iCloud: Apple macht den Schritt in die Wolke

Apple hat bisher nur den Namen seiner neuen Cloud-Plattform offiziell bestätigt. Die Indizien deuten auf einen Musik-Streamingdienst hin, doch auch Filme und Fernsehsendungen könnte es in der iCloud geben.

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Der US-Computerkonzern Apple steht vor einem wichtigen Entwicklungsschritt und folgt mit der Ankündigung der "iCloud" auf der Entwicklerkonferenz WWDC 2011 in der kommenden Woche Konkurrenten wie Google oder Amazon in die "Wolke". Damit setzt ein weiteres IT-Schwergewicht auf die Cloud, der branchenweit enormes Potenzial für neue Dienste und Geschäftsmodelle beigemessen wird. Apple selbst hat mit der Ankündigung von Steve Jobs' Auftritt auf der Konferenz bisher lediglich den auch schon durch die Medien geisternden Namen bestätigt – immerhin bemerkenswert für ein Unternehmen, das sonst eher verschlossen ist.

Der Computerkonzern hat für seine Clouddienste in den vergangenen Monaten in North Carolina ein großes Rechenzentrum aufgebaut. Bisher zeichnet sich ab, dass iCloud, das ein wichtiger Bestandteil von Mac OS X 10.7, Codename "Lion", werden könnte, mindestens einen Musik-Streaming-Dienst enthalten wird. Apple bemüht sich dazu seit Wochen um Verträge mit den großen Plattenfirmen Warner Music, Sony Music, EMI und Universal. Mit drei der vier Major-Labels hat Apple laut US-Medienberichten bereits Lizenzabkommen geschlossen, die Verhandlungen mit Universal könnten laut Wall Street Journal noch in dieser Woche abgeschlossen werden. Was derzeit offenbar noch fehlt, sind Verträge mit Musikverlagen, die Apple ebenfalls bräuchte, um den Streaming-Dienst wasserdicht zu machen.

Wie das Wall Street Journal weiter berichtet, soll iCloud auf das sogenannte Scan-and-Match-Verfahren setzen. Dabei wird die persönliche iTunes-Musiksammlung des Anwenders mit einer "Meta-Bibliothek" in der iCloud abgeglichen. Nur dort nicht schon vorhandene Titel muss der Nutzer noch hochladen. Ein zeitraubender Upload der ganzen Sammlung wie bei Googles Konkurrenzdienst Music Beta wäre damit nicht nötig.

Seine gesamte iTunes-Sammlung kann der Nutzer dann überall und auf verschiedenen Endgeräten anhören. Der Zugriff soll mindestens über iOS-Geräte möglich sein, vermutlich aber auch über iTunes auf Mac und PC. Apple soll BusinessWeek zufolge planen, den Dienst zunächst gratis anzubieten, ihn später aber kostenpflichtig zu machen – womöglich als Bestandteil des bekannten MobileMe-Paketes.

Neben Musik könnte iCloud auch TV-Sendungen und Filme streamen – zunächst vermutlich nur in den USA. Dazu berichtete der IT-Branchendienst CNET News am Dienstag, Apple versuche derzeit, entsprechende Verträge mit "großen Hollywood-Studios" zu erhalten. Die Verhandlungen seien in den letzten Wochen nochmals intensiviert worden.

Allerdings sei Apple dabei auf Probleme gestoßen – etwa mit der Verwertungskette der Studios: So haben drei der sechs größten Filmstudios mit dem Pay-TV-Kabelsender HBO vereinbart, den Vertrieb über andere elektronische Verbreitungskanäle zu unterbrechen, solange ihre Produktionen bei HBO gezeigt werden. Zumindest die drei Studios Disney, Paramount und Sony, die nicht vom "HBO-Blackout" betroffen sind, könnten laut CNET aber Teil von "iCloud" werden.

Einen ausführlichen Artikel über Mac OS X 10.7 bringt auch Mac & i Heft 2, das seit kurzem im Handel ist. Von der WWDC wird Mac & i auf heise online live berichten. (bsc)