FAIR: Bei Meta im KI-Team grummelt es
Metas KI-Forschungsteam samt Yann LeCun konnte bislang recht unbehelligt in Paris seiner Arbeit nachgehen. Das soll sich ändern.
Yann LeCun in Paris.
(Bild: heise medien/Eva-Maria WeiĂź)
Bei Meta kommt offenbar Unruhe auf. KI-Experten der alten Garde müssen einem Bericht zufolge neue Auflagen erfüllen. Konkret geht es um das Fundamental Artificial Intelligence Research (FAIR)-Team mit Sitz in Paris. Dazu gehört auch Yann LeCun, Turingpreisträger und Chief AI Scientist bei Meta.
Wie The Information schreibt, müssen die Team-Mitglieder neue, zusätzliche Gegenleseprozesse durchlaufen, bevor sie etwas veröffentlichen dürfen. Das sollen einige Wissenschaftler als schwer zu schluckende Pille empfunden haben – und als Eingriff in ihre Freiheit. Das FAIR-Team gibt es bereits seit etwas mehr als zehn Jahren. Dort ist unter anderem das Python Framework PyTorch entstanden, das zur Erstellung von Deep-Learning-Modellen und neuronalen Netzen genutzt wird. Auch die bekannte offene KI-Modell-Familie Llama hat seinen Ursprung in Paris, ebenso Dino, ein Foundation-Modell für Computer Vision. Dino steht für Self-Distillation with no labels. V-Jepa soll ein Verständnis von der physikalischen Welt entwickeln, statt auf Sprache und gelabelte Daten zu setzen.
Alle diese KI-Entwicklungen sind zumindest in Teilen frei verfügbar. Llama wird von Meta sogar als Open-Spurce deklariert, die Open Source Initiative sieht die Bedingungen dafür allerdings nicht erfüllt. Es fehlen etwa Informationen zu den im Training verwendeten Daten. Dennoch kann jedermann Llama daher nehmen und darauf aufbauend eigene KI-Anwendungen entwickeln. Meta soll nun laut The Information einen Riegel vor diese Verfügbarkeit schieben wollen. Die FAIR-Wissenschaftler sollen mehr Energie darauf aufbringen, an Produkten zu arbeiten und weniger ihre wissenschaftlichen Ergebnisse zu veröffentlichen, da davon auch andere Unternehmen profitieren könnten. Allerdings hat ein Meta-Sprecher gegenüber The Information verneint: "Forschung ist eine der wichtigsten Säulen von Meta Superintelligence Labs; wir haben Forscher nicht daran gehindert, zu veröffentlichen."
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Unstimmigkeiten auch um die Posten
Dabei soll auch Yann LeCun so aufgebracht sein, dass er überlegt haben soll, Meta zu verlassen. LeCun ist ein wahrhaft anerkannter KI-Experte. Er sagt allerdings auch immer wieder, dass er nur bedingt an die Zukunft von generativer KI glaubt. Etwas, das bei Mark Zuckerberg derzeit ganz anders klingt. LeCuns Ansatz sieht zunächst eine Advanced Machine Intelligence (AMI) vor, also hilfreiche Maschinen. Statt auf generative KI setzt er auf die Entwicklung eines Weltenmodells.
Auch die teuren Einkäufe von KI-Experten und der Aufbau des Super Intelligence Teams in den USA soll für Frust bei den alten Mitarbeitern gesorgt haben. Meta hat unter anderem erst kürzlich den ehemaligen OpenAI-Wissenschaftler Shengjia Zhao zum Chef-Wissenschaftler ernannt. Das Superintelligence Lab leiten der frühere Scale AI CEO Alexandr Wang und der frühere Github CEO Nat Friedman.
Die Pariser KI-Forschungschefin Joëlle Pineau hatte im April Meta verlassen – und den "Weg frei gemacht für andere, die diese Arbeit fortsetzen wollen", schrieb Pineau, ohne dass daraus klar ersichtlich ist, warum sie geht.
(emw)