Verleger reagieren auf In-App-Zwang

Als wenig praxisgerecht, inakzeptabel und nicht angemessen bezeichnen verschiedene Verleger Apples neue Richtlinien für Inhalteanbieter im App Store und hoffen auf weitere Gespräche mit dem iPad-Hersteller.

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Von
  • dpa

Der Hoffnungsträger iPad glänzt in den Augen vieler Medienmanager inzwischen nicht mehr ganz so wie sein Display. In der Branche herrscht Aufregung, weil Apple auch bei Zeitungsabos auf dem iPad die Hand aufhält und obendrein Abonnenten-Daten für sich behalten will. "Mit dem Preisdiktat haben wir unsere Probleme", sagte der Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes Deutscher Zeitungsverleger, Dietmar Wolff, am Mittwoch. Es sei zwar positiv, dass Apple über Abo-Modelle nachdenke. Der iPad-Hersteller habe aber "Schleusen aufgebaut, die in der Praxis so nicht funktionieren werden".

Gemeint ist eine Mitteilung von Apple vom Dienstag, in der erklärt wird, wie Abonnements digitaler Inhalte auf dem iPad künftig gehandhabt werden sollen. Dieser Beschluss lässt den Verlegern die Möglichkeit, ihren Kunden ein Abonnement außerhalb der iPad-App anzubieten. In diesem Fall müssen die Verlage die Bestellmöglichkeit aber zusätzlich auch innerhalb der App zu mindestens den gleichen Konditionen bereitstellen.

Bei diesen In-App-Käufen kassiert Apple einen Anteil von 30 Prozent. Erfahrungsgemäß bevorzugen die meisten App-Nutzer eine Bestellung direkt in der Anwendung gegenüber dem Umweg etwa auf Website des Anbieters. BDZV-Hauptgeschäftsführer Wolff sagte dazu: "Für langfristige Abos ist das keineswegs akzeptabel und angemessen." Für die Verlage dürfte es schwer sein, iPad-Leser dazu zu bewegen, auf das einfache und gewohnte Bestellverfahren direkt in der App zu verzichten und stattdessen "das vergleichsweise unbekannte Verfahren der Verlage" zu wählen.

Beim Verband Deutscher Zeitschriftenverleger (VDZ) hieß es, das vorgelegte Modell bedeute erhebliche Einschränkungen für das App-Geschäft der Verlage. Es sei zwar positiv festzuhalten, dass es jetzt ein eigenständiges Abo-Modell für die Verlage gebe. Die damit einhergehenden Bedingungen gingen aber zu weit. Die Verleger bemühten sich daher weiter um Gespräche mit Apple.

Im Streit um den Zugriff auf die Kundendaten soll die Entscheidung bei den Nutzern liegen. Mit ihrer Zustimmung würden Name, E-Mail-Adresse und Postleitzahl an den Verlag übermittelt, teilte Apple mit. "Ich habe den Eindruck, dass leichtes Entgegenkommen bei Apple besteht, aber die bis dato klare Forderung der Verlage nach freiem Zugang zu den Kundendaten wird so nicht erfüllt", hieß es in der Chefredaktion einer Tageszeitung. Anders als in den USA oder Großbritannien hänge der wirtschaftliche Erfolg eines Verlags in Deutschland zu einem erheblichen Teil von der eigenen Kunden- beziehungsweise Abo-Datei ab. "Der Einzelverkauf spielt zumindest bei vielen regionalen Zeitungen verglichen mit dem Abonnement eine eher untergeordnete Rolle."

Beim Blick auf die Zukunft der Zeitung schauen einige schon über das iPad hinaus: Das Google-System Android bietet sich verstärkt als Alternative zum Tablet-Pionier Apple an. Der von Google voraussichtlich beanspruchte Umsatzanteil von zehn Prozent sei wesentlich realistischer, sagte Wolff. Vom Tablet-Computer als Vertriebsweg erhoffen sich die Verlage eine tragfähige Strategie, die den "alten Medien" einen gesicherten Platz im digitalen Leben bieten soll. Möglicherweise, so räumen viele in der Branche ein, haben sie die Suche danach zu spät begonnen. (lbe)