MWC

Nokias nächste Milliarde

Für die Smartphone-Allianz mit Microsoft hat Nokia nicht nur in Barcelona viel Aufmerksamkeit bekommen. CEO Stephen Elop nutzte seinen Messeauftritt, um auch seine Strategie für einfache Handys zu erläutern.

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In der ganzen Aufregung um die Smartphone-Allianz mit Microsoft droht Nokias Strategie für das Brot-und-Butter-Geschäft mit einfacheren Handys unterzugehen. Windows Phone ist nur eine Seite der Medaille, betonte Nokia-CEO Stephen Elop auf dem Mobile World Congress in Barcelona. Der neue Mann an der Spitze des finnischen Traditionskonzerns hat ehrgeizige Pläne auch für die Handysparte: die nächste Milliarde Menschen ins Netz zu holen.

Mehr als 3 Milliarden Menschen auf der Welt haben noch gar kein Handy, rechnet Nokia vor. Und auch wer eins besitzt, kommuniziert vielleicht per SMS, hat aber keinen Internetzugang. Elop will die Ausgeschlossenen ans Netz anschließen und sieht für Nokia gute Chancen, auf den wachsenden Märkten der Schwellenländer wieder mehr Handys zu verkaufen. "Wir investieren", erklärte Elop in Barcelona, "um einen noch größeren Teil der Bevölkerung ins mobile Internet zu bringen".

Das Geschäft mit einfachen Handys für Schwellenländer ist für Nokia traditionell eine feste Größe. "Wir verkaufen über 1 Million Geräte mit Series 30 und Series 40 pro Tag", betonte Elop. Doch auch hier sind die Finnen unter Druck geraten. Im Schlussquartal 2010 ging die Zahl der verkauften Einfach-Handys im Vergleich zum Vorjahr um 10 Prozent zurück auf 95,4 Millionen. Während der Konzern zwar in China deutlich mehr Handys absetzen konnte, gingen die Verkaufszahlen im restlichen Asien, in Südamerika und Afrika leicht zurück. Ein Lichtblick: Bei einfachen Handys geht der durchschnittliche Gerätepreis, anders als bei Smartphones, nach oben.

Soziale Netzwerke und Internet-Kommunikationsdienste sollen auch auf den einfachen Geräten in verschiedenen Preisklassen selbstverständlich werden. Nokia entwickelt dafür auch den Ovi-Browser für Series-40-Geräte weiter. Doch die Finnen stehen nicht alleine da, auch andere Anbieter haben sich des Themas angenommen. Die SIM-Spezialisten von Gemalto etwa zeigen auf der Messe eine Facebook-Anwendung, die direkt auf der SIM-Karte läuft. Die Text-Grundfunktionen des Netzwerks stellt die Anwendung über SMS-Nachrichten zur Verfügung.

Doch ist Facebook nicht alles. Elop betonte in Barcelona die wichtige Rolle, die Mobilkommunikation in unterentwickelten Regionen spielen kann. Mobile Dienste würden etwa zur Kartografierung von Wasserquellen in Kenia eingesetzt oder zur amtlichen Registrierung von Neugeborenen, die den Behörden sonst unbekannt geblieben wären. Und der von Nokia in Indien angebotene Zahlungsdienst gebe vielen Menschen dort erstmals die Möglichkeit, ein Bankkonto zu führen. (vbr)