Lenovos Umsatz nach IBM-Deal mehr als verdreifacht

Der erste Quartalsbericht seit Abschluss der Übernahme der PC-Sparte von IBM weist einen Umsatzanstieg um 234 Prozent auf über zwei Milliarden Euro aus. Wegen der Kapitalverwässerung infolge der Übernahme schrumpfte der Gewinn je Aktie aber um 8 Prozent.

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Von
  • Sven-Olaf Suhl

Der in Hong Kong (HK) beheimatete Hersteller von Computern und Mobiltelefonen Lenovo hat erstmals seit dem Abschluss der Übernahme der PC-Sparte von IBM Unternehmensszahlen vorgelegt. Der Quartalsbericht für den Zeitraum vom 1. April bis 30. Juni 2005 -- dem ersten Quartal des Geschäftsjahres 2005 / 2006 der Chinesen -- weist einen Umsatzanstieg um 234 Prozent auf 19,613 Milliarden HK-Dollar (über zwei Milliarden Euro) aus. Im Vergleichszeitraum des Vorjahrs betrug der Umsatz 5,878 Milliarden HK-Dollar (circa 612 Millionen Euro) -- doch wurde die Übernahme der IBM-Sparte auch erst im vergangenem Dezember ein Thema.

Der von Lenovo als "an die Aktionäre verteilbar" bezeichnete Gewinn ("profit attributable to shareholders") nahm zwar mit 357 Millionen HK-Dollar (37,2 Millionen Euro) gegenüber dem Vorjahreszeitraum um sechs Prozent zu, doch fiel die Ausschüttung je Aktie mit 4,12 HK-Cents (entsprechend 0,43 Euro-Cent) um acht Prozent geringer aus als im ersten Geschäftsquartal 2004 / 2005. Diese Renditeabsenkung erklärt Lenovo mit der Kapitalverwässerung infolge des IBM-Deals, den Lenovo unter anderem mit eigenen Aktien bezahlt hatte. Auf diese Weise bekam IBM rund 13 Prozent der Lenovo-Anteile.

Aufgeschlüsselt nach Geschäftsfeldern liegt der mit Notebooks erzielte Umsatz mit 47,22 Prozent des Gesamtumsatzes nun leicht vor dem mit Desktop-PCs (46,26 Prozent). Mobiltelefone, die Lenovo nur im chinesischen Markt anbietet, trugen im angelaufenen Quartal 4,18 Prozent zum Umsatz bei. Im Umsatz nach Regionen liegt China mit über 40 Prozent des Gesamtumsatzes weit vorn, es folgen Nord- und Südamerika mit insgesamt 28 Prozent. Europa, mittlerer Osten und Afrika (EMEA) liegen mit 18,68 Prozent am Quartalsumsatz vor der Region Asien (ohne China) und Pazifik mit 12,67 Prozent. Die letztgenannte Region ist nach Unternehmensangaben auch die einzige, in der Lenovo einen "kleinen Verlust" verbuchen musste.

Mit über 30 Prozent Marktanteil ist Lenovo Spitzenreiter in China, während das Unternehmen weltweit unter den Computerherstellern -- hinter Dell und HP -- Platz drei einnimmt. In den sich entwickelnden Märkten Indiens, Brasiliens und Russlands sei das Wachstumstempo von Lenovo höher als das der Wettbewerber. Während Medienberichten zufolge Lenovo anstelle der erzielten Umsatzsteigerung um den Faktor 3,3 eine Vervierfachung des Umsatzes nach der Übernahme der IBM-Sparte in Aussicht gestellt hatte, weist das Unternehmen anlässlich der Vorlage der jüngsten Quartalszahlen darauf hin, dass die zu IBM-Zeiten defizitäre PC-Sparte unter der Führung der Chinesen bereits jetzt Profite abwerfe. Ihre Strategie, Innovationskraft mit wettbewerbsfähigen Kostenstrukturen zu vereienen, trage früher als erwartet Früchte. Ein Beispiel sei der jüngst vorgestellte ThinkPad X41 Tablet-PC. (ssu)