Marktforscher sehen den Java Community Prozess am Ende

Der IT-Marktforscher Forrester Research ist überzeugt, dass die Java-Entwicklung in Zukunft nur noch den kommerziellen Interessen von Oracle und IBM gehorchen werde.

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Von
  • Christian Kirsch

In einer Untersuchung kommen die Forrester-Mitarbeiter John R. Rymer und Jeffrey S. Hammond zu der Überzeugung, dass im Wesentlichen Oracles Geschäftsmodell die Zukunft von Java bestimmen werde. Die Firma habe zwar begonnen, die bisherige ineffiziente Java-Entwicklung umzustrukturieren und einen Bruch mit IBM zu verhindern. Gleichzeitig seien jedoch viele Open-Source-Anhänger vor den Kopf gestoßen worden. Noch sei es Oracle nicht gelungen, die Komplexität der Java-Plattform zu reduzieren. Dies ist nach Auffassung der Forrester-Analysten die Achilles-Ferse, die den Wettkampf mit Microsofts .NET behindert.

Rymer und Hammond fassen die Ergebnisse ihrer Untersuchung in fünf Punkten zusammen:

  • Oracle wird die Weiterentwicklung von Java SE bestimmen. Neuerungen im OpenJDK fließen ein, wenn sie zu Oracles Prioritäten passen.
  • OpenJDK ist nicht vollständig offen, obwohl es unter der GPL steht. Es ist praktisch unmöglich, eine alternative Implementierung ohne Oracles Zustimmung zu erstellen. Das liegt insbesondere an der Kontrolle über die Java TCK (Test Compatibility Kits), die das Unternehmen ausübt.
  • Der Java Community Process (JCP) stirbt. Ohne ihn formal zu beenden, wird Oracle eine Alternative schaffen, die die Fiktion eines offenen Vorgehens beendet. Das Ergebnis: IBM und Oracle kontrollieren die weitere Java-Entwicklung vollständig.
  • Wettbewerb wird es in erster Linie bei den Frameworks für Geschäftsanwendungen geben.
  • Da Javas Rolle bei der Client-Entwicklung schwindet, wechseln Bildungseinrichtungen zu anderen Unterrichtssprachen. Langfristig werden Entwickler Java ähnlich wie COBOL als Server-Sprache für Unternehmen betrachten.

Die Apache Software Foundation hatte Ende 2010 das Exekutivkomitee des JCP verlassen, da Oracle ihr den uneingeschränkten Zugang zu den TCK verweigerte. Dadurch konnten die Entwickler der freien Java-Implementierung Harmony deren Standardkonformität nicht prüfen. Im Oktober hatte sich IBM aus dem bislang von ihm unterstützten Projekt zurückgezogen und war beim OpenJDK eingestiegen. (ck)