Media Markt: Angetreten gegen das Internet – Kunden gegen sich aufgebracht

"Das große TV-Duell: Media Markt vs. Internet" hat in der Öffentlichkeit hohe Wellen geschlagen – und eine ganze Reihe von Verbrauchern verdutzt oder gar verärgert zurückgelassen.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 96 Kommentare lesen
Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Matthias Parbel

Viel Lärm um nichts?

(Bild: Media Markt)

Pünktlich zum Auftakt der Frauen-Fußball-WM hatte die Elektronikmarktkette Media Markt die Werbetrommel für eine Fernseher-Verkaufsaktion gerührt. Das TV-Gerät im Internet bei der Preissuchmaschine Idealo aussuchen und anschließend im Media Markt zum günstigsten Angebotspreis kaufen – so lautete das Versprechen der Aktion "Das große TV-Duell: Media Markt vs. Internet", die vom 20. bis 30. Juni 2011 lief. Einen nagelneuen Flachbildfernseher zum Internet-Schnäppchenpreis versandkostenfrei im Media Markt um die Ecke erstehen zu können, erschien denn auch vielen Verbrauchern verlockend. Die Ernüchterung kam dann aber im Laden vor Ort.

"Wozu machen die überhaupt so was, nur um die Menschen auf 180 zu bringen?" empörte sich ein enttäuschter Kunde, der den Samsung-Fernseher UE55D7090 kaufen wollte – zum Preis von 1999 Euro gemäß ausgedrucktem Idealo-Suchergebnis. Mit dem Verweis, es handele sich um ein unseriöses Angebot, lehnte der Media-Markt-Mitarbeiter es ab, den Fernseher zu diesem Preis zu verkaufen – das Gerät solle regulär 2799 Euro kosten. Ähnlich erging es zahlreichen weiteren Kunden, wie heise resale vorliegende Erfahrungsberichte zeigen. So zogen beispielsweise die c't-Leser Petra H. und Rolf M. für sich das traurige Fazit: "Wir werden jedenfalls nichts mehr im Media Markt kaufen." Denn auch sie scheiterten bei dem Versuch, ihr Wunschgerät – der 3D-Fernseher Philips 52PFL8605K – zu dem bei Idealo ausgewiesenen Preis von 899 Euro in einer Media-Markt-Filiale erstehen zu können. Sowohl der Preis wie auch der im Idealo-Angebot aufgeführte Händler wurden vom Verkaufspersonal als unseriös eingestuft – auf dieser Basis komme man nicht ins Geschäft. Die Media-Saturn-Tochtergesellschaft redcoon.de bietet dieses TV-Modell von Philips aktuell im Internet für 1349 Euro an.

Über den Tisch gezogen fühlte sich auch Christian H., der mit Vorfreude auf einen Schnäppchenpreis für den Samsung-Fernseher UE40D8090 in eine Media-Markt-Filiale unterwegs war. Im Gepäck hatte er den Ausdruck der Preissuche bei Idealo, die ein Angebot über 1.218,99 Euro inklusive Versand von der Firma Comtech auswies. Im Laden angekommen, bestanden die Media-Markt-Mitarbeiter jedoch auf eine Nachkontrolle bei Idealo: das Angebot war verschwunden, der nun günstigste Preis lag mehr als 225 Euro höher. Und es waren keine 2 Stunden vergangen seit Christian H. den Ausdruck angefertigt hatte. Im Kleingedruckten der Kampagne werde ja darauf hingewiesen, dass der zum Zeitpunkt des Kaufvertragsabschlusses sichtbare Preis maßgeblich sei, wurde der verdutzte Kunde von den Media-Markt-Mitarbeitern belehrt. "Wozu also die Show mit dem mitzubringenden Ausdruck?" fragte er sich zu Recht und, um seinem Ärger Luft zu machen, teilte er der Media-Markt-Geschäftsleitung inzwischen schriftlich mit, dass sie ihn ab sofort als Kunden verloren hätten.

"Das große TV-Duell: Media Markt vs. Internet" hat dennoch dem einen oder anderen Kunden sicherlich "sein persönliches Schnäppchen" beschert und der Elektromarktkette wieder einmal reichlich Publicity, ein bitterer Nachgeschmack bleibt aber. Denn unter dem Strich profitiert letztlich keiner der Beteiligten wirklich von derart unnötig angezettelten Preisschlachten – weder im Onlinehandel noch im Filialgeschäft. Und dass sich angesichts der Kampagne möglicherweise einzelne Idealo-Händler herausgefordert fühlten, Media Markt mit gezielten Dumping-Offerten das Leben schwer zu machen – Stichwort "unseriöses Angebot" –, darf dann auch niemanden wundern. (map)