Bericht: Samwers stecken hinter MyVideo

Der Focus hat recherchiert, was die Spatzen schon von den Dächern der deutschen Blogosphäre pfeifen: Die Samwer-Brüder (eBay/Alando, Jamba) stecken auch hinter dem YouTube-Klon MyVideo.

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Schon als MyVideo im April an den Start ging, deutete alles auf die üblichen Verdächtigen hin. Aller Geheimniskrämerei und rumänischer Geschäftsadresse zum Trotz drängte sich geradezu auf, dass hinter dem jüngsten YouTube-Abklatsch die Samwer-Brüder stecken könnten. Also jene jungenhaften Internet-Entrepreneure, die eBay nach Deutschland brachten und der Welt Jamba zum Geschenk gemacht haben.

MyVideo soll seinen Hauptsitz in Bukarest haben. Vermutlich ist das besser so, denn ähnlich wie bei YouTube flimmert hier auch allerhand urheberrechtlich geschütztes Material über den Computerbildschirm. Gesteuert wird das Unternehmen aber vermutlich eher aus der Berliner Rosenthaler Straße. Im berufs-hippen Bezirk Mitte sitzt die Magic Internet GmbH, die laut offizieller Version MyVideo in Deutschland als Mediaagentur "betreut". Geschäftsführer der Agentur ist Christian Vollmann. Er hat an der gleichen Elite-Uni wie Oliver Samwer studiert und war zuletzt als Vice President bei Jamba für "New Business" zuständig, vorher in gleicher Position bei iLove, dem Dating-Portal aus dem Hause Jamba. Die Pressearbeit zu MyVideo-Launch übernahm ebenfalls ein alter Bekannter: Tilo Bonow, nach Selbstdarstellung Moderator, Journalist und Medienberater sowie eine Weile auch Jamba-Sprecher.

Abgesehen von den personellen Verwicklungen mit dem Samwer-Clan passt MyVideo als klassisches Me-Too-Produkt perfekt in das Beuteschema der drei Brüder. Oliver Samwer nutzte seine während eines Studiums in den USA erworbenen Kenntnisse der amerikanischen Startup-Szene und gründete zusammen mit seinen Brüdern Marc und Alexander das Auktionsportal Alando.de, das kurze Zeit später bereits von dem US-Vorbild Ebay übernommen wurde – aus heutiger Sicht für den Schleuderpreis von 50 Millionen US-Dollar. Der Gründung des zweiten – und ungleich umstritteneren – Samwer-Unternehmens Jamba ging offenbar eine Fernostreise voraus, mit genauer Beobachtung der Mobile-Content-Manie asiatischer Teenies. Mit 273 Millionen US-Dollar ließen sich die Brüder ihren Exit diesmal ordentlich von VeriSign honorieren.

Der Focus ist diesen Hinweisen nachgegangen und hat einmal recherchiert, was in der deutschen Blogosphäre schon seit Monaten gemunkelt wird. Vollmanns magische Internetbude soll drei Gesellschaften als Teilhaber haben, Aragon, Aramid und Troja. Hinter jeder der drei Firmen soll den Focus-Angaben zufolge ein Samwer-Bruder stecken. MyVideo bestätigte gegenüber dem Magazin lediglich, dass neben der ProSiebenSat.1 Media, die vor Kurzem mit einem Drittel bei dem Videoportal eingestiegen war, noch ein "Business Angel" beteiligt sei, der aber anonym bleiben wolle.

Die Samwers sind mit ihrem eigenen "Founders Fund Europe" als Kapitalgeber hoffnungsvoller Start-Ups engagiert. Ihr Geld investieren die Brüder hier wie gewohnt in lokalisierte Geschäftsmodelle, die schon einmal andernorts erfolgreich waren. StudiVZ zum Beispiel, einer Studenten-Community nach Facebook-Art. (vbr)