Smartphone wird Schlüssel für intelligente Verkehrskonzepte

Eine intelligente Vernetzung verschiedenster Fortbewegungsmöglichkeiten soll Städter zum Verzicht auf den eigenen Pkw animieren. Dabei spielt das Smartphone eine Schlüsselrolle, berichtet Technology Review in seiner aktuellen Ausgabe.

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Eine intelligente Vernetzung verschiedenster Fortbewegungsmöglichkeiten soll Städter zum Verzicht auf den eigenen Pkw animieren. Dabei spielt das Smartphone eine Schlüsselrolle, berichtet Technology Review in seiner aktuellen Ausgabe 5/2011 (seit heute am Kiosk oder im heise Shop direkt online zu bestellen).

Das Buzzword zu dieser Entwicklung lautet: „Intermodal“ - ein Fachattribut, das Verkehrsplaner seit Kurzem elektrisiert. Das gesamte Angebot an Verkehrsmitteln im Nah- und Fernverkehr so geschickt zu verweben, dass die persönliche Individuallösung – sprich der Besitz eines Autos – sich als verzichtbar erweist. Denn die Zahl der Autoliebhaber schrumpft – vor allem in Großstädten. In Berlin und Paris bewegt sich schon jetzt rund die Hälfte der Bewohner ohne eigenes Auto.

Oft allerdings mehr aus der Not heraus, denn aus Überzeugung. Zwar ist der öffentliche Nahverkehr in den deutschen Großstädten gut ausgebaut und ermöglicht Fortbewegung ohne Pkw. Was noch weitgehend fehlt, ist aber die Vernetzung der einzelnen Systeme und eine lückenlose und jederzeit erhältliche Reiseinformation. Genau diese Lücke soll über das Smartphone als ständiger Begleiter mit entsprechenden Apps geschlossen werden.

Visionäre wie Andreas Knie, Geschäftsführer des Innovationszentrums für Mobilität und gesellschaftlichen Wandel in Berlin (InnoZ), propagieren die „Mobilität 2.0“: Öffentliche Individualverkehrsmittel sollen die Schwächen der Massentransportmittel aufwiegen. Leihroller, -motorräder, -fahrräder und -autos mit unterschiedlicher Antriebstechnik erhöhen die Reichweite, eignen sich zum Transport von schwerem Gepäck und können spontan und individuell genutzt werden. Mit dem Smartphone als universellem Ticket- und Auskunftsschalter werden alle Verkehrsmittel geortet und gebucht.

Erste Autokonzerne sind bereits in dieses Geschäft eingestiegen: Daimler und BMW haben sich jeweils mit Autovermietern zusammengeschlossen und wetteifern in einer neuen Form des Carsharings um Kunden, die ihnen als Autohalter zunehmend verloren gehen: Gemietet wird zu jeder Zeit, an jedem Ort, im Minutentakt. So gründeten BMW und Sixt die Marke „DriveNow“ und vermieten seit April in München 300 Fahrzeuge vom Typ 1er BMW und Mini Cooper. Das Auto kann nach der Fahrt stationsungebunden überall innerhalb des mittleren Rings abgestellt werden. Via Internet oder mit einer App auf dem Smartphone können die Leihwagen gefunden und gebucht werden. Wer ein frei verfügbares Fahrzeug auf der Straße findet, kann sogar sofort einsteigen. Dasselbe Modell, anderer Name: „car2go“. Dahinter steht Daimler mit dem Verleiher Europcar. Seit April werden 300 Smart Fortwo mit car2go-Aufkleber in Hamburg verliehen.

Eine Herausforderung ist allerdings noch immer der übergreifende Datenaustausch: Zwar verfügen die meisten Verkehrsbetriebe bereits seit vielen Jahren über Echtzeitdaten. Im Schienenverkehr kennen sie die Position ihrer Fahrzeuge auf ein paar Zentimeter genau, weil Sensoren die Radumdrehungen zählen. Doch genutzt werden die Daten seltener als möglich. „Jeder Verkehrsverbund hat die Hand auf seinen Daten“, klagt Dirk Esters vom Softwarespezialisten für intermodale Reiseauskünfte HaCon in Hannover. „Die größte Herausforderung ist: Wie kommt man an den Datentopf?“ (wst)