SCO vs. Linux: SCO sieht Sieg in der Niederlage

SCO ist trotz des gescheiterten Versuchs, eine dritte Klagelinie einzuführen, froh gestimmt, weil IBM-Chef Samuel Palmisano aussagen muss. Das hat IBM bisher strikt abgelehnt.

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Von
  • Detlef Borchers

Im Verfahren zwischen der SCO Group und IBM um möglicherweise unrechtmässig benutzten Source-Code prüft SCO nach der Niederlage vor Gericht, welche Einspruchsmöglichkeiten es gegen das Urteil gibt. Dies geht aus einem Bericht der Salt Lake Tribune hervor. Die Zeitung zitiert Pressesprecher Blake Stowell mit der Aussage, dass die Juristen der Firma das Urteil eingehend prüfen. Die Firma war mit ihrem Versuch gescheitert, eine dritte Klagelinie in dem Prozess einzuführen und die Nutzung von IBMs lizenzierter Unix-Variante AIX beim so genannten Projekt Monterey als Bruch der Lizenzbestimmungen zu interpretieren.

Stowell selbst interpretierte die Begründung von Richter Kimball als Sieg, weil IBM-Chef Samuel Palmisano in New York aussagen muss. Das hat IBM bisher strikt abgelehnt. Richter Kimball akzeptierte hingegen die von SCO verlangte Vorladung, begrenzte die Befragung jedoch von sieben auf vier Stunden. "Wenn SCO das richtig macht, kann der Ruf von Sam [Palmisano] und von IBM gründlich beschädigt werden", urteilte Rob Enderle, der Haus-Analyst von SCO.

Sackte der Kurs der SCO-Aktie nach Bekanntwerden des Urteils ab, so gibt er derzeit weiter nach. Grund ist die Auflösung des Risiko-Kapitalisten Baystar Capital, der nach einer kurzen Notiz über die Auflösung bereits seine Website geschlossen hat. Baystar besitzt immer noch ein großes Aktienpaket von SCO. Zusammen mit der Royal Bank of Canada hatte Baystar in großem Stil in SCO investiert. Mit den Investitionen sollten vor allem die juristischen Auseinandersetzungen finanziert werden. Die Hoffnungen auf Einnahmen durch Vergleichszahlungen erfüllten sich nicht. Zum Ausstieg erhielt Baystar über 2 Millionen Aktien, die nur tranchenweise verkauft werden durften.

Baystar hatte gegen die Politik der SCO Group opponiert, die Softwareentwicklung beizubehalten. Mittlerweile hat SCO mit OpenServer 6 ein neues Produkt auf den Markt gebracht. Für OpenServer hat ixorg, die Lobby der SCO-Consultants, ein Testfest veranstaltet, in dem OpenServer auf der Basis von ProLiant-Servern getestet wurde. Dabei habe OpenServer im Vergleich mit anderen Systemen extrem gut abgeschnitten, heißt es in einer Mitteilung. Konkrete Zahlen wurden nicht genannt; sie sollen als HowTo-Hinweise auf der Webseite der Organisation veröffentlicht werden.

Zu den Entwicklungen in dem Streit, den SCO mit IBM, Novell und der Open-Source-Gemeinde um SCO-Rechte an Unix und angeblich unrechtmäßig in Linux übernommenen Code angezettelt hat, siehe den Artikel auf c't aktuell (mit chronologischer Linkliste zu Beiträgen auf heise online, aus Technology Review und der c't):

(Detlef Borchers) / (anw)