Digital Markets Act: EU nimmt Cloud-Macht von US-Tech-Konzernen ins Visier
Die EU-Wettbewerbshüter wollen die Marktmacht führender Cloud-Anbieter untersuchen. Sie könnten Auflagen verhängen. Anlass sind Ausfälle bei den Cloud-Diensten.
(Bild: Red_Baron/Shutterstock)
Den Cloud-Diensten Amazon Web Services (AWS), Azure von Microsoft und Google Cloud von Alphabet drohen möglicherweise Beschränkungen im Rahmen des Digital Markets Act (DMA) der Europäischen Union (EU). Das berichtete die Nachrichtenagentur Bloomberg am Montag und beruft sich dabei auf mit der Angelegenheit vertraute Kreise, die anonym bleiben wollten.
Demnach bereiten sich die europäischen Kartellbehörden darauf vor, die Marktmacht der genannten Plattformen zu untersuchen, um zu entscheiden, ob sie strengeren Auflagen unterliegen sollten. Der Schritt folge auf mehrere größere Ausfälle in der Cloud-Branche, die weltweit zu erheblichen Störungen der Dienste geführt und die Risiken einer Abhängigkeit von nur einer Handvoll Anbietern deutlich gemacht hätten, schreibt Bloomberg.
Vor einem Monat ereignete sich ein etwa 15-stündiger Ausfall der AWS-Cloud an einem der Kernstandorte von AWS in den Vereinigten Staaten. Hunderte Unternehmen waren betroffen. Amazons eigene Streamingangebote, Atlassian, Docker, der Epic Game Launcher und der Messengerdienst Signal waren aufgrund des Ausfalls nicht oder nur noch sehr eingeschränkt erreichbar. Eine Woche später hatte dann auch Microsoft Azure mit einem Ausfall zu kämpfen. Dieser führte dazu, dass Flugpassagiere nicht einchecken konnten und Abstimmungen im schottischen Parlament unterbrochen wurden. Im Juni kämpften Google Cloud und Cloudflare in den USA mit Störungen, die zahlreiche Internetdienste beeinträchtigten.
Cloud-Anbieter vom DMA bisher ausgenommen
Die hauptsächlich aus den USA stammenden großen Cloud-Anbieter haben sich bislang dem EU-Gesetz über digitale Märkte entzogen, da ein Großteil ihres Geschäfts über Unternehmensverträge abgewickelt wird. Das mache es schwierig, so Bloomberg, die Anzahl der einzelnen Nutzer zu ermitteln. Dies aber sei eines der wichtigsten Kriterien der EU, um die Marktmacht von Unternehmen zu bestimmen.
Der Digital Markets Act (DMA) ist seit November 2022 in Kraft und soll der Marktmacht von sogenannten Gatekeepern wie Google, Amazon oder Apple Grenzen setzen und den Wettbewerb fairer machen. Als Gatekeeper oder Torwächter werden laut der EU-Verordnung Unternehmen eingestuft, die zentrale Plattformdienste anbieten und dauerhaft einen erheblichen Einfluss auf den EU-Binnenmarkt haben.
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Laut Bloomberg werden die EU-Regulierungsbehörden im Rahmen der angepeilten Untersuchung prüfen, ob die führenden Cloud-Anbieter zu einer Reihe neuer Anforderungen hinsichtlich Interoperabilität und Datenportabilität verpflichtet werden sollen. Auch könnten erhebliche Geldstrafen verhängt werden, wenn festgestellt wird, dass die Cloud-Dienste gegen bestehende Vorschriften verstoßen, heißt es weiter. Bislang wurden die US-Konzerne Apple und Meta von der EU wegen Verstößen gegen den Digital Markets Act mit Strafzahlungen in Höhe von mehreren Hunderten Millionen Euro belegt.
(akn)