"Dust devils": Staubteufel auf dem Mars viel schneller als bislang gedacht
Die kleinen Staubtornados auf dem Mars sind seit Jahren bekannt, eine Grundannahme war aber falsch. Die Staubteufel können viel schneller werden als gedacht.
Satellitenaufnahme eines Staubteufels auf dem Mars
(Bild: ESA/TGO/CaSSIS)
Die sogenannten Staubteufel auf dem Mars können sich viel schneller über den Roten Planeten bewegen als bislang angenommen. Das hat eine umfangreiche Analyse von Satellitenbildern unterschiedlicher ESA-Sonden ergeben, bei der auch maschinelles Lernen zum Einsatz kam. Die rotierenden Säulen aus Staub und Atmosphäre können demnach mit bis zu 160 km/h unterwegs sein und dürften viel mehr Staub nach oben wirbeln als angenommen. Das hat die Universität Bern mitgeteilt, wo die Analyse geleitet wurde. Bislang hat man demnach angenommen, dass die Winde zumeist unter einer Geschwindigkeit von 50 km/h bleiben und in seltenen Fällen maximal auf 100 km/h. Die Werte waren aber viel zu klein.
(Bild:Â ESA/DLR/FU Berlin for HRSC, ESA/TGO/CaSSIS for CaSSIS, CC BY-SA 3.0 IGO)
Seit Jahren bekannt, nicht vollständig verstanden
(Bild:Â ExoMars TGO data: ESA/TGO/CaSSIS; Mars Express data: ESA/DLR/FU Berlin; Background: NASA Viking colour mosaic)
Staubteufel werden auf dem Mars seit Jahren beobachtet, fast jeder Rover hat Bilder davon gemacht. Es handelt sich um atmosphärische Verwirbelungen, die kleinen Tornados gleichen und die in der Fachsprache Kleintromben genannt werden. Sie können mehrere dutzend Meter hoch sein und werden unter anderem erforscht, weil sie Rückschlüsse auf die für Kameras unsichtbaren Winde auf dem Roten Planeten ermöglichen. Außerdem haben die "dust devils" schon bei so mancher Mission dabei geholfen, die Lebenszeit von Rovern oder Sonden zu verlängern, weil sie die Solarpaneele von Staub befreit haben. Für die jetzt vorgestellten Analysen wurden zehntausende Satellitenbilder ausgewertet, auf denen etwa 300 Staubteufel zu sehen waren.
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Die im Fachmagazin Science Advances vorgestellten Erkenntnisse zur Geschwindigkeit der Staubteufel macht einmal mehr deutlich, wie wenig wir auch über die Bedingungen auf dem Mars wissen, die schon seit Jahrzehnten erforscht werden. So hat der kleine Helikopter Ingenuity der NASA bei seinen Flügen auf dem Mars viel mehr Staub aufgewirbelt, als für möglich gehalten wurde. Auf Basis der Daten zu den Staubteufeln könne man jetzt die Windverhältnisse auf dem Roten Planeten besser verstehen, erklärt das Forschungsteam. Das sei essenziel für die Vorbereitungen künftiger Missionen, bei denen irgendwann auch Menschen den Mars erreichen sollen.
(mho)