Studie: Niedrigere Roaming-Preise verteuern Inlandstelefonate

Die EU-Kommission will die Preise für Mobilfunk-Gespräche im Ausland drastisch senken. Laut einer Studie werden damit jedoch Gespräche im Inland teurer.

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Von
  • Reiko Kaps

Eine Studie der GSM Association prognostiziert steigende Kosten für Gespräche im Inland, falls die Entgelte für Telefonate im Ausland, die so genannten Roaming-Kosten, sinken. Damit legt der Verband, dem weltweit rund 700 Mobilfunk-Betreiber angehören, Argumente gegen die Bestrebungen und Vorschläge der EU-Kommission vor. Diese möchte die Endkunden-Preise für das Roaming von Mobilfunkgesprächen deutlich senken: Bei Gesprächen im Ausland sollen sich die Preise für den Endkunden an den Preisen seines Heimatlandes orientieren. Bestellt ein deutscher Tourist in Athen beispielsweise mit dem Handy ein Taxi, so zahlt er dann die Kosten für ein Ortsgespräch. Zudem würden Telefonate nach Hause genauso abgerechnet wie Gespräche von Deutschland nach Griechenland.

Die Regelungen hätten nach Ansicht der Mobilfunk-Betreiber zur Folge, dass Kunden zwei Mobilfunk-Verträge abschließen: Ein Vertrag mit niedrigen Roaming-Preisen und höheren Inlandspreisen für das Ausland und einen zweiten Vertrag mit höheren Roaming-Kosten, aber niedrigen Preisen für Inlandsgespräche. Für die Betreiber bedeute dies aber mehr Verwaltungsaufwand, der sich auf die Preise für Inlandsgespräche auswirken werde. Laut Wall Street Journal erzielen die Mobilfunk-Betreiber rund acht Prozent ihres Gesamtumsatzes über die Einnahmen aus dem Roaming; es verwundert daher nicht, dass einige Betreiber die Bestrebungen der EU als "zentrale Planwirtschaft" bezeichnen. Allerdings müssen Kunden derzeit nicht nur bei Gesprächen zwischen unterschiedlichen Betreibern bezahlen, auch bei Gesprächen über Anbieter, die europaweit tätig sind, fallen solche Kosten an.

Schon seit Jahren kritisieren die Wettbewerbshüter der Europäischen Kommission die hohen Kosten für Gespräche im Ausland. Im vergangenen Jahr hat die EU nach langem Streit mit den Mobilfunk-Betreibern eine Internet-Seite eingerichtet, die eine Übersicht über die Roaming-Kosten in Europa bietet. Auf der Seite gibt die Kommission auch Ratschläge, wie man zur Zeit die Kosten für Mobilfunk-Gespräche im Ausland eindämmen kann. (rek)