Datenschutz schlägt Preis: Cloud-Nutzer zahlen lieber mehr für EU-Server
Die Mehrheit der deutschen Cloud-Nutzer legt Wert auf europäische Datenhoheit – Tendenz steigend. Und dafür sind sie auch bereit, zu zahlen.
(Bild: heise medien)
Drei Viertel der deutschen Cloud-Nutzer wollen nicht, dass außereuropäische Institutionen Zugriff auf ihre Daten haben. Das zeigt eine repräsentative Forsa-Umfrage im Auftrag des Webhosters Strato. 73 Prozent der Befragten legen demnach Wert auf europäische Serverstandorte und DSGVO-Konformität. 67 Prozent äußern konkrete Datenschutzbedenken bei Diensten außereuropäischer Anbieter.
Die Ergebnisse folgen der aktuellen politischen Diskussion rund um die digitale Souveränität Deutschlands und Europas: Erst kurz zuvor hatte die EU ihr Cloud Sovereignty Framework vorgestellt, das Cloud-Dienste nach Souveränitätskriterien bewerten soll. Die Strato-Studie zeigt nun, dass die problematische Abhängigkeit von US-Hyperscalern auch die Endanwender zunehmend beschäftigt. Im Vergleich zu einer ähnlichen Erhebung aus dem Jahr 2019 ist die Bedeutung europäischer Serverstandorte von 64 auf 73 Prozent gestiegen.
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Besonders bemerkenswert: 65 Prozent der Cloud-Nutzer geben an, dass ihnen europäische Serverstandorte und DSGVO-Konformität wichtiger sind als ein günstiger Preis – selbst wenn EU-Anbieter teurer wären. 2019 lag dieser Wert noch bei 52 Prozent. Die Zahlungsbereitschaft für digitale Souveränität wächst also deutlich. Nur 39 Prozent würden EU-Cloud-Dienste ausschließlich dann bevorzugen, wenn diese preislich mit außereuropäischen Angeboten mithalten.
Die Datenschutzbedenken nehmen mit dem Alter zu: Während bei den 30- bis 44-Jährigen 64 Prozent Bedenken bei außereuropäischen Anbietern äußern, sind es bei den 60- bis 75-Jährigen bereits 82 Prozent. Bei den 45- bis 59-Jährigen liegt der Wert bei 68 Prozent.
Geräteübergreifender Zugriff wichtigstes Kriterium
Etwa zwei Drittel der Deutschen (66 Prozent) nutzen laut Studie bereits Cloud-Speicher. Das wichtigste Auswahlkriterium ist für 83 Prozent der geräteübergreifende Zugriff auf Dateien. Mehr als die Hälfte achtet auf transparente Vertragskonditionen (58 Prozent) oder Verschlüsselung (52 Prozent). Für jeden Zweiten ist die Speicherung in Deutschland oder der EU ein ausschlaggebendes Kriterium.
Bei den gewünschten Zusatzfunktionen führen Sicherheits-Features: 74 Prozent wünschen sich eine automatische Erkennung und Warnung bei verdächtigen Zugriffen. 63 Prozent erwarten technische Unterstützung beim Aufräumen und Löschen doppelter Dateien, 60 Prozent eine intelligente Suchfunktion. Die Erwartungen an Cloud-Dienste gehen damit deutlich über reinen Speicherplatz hinaus.
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Nicht-Nutzer setzen auf lokale Speicherung
Die 34 Prozent, die keine Cloud-Speicher nutzen, führen vor allem Sicherheitsbedenken an: 88 Prozent speichern Daten lieber lokal, 79 Prozent fürchten unbefugten Zugriff. Allerdings ändern sich auch hier die Präferenzen, denn 40 Prozent der Nicht-Nutzer können sich vorstellen, künftig deutsche Cloud-Speicher zu verwenden – vor allem für Fotos, Backups oder den geräteunabhängigen Datenzugriff.
Für die Studie befragte Forsa im August 2025 rund 1000 Bürger zwischen 18 und 75 Jahren in Deutschland. Die Online-Erhebung ist laut Strato repräsentativ mit einer statistischen Fehlertoleranz von plus/minus 3 Prozentpunkten.
(fo)