Prozessor mit 48 Kernen für Java-Applikationen

Die kalifornische Startup-Firma Azul Systems kündigt einen 64-Bit-Prozessor mit 48 Kernen an, der Java- und .NET-Anwendungen beschleunigen soll.

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Die kalifornische Startup-Firma Azul Systems kündigt einen 64-Bit-Prozessor mit 48 Kernen an, der Java- und .NET-Anwendungen beschleunigen soll. Den Azul Vega 2 soll TSMC mit 90-Nanometer-Strukturen fertigen, erste "Compute Appliances" mit dem Vega 2 sollen ab 2007 zu haben sein.

Azul liefert nach eigenen Angaben bereits eine "Network Attached Processing Solution" mit der ersten Generation des Vega, der 24 64-Bit-RISC-Kerne hat. Jeder Prozessor kann bis zu 16 GByte Speicher anbinden, aus bis zu 16 Prozessoren lassen sich symmetrische Multiprozessormaschinen (SMP) mit bis zu 384 Kernen und 256 GByte Speicher aufbauen. Diese Rechner sollen als Applikationsbeschleuniger für virtuelle Java- oder .NET-Maschinen dienen und (mit 384 Kernen) maximal 2700 Watt Leistung aufnehmen. In einem Standard-Rack lassen sich bis zu 1248 Prozessorkerne unterbringen.

Beim Vega teilen sich jeweils 8 Kerne einen gemeinsamen L2-Cache von 1 MByte Kapazität. Die L1-Caches jedes Kerns fassen je 16 KByte Daten und 16 KByte Befehle. Die Cache-Kohärenz wird durch die Hardware sichergestellt, die Speicher-Kohärenz laut Azul für Java-Anwendungen optimiert. Der Befehlssatz ist nicht direkt ansprechbar, sondern für die Ausführung virtueller (Java-)Maschinen optimiert. Eine Besondherheit soll die kontinuierliche "Garbage Collection" sein. Die einzelnen Vega-Prozessoren lassen sich ohne zusätzliche Chips unmittelbar zu größeren, kohärenten SMP-Systemen verbinden.

Der Vega 2 mit seinen 48 Kernen soll 812 Millionen Transistoren enthalten; über die Größe etwaiger Caches macht Azul keine Angaben. Jeder Vega 2 soll bis zu 48 GByte Speicher anbinden.

Azul Systems existiert erst seit 2002. Zu den Gründern gehört der ehemalige 3dfx-Gründer Scott Sellers. Azul-Geschäftsführer Stephen W. DeWitt war zuvor für Sun tätig und davor Chef der Firma Cobalt, die Server-Appliances entwickelt hatte und 2000 von Sun gekauft wurde.

Sun gehört sicherlich zu den potenziellen Konkurrenten von Azul und hat mit dem unter dem Codenamen Niagara von dem Startup Afara entwickelten UltraSPARC T1 ebenfalls einen sehr sparsamen Mehrkern-Prozessor im Angebot (8 Kerne mit zusammen 32 Threads). Außerdem will Sun spätestens 2007 einen besonders leistungsfähigen Multi-Core-UltraSPARC namens Rock einführen. Es ist also wenig verwunderlich, dass Sun und Azul sich bereits vor Gericht streiten.

In den letzten Jahren haben mehrere junge Firmen im Silicon Valley mit der Tüftelei an stromsparenden Mehrkern-Prozessoren begonnen, außer Afara und Azul Systems etwa auch P.A. Semi, die geheimnisvolle Firma Montalvo Systems (die übrigens wie die etwa 170 Mitarbeiter starke Firma Azul auch Entwickler im indischen Bangalore beschäftigt) oder die mittlerweile von Montalvo übernommene Memorylogix. An der US-Ostküste sitzt das Unternehmen Tilera des MIT-Professors Anant Agarwal.

Die Mehrkern-Technik hat längst auch bei digitalen Signalprozessoren Einzug gehalten, außer bei Marktführer TI etwa auch bei Kleinfirmen wie picoChip.

Auch die Branchengrößen – allen voran IBM mit POWER, PowerPC und Cell – wie AMD, Intel, ARM (ARM11 MPCore) oder MIPS arbeiten an dem Thema, mittlerweile gibt es schon eine Multicore Association und eine Multicore-Konferenz. (ciw)