Analyse: Weltweiter CO₂-Ausstoß steigt trotz aller Fortschritte auch 2025

Dass es der Menschheit noch gelingt, die Klimaerwärmung auf weniger als 1,5 Grad Celsius über dem vorindustriellen Niveau zu halten, "ist nicht mehr plausibel".

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Kraftwerk Bremen-Hastedt

(Bild: heise online / anw)

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This article is also available in English. It was translated with technical assistance and editorially reviewed before publication.

Die Menschheit wird in diesem Jahr so viel CO₂ in die Atmosphäre entlassen, wie nie zuvor, und eine Begrenzung der globalen Klimaerwärmung auf weniger als 1,5 Grad Celsius über dem vorindustriellen Niveau ist "nicht mehr plausibel". Das sind die zentralen Aussagen des diesjährigen Berichts "Global Carbon Budget" einer großen internationalen Forschungsgruppe um Pierre Friedlingstein von der Universität Exeter. Demnach sind die CO₂-Emissionen in China und Indien zwar langsamer gestiegen als in den Vorjahren, aber anders als zuvor würden in den USA und der Europäischen Union in diesem Jahr wieder mehr CO₂ ausgestoßen. Nur Japan liege unter den großen Wirtschaftsblöcken unter dem Niveau des Vorjahrs. Im Rest der Welt steigen die Emissionen demnach um 1,1 Prozent.

Insgesamt ist die Menschheit dem Bericht zufolge für 38,1 Milliarden Tonnen an fossilem CO₂ verantwortlich, das in diesem Jahr in die Atmosphäre gelangt. Zwar schreite die Abkehr von fossilen Brennstoffen in vielen Staaten der Welt voran, aber das reiche nicht. Die erneute Zunahme der CO₂-Emissionen geht demnach sowohl auf Kohle und Öl als auch auf Erdgas zurück, die Verbrennung aller drei Stoffe nehme noch immer zu. Dass der CO₂-Ausstoß der USA und der EU anders als in den Vorjahren erneut zunimmt, führen die Forscher und Forscherinnen auf kälteres Wetter und andere Faktoren zurück. Sinken dürften dem Bericht zufolge die Emissionen aus Landnutzung – wie Abholzung –, etwa die Hälfte davon wird durch Aufforstung und ähnliche Maßnahmen ausgeglichen.

Laut den Berechnungen darf die Menschheit jetzt nur noch 170 Milliarden Tonnen CO₂ in die Atmosphäre bringen, wenn die globale Durchschnittstemperatur die vorindustrielle Marke nicht um mehr als 1,5 Grad Celsius übersteigen darf. Das ist das Ziel des Pariser Klimaabkommens. Bei der gegenwärtigen Geschwindigkeit wäre dieses verbleibende Budget bis zum Ende des Jahrzehnts aufgebraucht. Dass die Menschheit es nicht übertrifft, ist demnach nicht mehr realistisch. Dabei gebe es Hinweise dafür, dass die fortschreitende Klimaerwärmung längst dafür sorgt, dass die Erde und die Ozeane weniger CO₂ aufnehmen als früher. Beide Entwicklungen verstärken sich also. Der vollständige Report ist online einsehbar, ein begleitender Fachartikel ist im Wissenschaftsmagazin Nature erschienen.

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Die Forschungsgruppe verweist aber auch auf positive Ergebnisse ihres Berichts. So sei es 35 Staaten gelungen, die CO₂-Emissionen zu senken, während ihre Wirtschaftskraft wächst. Das seien doppelt so viele wie vor zehn Jahren. Der Großteil dieser Staaten liegt in Europa, auch Deutschland, Österreich und die Schweiz gehören dazu. Dass der CO₂-Ausstoß der EU marginal wachsen könnte, dürfe nicht überinterpretiert werden, schreibt die Gruppe weiter. Die Unsicherheit der Daten ist groß genug, dass ein Rückgang nicht ausgeschlossen ist. Insgesamt sind die CO₂-Emissionen der EU demnach in den vergangenen beiden Jahrzehnten um 2,2 und dann noch einmal 2,5 Prozent gesunken, viel mehr als in den USA. In Indien und China sind sie in dem Zeitraum gestiegen.

(mho)