Sony demonstriert Playstation 3 und neuen Controller [2. Update]

Sony hat auf der E3 den Starttermin und Preis der Playstation 3 bekannt gegeben. Der Controller soll mit einem Bewegungssensor ausgerüstet werden – er wirkt, als hätte Sony das Konzept von Nintendos Controller für die Wii-Konsole abgeschaut.

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Sony Computer Entertainment hat auf seiner Pressekonferenz anlässlich der Electronic Entertainment Expo (E3) in Los Angeles Details zum Start der Playstation 3 bekannt gegeben. Die Konsole wird in Europa am 17. November auf den Markt kommen, nur sechs Tage nach ihrem Debüt in Japan und zeitgleich zu Nordamerika.

Ähnlich wie Microsofts Xbox 360 wird die Playstation 3 in zwei Konfigurationen angeboten. Für 499 Euro bekommt man die Konsole mit einer 20 GByte großen wechselbaren 2,5"-Festplatte, für 599 Euro die Version mit einer 60-GByte-Festplatte. Zum Start sollen weltweit 2 Millionen Geräte parat stehen, bis zum Jahresende will Sony vier Millionen Geräte ausliefern. Bei einer Produktionsrate von einer Million Konsolen pro Monat müsste Sony demnach Anfang September mit der Massenproduktion beginnen.

Das Design des im vergangenen Jahr vorgestellten Controllers hat Sony verworfen. Das PS3-Gamepad sieht so aus wie der PS2-Controller, nur dass es kabellos per Bluetooth angeschlossen wird und silbern glänzt. Im Innern hat Sony ein Gyroskop eingebaut, das Drehungen um alle drei Achsen sowie geradlinige Bewegungen in Steuerungsbefehle umsetzt. Auf der Pressekonferenz sah man, wie ein Entwickler auf diese Weise ein Flugzeug im Spiel "Warhawk" steuerte. Auf einen Vibrationsmotor muss der PS3-Controller verzichten.

Das Konzept wirkt allerdings, als sei es hastig von Nintendos neuer Konsole Wii kopiert worden. Nintendos Wii-Controller sieht aus wie eine Fernbedienung und wird nur mit einer Hand gehalten. Dies soll unter anderem intuitive Tennis-Matches und Säbelgefechte ermöglichen. Der Wii-Controller verlässt sich jedoch nicht allein auf ein Gyroskop, sondern misst zusätzlich die Entfernung und Position zur Konsole, um genauere Steuerungsbefehle zu ermöglichen. Nach Sonys Vorführung sieht es nicht so aus, als ob der PS3-Controller die Präzision des Wii-Controllers erreichen wird. Statt wie Nintendo die Bedienung zu vereinfachen, baut Sony noch mehr Kontrollmöglichkeiten in sein Gamepad ein, die der Spieler zu beherrschen lernen muss.

Am Ende der etwa einstündigen Präsentation beschlich einen das Gefühl, als wolle Sony alle Features (und den Verkaufspreis) der Xbox 360 sowie die geplanten Möglichkeiten der Nintendo Wii in der Playstation 3 vereinen, statt sich mit eigenen originellen Ideen von der Konkurenz abzusetzen. So stellten die Japaner analog zu Microsofts Xbox Live ihren neuen Online-Dienst samt Shopping-System vor, der etwa von einer neuen Version des Karaoke-Spiels "Singstar" für die Playstation 3 genutzt werden soll. Spieler können aus Sonys Musik-Katalog neue Videoclips für den nächsten Karaoke-Abend kaufen. Die Clips werden auf der Festplatte gespeichert. Wieviel ein Song kosten soll, gab Sony noch nicht bekannt.

Sehr ausführlich wurde eine HD-Version des Rennspiels "Gran Turismo 4" gezeigt, die in 1080p mit 60 Frames pro Sekunde lief. Die Spielgrafik wirkte jedoch lange nicht so spektakulär wie die im vergangenen Jahr gezeigten PS3-Demos. Die Gran-Turismo-Grafik war zwar detaillierter, wirkte jedoch sonst ähnlich steril wie auf der PS2. Verkürzen sollen sich die Ladezeiten. Während es bei der PS2 10 bis 15 Sekunden zum Laden der Strecke dauerte, soll die PS3-Version dank Caching auf der Festplatte nach 2 bis 3 Sekunden startklar sein. "Gran Turismo" soll "nicht allzu spät nach dem Launch" für die PS3 erscheinen.

Die beeindruckendste Spieledemo "Eye of Judgement" wurde mit der Eyetoy-Kamera gezeigt, die einen Tisch aus der Vogelperspektive filmte, auf den Karten gelegt wurden. Sobald die Kamera in Zusammenspiel mit einer Sensormatte die Karte erkannte, schlüpfte auf dem Bildschirm ein Monster aus ihr hervor und kämpfte gegen andere Kartenmonster – passend für Spiele wie Yu-Gi-Oh. Mit der Kamera soll man auch Singstar-Videos von sich selbst aufnehmen und über Sonys Online-Dienst versenden können.

Die sonst gezeigten Spiele aus Sonys eigener Feder ließen bei der Präsentation etwas Spielwitz und Originalität vermissen. Das Gezeigte erinnerte stark an Kampfspiele wie Dynastie Warriors ("Genji 2"), God of War ("Heavenly Sword") oder GTA-Klone ("Getaway" und "Eight Days"). Der graue Sepia-Level von "Resistance – Fall of Man", einem bollerigen First-Person-Shooter irgendwo in der Nachbarschaft von "Call of Duty" und "Black", hätte genau so gut in "Warhawk", "Killzone" oder Konamis "Metal Gear Solid 4" gepasst – das Design schien austauschbar.

Die häufig an der Xbox 360 geäußerte Kritik, nur machohafte Actionspiele für junge Männer parat zu haben, traf bis auf "Singstar", "Hot Shots Golf" und das Savannenspiel "Afrika", von denen nur kurze gerenderte Trailer zu sehen waren, an diesem Tag ebenfalls voll und ganz auf die Playstation 3 zu. Die grafische Präsentation unterschied sich nur unwesentlich von dem, was man auch auf dem PC oder der Xbox 360 zu sehen bekommt. Auf der bis zum 12. Mai dauernden E3 sollen spielbare Demos auf fertigen Entwickler-Kits der PS3 zu sehen sein. Die finale Hardware lässt aber noch auf sich warten; bereits früher gab Sony aber Details zum Cell-Prozessor und zu Nvidias GPU bekannt, mit der die Playstation 3 arbeitet. Unter anderem Schwierigkeiten mit dem Kopierschutz bei Blu-ray-Laufwerken sorgten für Verzögerungen bei der Einführung der Playstation 3.

Die Playstation 3 soll sich nach dem Willen von Sony aber nicht nur als Spielkonsole Einzug in die Wohnzimmer halten, sondern auch als Player für Blu-ray-Filme. Laut einer Pressemitteilung von Sony Computer Entertainment America soll die 499-Euro-Version der PS3 jedoch keinen HDMI-Anschluss mitbringen wie die 60-GByte-Version. Doch selbst mit einem Preis von 599 Euro kostet die PS3 deutlich weniger als die in den USA für 1000 bis 1500 US-Dollar angekündigten BD-Player von Pioneer, Panasonic oder Samsung. Die Tauglichkeit zum Filmplayer wird aber nicht zuletzt durch das Lüfterrauschen der Konsole entschieden werden. Sollte die PS3 tatsächlich, wie von Sony behauptet, nicht lauter sein als die Slimline-Version der PS2, dann dürfte es für andere Hersteller äußerst schwer werden, BD-Player jenseits der 500-Euro-Marke zu verkaufen.

[2. Update]:
Entgegen früherer Angaben wurde der zweite HDMI-Ausgang der PS3 ersatzlos gestrichen. Von den üppigen Anschlussmöglichkeiten des vergangenen Jahres sind ein Gigabit-Ethernet-Port und vier USB-2.0-Buchsen übrig geblieben. Die 499-Euro-Version muss neben dem HDMI-Anschluss auch auf die – vor allem für die PSP-Anbindung wichtige – WLAN-Unterstützung sowie auf jegliche Speicherkarteneinschübe verzichten. Ein externer Leser könnte jedoch wohl per USB angeschlossen werden. Das Bluetooth-Interface für bis zu sieben Controller bleibt hingegen beiden Versionen erhalten.

Zur Playstation 3 siehe auch: (hag)