Apple sucht Navi-Software-Entwickler

Mindestens neun Stellenausschreibungen lassen spekulieren, Apple arbeite an einer eigenen Navigationssoftware. In markigen Worten verspricht der Hersteller ganz neue Möglichkeiten in diesem Bereich.

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Der US-amerikanische Newsdienst AppleInsider stieß zuerst auf passende Stellenausschreibungen, hat aber anscheinend nicht genau hingeschaut: Apple sucht nicht vier Programmierer zur Verstärkung seines Maps-Teams, wie gemeldet, sondern mindestens neun; einige davon schon länger. Explizit gesucht werden ein leitender Entwickler ("iOS Senior Software Engineer"), einer, der sich gut mit den Beschleunigungssensoren und dem Kompass des iPhone auskennt ("iOS Motion Processing Software Eng"), vier Programmierer mit fundierten Kenntnissen in algorithmischer Geometrie und der Graphentheorie ("iPhone Software Engineer"), einer, der Erfahrungen mit ortsbezogenen Diensten und Daten gesammelt hat ("iPhone Location and Spatial Data Eng"), ein MapKit-Experte, der Apples Karten-Framework um neue Funktionen erweitern soll, und ein "iOS Location QA Engineer" mit "Kenntnissen in GPS, A-GPS, LBS und Navigationsalgorithmen". Das verleitet zu Spekulationen, Apple wolle in seinem iOS eine eigene Navigationssoftware implementieren oder die Kartensoftware, die bislang auf die Unterstützung von Google angewiesen ist, auf eigene Beine stellen – oder beides.

Eine solche Entwicklung liegt auf der Hand: iPhone-Nutzer müssen Navigationssoftware hinzukaufen; die Apps der Marktführer Navigon und TomTom sind nicht eben billig. Apples größer Konkurrent im Smartphone-Markt, Google, liefert sein Mobilbetriebssystem Android bereits seit längerem mit einer eingebauten Turn-by-Turn-Navigationssoftware aus. Vor wenigen Tagen veröffentlichte das Unternehmen Google Maps 5.0 im Android Market. Wesentliche Neuerungen: vektorbasierte Karten, die sich stufenlos zoomen lassen und deutlich weniger Datenvolumen beim Laden benötigen, sowie die 3D-Darstellung von Gebäuden. Möglich, dass Apple einer erweiterten Google-Maps-App für iOS zuvorkommen möchte. Android-Chefentwickler Andy Rubin sagte kürzlich, nach der Android-Version wolle sich Google mit Updates für andere Plattformen beschäftigen.

Stellenausschreibungen bei Apple, in denen das Stichwort "Navigation" vorkommt.

In den Stellenausschreibungen motiviert Apple die potenziellen Bewerber mit markigen Worten: "Wir wollen die Methode, wie Nutzer Karten, Navigations- und Ortsdienste verwenden, überdenken und weiter entwickeln." [...] "Verstärken Sie unser Team in seinen Bemühungen, unseren Kunden die beste Lösung zur Verfügung zu stellen." [...] "Wir haben gerade erst begonnen!"

Sämtliche Entwickler sollten mehrjährige Erfahrungen in ihren Gebieten mitbringen. Vermutlich versucht Apple parallel zu den Ausschreibungen, Mitarbeiter bei einschlägigen Unternehmen abzuwerben.

Einen Ausbau seiner Kartenlösung bereitet das Unternehmen schon länger vor. 2009 übernahm Apple den Kartendienstprovider Placebase und 2010 Poly9, den Anbieter eines 3D-Globus. In North Carolina entsteht eine große Serverfarm, die möglicherweise auch an der Verteilung von Live-Kartendaten übers Netz beteiligt werden soll.

Im Job-Portal auf apple.com sind derzeit 1853 offene Stellen gelistet. (se)