Huawei will angeblich Marconi übernehmen
Der kriselnde britische Telecom-Ausrüster soll laut "Times" rund 860 Millionen wert sein. Die Übernahmegespräche könnten Monate dauern.
Der chinesische Telecom-Ausrüster Huawei Technologies Co. soll in Verhandlungen mit der Marconi Corporation plc stehen, mit dem Ziel, den britischen Hersteller von Netzwerkinfrastruktur und Funktechnik zu übernehmen. Marconi soll rund 860 Millionen Euro wert sein, berichtet die Londoner Times. Demzufolge hat Marconi die Investmentbanker von Morgan Stanley mit den Verhandlungen betraut, während sich die Chinesen von der schweizerischen UBS beraten lassen. Es könne Monate dauern, bis die Verhandlungen abgeschlossen seien, heißt es in den Berichten. Ebenso sei es möglich, dass Marconi andere strategische Optionen prüfe -- einschließlich des Verkaufs an einen anderen Investor.
Marconi bestätigte in einer heute morgen veröffentlichten Presseerklärung, dass das Unternehmen Gespräche mit einem ungenannten Partner führt. Diese Diskussionen seien allerdings in einem frühen Stadium. Auch sei nicht sicher, ob in Folge dieser Verhandlungen überhaupt ein Gebot für Marconi erfolge. Marconi prüfe weiterhin alle strategischen Optionen mit dem Ziel, den Unternehmenswert für die Anteilseigner ("shareholder value") zu maximieren. Huawei und Marconi kooperieren bereits beim Vertrieb ihrer Produkte.
Marconi war im Jahr 2001 in eine tiefe Krise geraten und hatte tausende Mitarbeiter entlassen. Es dauerte drei Jahre, bis die Firma wieder schwarze Zahlen schrieb. Im Dezember 2002 hatten die Gläubiger des hochverschuldeten Unternehmens einen Rettungsplan akzeptiert, der eine Entwertung ihrer Aktien zur Folge hatte.
Huawei wurde nach Darstellung der Sunday Times 1988 mit einem Startkapital von 2000 US-Dollar gegründet. Im laufenden Jahr peilt das Unternehmen, das nach eigenen Angaben weit gehend unabhängig vom Einfluss der chinesischen Regierung agiert, Umsätze von 4 Milliarden US-Dollar im internationalen Geschäft und weiteren 3 Milliarden US-Dollar im Heimatmarkt an. Im Geschäftsjahr 2003 hatte Huawei seinen Gesamtumsatz um 42 Prozent auf 3,8 Milliarden US-Dollar steigern können. Kurz zuvor hatten die Chinesen noch zugeben müssen, unerlaubt Quellcode von Cisco in ihren Routern verwendet zu haben. Im Oktober 2003 hatten Cisco und Huawei dann ihren Streit beigelegt. (ssu)