da kein Basisjahr für die Emissionsreduzierungen festgelegt worden sei, bleibe die Tür für kurzfristige Emissionserhöhungen offen, erklärte er.

China will bis 2030 die Spitze beim Ausstoß von Kohlenstoffdioxid erreichen und bis 2060 klimaneutral sein. Als zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt und insgesamt größter CO₂-Emittent könnten Pekings Pläne auch andere Staaten unter Druck setzen, ambitionierte Ziele zu vereinbaren. Experten vermuten, dass die Volksrepublik ihren höchsten CO₂-Ausstoß schon vor 2030 erreichen könnte. Auch in China ist erneuerbare Energie vergleichsweise billig.

Die COP30 beginnt am 10. November im brasilianischen Bélem. Rund 190 Länder hätten angekündigt, in diesem Jahr noch neue Klimapläne vorzulegen, oder sie hätten dies bereits getan, sagte ein Sprecher des UN-Klimasekretariats der dpa. UN-Klimachef Simon Stiell sei in der Welt unterwegs, darunter in Brasilien, China, Südafrika und anderen Ländern, um auf ambitionierte Pläne hinzuwirken, hieß es aus UN-Kreisen. Dort sehe er immer wieder die Probleme, mit denen viele Länder derzeit zu kämpfen hätten, etwa finanzielle Schwierigkeiten oder die ungleiche Verteilung des Booms der erneuerbaren Energien.

(mfz)