Über den Aufstieg und Fall eines begnadeten Autobauers in der Nachkriegszeit

Carl F.W. Borgward – Unternehmer und Konstrukteur

Die Autos von Borgward haben bis heute einen hervorragenden Ruf, allen voran die Isabella. Dahinter stand ein Mann, dessen Leben und Handeln als Sitten­gemälde für die Wirtschafts­wunder­zeit taugt

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Von
  • ggo
Inhaltsverzeichnis

Hannover, 4. Januar 2011 – Die Borgward Isabella ist eine Legende, Gründe dafür gibt es einige: Kaum jemand hierzulande traute sich damals, einem Auto einen solch sinnlichen Namen zu geben, so etwas durften vielleicht die Italiener, aber doch nicht die trockenen Deutschen – warum sie Isabella hieß, ist übrigens bis heute umstritten. Aber auch technisch galt "sie" als ein großer Wurf, Tester von damals äußerten ihre helle Freude am Fahren. Das Design war seiner Zeit voraus, wenn auch längst nicht so radikal wie etwa das der Déesse von Citroën. Ein guter Teil der Legendenbildung hängt aber auch damit zusammen, dass die Isabella für ein Unternehmen stand, in dem sich der Erfolg eines deutschen Autobauers in guten und schlechten Zeiten und schließlich bis zu seinem Scheitern verfolgen ließ. Borgward steht auch ein wenig für ein Sittengemälde des Wirtschaftswunders einschließlich des steinigen Weges dorthin.

Schöne Ingenieurskunst

Wer Ende der 60er-Jahre eine Isabella fuhr – Borgward war zu dieser Zeit bereits Geschichte – besaß ein Auto, das für Ingenieurskunst und Geschmackssicherheit gleichermaßen stand, veredelt durch den Glanz des Mythos der Marke. Da nahm man schon mal in Kauf, dass es bei den etwas älteren Exemplaren frustierend viel zu Basteln gab. Mit einer Isabella ließ sich trefflich das Image heben. Dabei musste man sich noch nicht einmal als Filou verspotten lassen, denn die elegante Isabella war selbst als Neuwagen kein übermäßig teures Auto.

Der typische Rhombus der Marke Borgward dominiert das Cover des Bandes "Carl F.W. Borgward – Unternehmer und Autokonstrukteur". In der Biografie dienen die Autos des Konstrukteurs und Fabrikanten eigentlich nur als Wegepunkte seiner Geschichte, Ausführungen über ihre Technik darf man nicht erwarten. Das Interesse der Bremer Autorin Birgid Hanke gilt dem beruflichen und privaten Werdegang des Menschen Borgward. Dabei macht sie keinen Hehl daraus, dass die Recherche schwierig war und sich manches bis heute nicht völlig klären lässt – weder der Charakter des offenkundig höchst ehrgeizigen Konstrukteurs, noch die Gründe für das Ende des Unternehmens, das 1961 in den Konkurs ging. Gerade weil sie keine marktschreierischen "Wahrheiten" verkündet, ist das Ergebnis glaubwürdig, lässt im Grunde sogar genügend offen, um den Mythos weiterleben zu lassen.