Der E-Bus der Zukunft?

Mit den Elektrobussen des US-Start-ups Proterra sollen städtische Verkehrsbetriebe ihre Betriebskosten um 80 Prozent senken können. Ein Versprechen, das nun auch von General Motors mitfinanziert wird.

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  • Kevin Bullis

Mit den Elektrobussen des US-Start-ups Proterra sollen städtische Verkehrsbetriebe ihre Betriebskosten um 80 Prozent senken können. Ein Versprechen, das nun auch von General Motors mitfinanziert wird.

Im öffentlichen Nahverkehr sind elektrisch betriebene Busse nicht Neues. Dass sie sich dennoch nicht durchgesetzt haben, liegt vor allem an den hohen Anschaffungskosten. Das US-Start-up Proterra versucht nun mit einem optimierten Modell zu beweisen, dass E-Busse schon jetzt eine Alternative zu Diesel-betriebenen Bussen sein können, die sich rechnet.

Proterra setzt dabei auf zwei Komponenten: Verbundwerkstoffe, die pro Fahrzeug einige hundert Kilogramm Gewicht einsparen, und kleine Akkustapel, die sich innerhalb von zehn Minuten wiederaufladen lassen. Angesichts deutlich gestiegener Dieselpreise könnten Verkehrsunternehmen mit einem Proterra-Bus über eine zwölfjährige Betriebsdauer gegenüber herkömmlichen Bussen 600.000 Dollar sparen, rechnet Jeff Granato, CEO des Start-ups, vor. Hinzu kämen Einsparungen von bis zu 95.000 Dollar bei den Wartungskosten.

Legt man US-Preise für Strom und Diesel zugrunde, verursache ein Proterra-Bus rund 12 Cent pro Kilometer an Betriebskosten, so Granato, während für Diesel rund 62 Cent pro Kilometer anfielen. Das entspricht einer Kostensenkung von 80 Prozent. Auch wenn das Proterra-Modell in der Anschaffung immer noch deutlich teurer sei, könne es dank dieser Kostenersparnisse über die Lebensdauer bereits mit einem Diesel-Bus konkurrieren. Wieviel ein Proterra-Bus kostet, will Granato allerdings nicht verraten.

In Elektrofahrzeugen machen Batterien derzeit noch den Löwenanteil des Preises aus. Das führt dazu, dass ein Mittelklassewagen wie der Volt von General Motors bei gleicher Leistung rund doppelt so teuer ist wie ein Benziner. Wer hingegen wie Nissan bei seinem Modell Nissan Leaf die Kosten mit kleineren Akku-Stapeln niedrig halten will, erkauft dies mit einer sehr begrenzten Reichweite: Der Leaf schafft pro Ladung nur 110 Kilometer.

Die E-Busse von Proterra kommen gar nur 50 bis 60 Kilometer weit. Wollte das Start-up mit seinen Bussen die Reichweite des Nissan Leaf erreichen, würden die Fahrzeuge nach aktuellen Analysten-Schätzungen rund 60.000 Dollar teurer. Über seine Batteriekosten schweigt sich die Firma aber ebenfalls aus.

Dank einer Lithium-Titanat-Chemie sollen die Akkus sich aber mehrmals am Tag rasch wiederaufladen lassen – und das über acht Jahre. Herkömmliche Lithium-Ionen hingegen würden solche schnellen Ladezyklen nicht lange unbeschadet überstehen, betont Granato.

Um städtische Verkehrsbetriebe zu überzeugen, hat Proterra zudem ein eigenes Ladesystem entwickelt. Nähert sich ein Bus einer Ladestation, übernimmt diese mittels drahtloser Kommunikation die Kontrolle über das Fahrzeug und stoppt es, wenn es sich genau unter dem Ladebügel befindet. Auf diese Weise kann das Nachladen auch direkt an ausgewählten Haltestellen erfolgen, während Passagiere aus- und einsteigen. Ist der Abstand zwischen zwei Ladestationen nicht so groß, dass der Akku auf der Strecke allzu viel Strom abgibt, genügen laut Granato zwei, drei Minuten, um ihn wieder vollzumachen.

Ein ähnliches Schnellladesystem haben Sinautec Automobile Technologies aus Arlington, Virginia, und die Shanghai Aowei Technology Development Company entwickelt. Deren Busse verwenden Superkondensatoren, die noch schneller als Lithium-Titanat-Akkus gefüllt werden können. Allerdings reicht die Stromladung nur für einige Straßenblocks aus, so dass viele Ladestationen entlang der Route nötig sind, die wiederum die Investitionen erhöhen. Das Proterra-System würde hingegen mit ein bis zwei Ladestationen pro Strecke auskommen, die rund 50.000 Dollar kosten. Die E-Busse des chinesischen Autoherstellers BYD benötigen 30 Minuten für eine halbe Akku-Ladung.

Die hohen Anfangsinvestitionen würden noch immer viele Busunternehmen abschrecken, auf elektrische Fahrzeuge umzusteigen, und das, obwohl die US-Regierung bis zu 80 Prozent der Kosten übernehme, sagt Bill Van Amburg von CalStart, einer Organisation, die Hybrid- und Elektrofahrzeuge fördert. Zweite Hürde sei die neue Lithium-Titanat- Batterietechnik, die sich erst noch bewähren müsse. Und schließlich würde der Aufbau einer E-Bus-Flotte womöglich neue Routen nötig machen, die an die Ladezyklen angepasst sind.

Proterra hat bisher erst zehn E-Busse gebaut, die in den US-Bundesstaaten Texas und Kalifornien fahren. Doch Branchenkenner trauen der Technik offenbar einiges zu: In einer neuen Finanzierungsrunde hat das Start-up gerade 30 Millionen Dollar bekommen, mit denen es seine Produktionskapazität ausbauen und optimieren will. Unter den Investoren ist auch der Autohersteller General Motors, der sechs Millionen Dollar zugeschossen hat.

(nbo)