Branchenkreise: Vodafone prüft Übernahme von Festnetzanbietern

Derzeit prüfe Vodafone unter anderem den Kauf von Colt Telecom oder Cable & Wireless. Zudem schaue sich der Konzern den Marktführer BT Group an.

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  • dpa

Der weltgrößte Mobilfunkanbieter Vodafone prüft nach Informationen aus Branchenkreisen einen breiten Einstieg ins Festnetzgeschäft. Die Überlegungen umfassten den Erwerb von Festnetzunternehmen, erfuhr die Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX am Donnerstag. Im Fokus stehe dabei vor allem Europa mit den nahe der Sättigung stehenden Handy-Märkten Großbritannien, Spanien und Italien. An der deutschen Arcor wolle die Gesellschaft festhalten.

Derzeit prüfe Vodafone unter anderem den Kauf von Colt Telecom oder Cable & Wireless. Zudem schaue sich der Konzern den Marktführer BT Group an. Allerdings gebe es aus kartellrechtlicher Sicht Bedenken gegen eine Akquisition des Branchenschwergewichts, da BT eine starke Stellung auf dem britischen Markt habe. Um Colt und C&W ranken sich schon seit Monaten Verkaufsspekulationen, Vodafone galt bislang nicht als möglicher Käufer. Ein Sprecher von Vodafone lehnte einen Kommentar zu den Informationen ab.

Eine Entscheidung über einen Erwerb einer der Gesellschaften gebe es nicht, hieß es in den Branchenkreisen. Die Überlegungen befänden sich noch in einem frühen Stadium. Der Zukauf einer Festnetzgesellschaft würde ein grundsätzliches Umsteuern der Strategie von Vodafone bedeuten, da der Konzern sich bislang auf den Mobilfunk konzentriert hat. Die Margen in dem Geschäftsfeld geraten allerdings wegen der Marktsättigung und dem verschärften Wettbewerbsumfeld in Deutschland, Großbritannien, Italien und Spanien unter Druck.

Ein Verkauf der deutschen Tochter Arcor sei daher vom Tisch, hieß es in den Kreisen. Ursprünglich wollte Vodafone seine Beteiligung an dem zweitgrößten deutschen Festnetzanbieter veräußern. Der für Mitte dieses Jahres anvisierte Verkaufsprozess war dem Vernehmen nach allerdings gestoppt worden, um die Strategieüberprüfung der britischen Muttergesellschaft abzuwarten. Arcor verbucht derzeit beim Umsatz Wachstumsraten von rund 20 Prozent und legt damit stärker zu als die Mobilfunk-Schwestergesellschaft Vodafone D2.

Vodafone hat gerade eine größere Umstrukturierung des Konzerns angekündigt; mit einer Forcierung des Festnetzgeschäfts würden die britischen Mobilfunker Konkurrenten wie O2 folgen – die ehemalige BT-Mobilfunksparte hatte sich nach der Abspaltung vom Mutterkonzern auf Mobilfunk konzentriert, in Deutschland aber beispielsweise ebenfalls ein DSL-Angebot angekündigt. Mittlerweile wurde O2 von Telefonica übernommen, und die deutsche Tochter strebt eine Position als "integrierter Mobilfunk- und DSL-Anbieter" an. (dpa) / (jk)