Media-Saturn-Gründer Kellerhals erzielt Teilerfolg im "Kampf um sein Lebenswerk"

Das Bemühen von Metro-Chef Eckhard Cordes, eine einfache Mehrheit bei Entscheidungen zur Media-Saturn-Holding durchzusetzen, scheiterte beim Landgericht Ingolstadt – zumindest vorläufig. Ein Urteil ist für den 11. Oktober angekündigt.

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Von
  • Matthias Parbel

Im Streit um die Entscheidunghoheit bei den Elektronikmarktketten Media Markt und Saturn haben die beiden Firmengründer Erich Kellerhals und Leopold Stiefel einen Etappensieg errungen. Die Gründer hatten bereits im April dieses Jahres Klage beim zuständigen Landgericht Ingolstadt eingereicht. In einer "vorläufigen Einschätzung" hat der vorsitzende Richter nun die Gültigkeit der Sperrminorität von Kellerhals und Stiefel bestätigt, die zusammen 25 Prozent der Gesellschafteranteile an der Media-Saturn-Holding halten. Nach der geltenden Satzung erfordern Mehrheitsentscheidungen der Gesellschafter mindestens eine Zustimmung von 80 Prozent aller Eigner. Damit ist der Mehrheitsgesellschafter Metro AG, die 75 Prozent der Anteile hält, faktisch stets auf die Zustimmung der beiden Firmengründer angewiesen.

Nachdem es in der Vergangenheit immer wieder zu Meinungsverschiedenheiten gekommen war – etwa bezüglich der internationalen Expansion und des Ausbaus des Onlinegeschäftes – wollte Metro-Chef Eckhard Cordes durch Gründung eines Beirates die Position des Düsseldorfer Handelskonzerns nachhaltig stärken. Laut Satzung sollte ein solcher Beirat nach dem Rückzug der Firmengründer aus dem operativen Geschäft von Media Markt eingerichtet werden können und "nach Köpfen mit einfacher Mehrheit" entscheiden. Nach der vorläufigen Einschätzung des LG Ingolstadt ist der Beirat demnach rechtmäßig, doch die erforderlichen Mehrheitsverhältnisse bei grundlegenden Entscheidungen würden weiterhin durch eine gesonderte Regelung zur Stimmgewichtung aus dem Gesellschaftervertrag bestimmt. Auch der Beirat müsse Beschlüsse insofern mit einer Mehrheit von 80 Prozent fassen.

Während die Metro weiter auf eine Klärung durch ein Schiedsgericht pocht, will das Landgericht Ingolstadt seine Entscheidung in der Sache am 11. Oktober verkünden. Der vorsitzende Richter tadelte unterdessen die Streitparteien, denn es habe offensichtlich auf beiden Seiten an der notwendigen Gesprächsbereitschaft gemangelt, um eine gütliche Einigung erzielen zu können.

Bestechungsvorwürfe gegen Führungskräfte der Media-Saturn-Holding haben den Handelskonzern nun zusätzlich in die Schusslinie gebracht. Bei internen Untersuchungen sollen Unregelmäßigkeiten zutage getreten sein. Daraufhin habe der Konzern die staatsanwaltlichen Ermittlungen selbst ins Rollen gebracht. Metro-Chef Cordes kündigte gegenüber Pressevertretern eine vollständige Aufklärung an – und gegebenenfalls Konsequenzen. Von der Umsetzung seiner Pläne zum Ausbau des Online-Geschäftes von Media-Saturn will sich Cordes unterdessen nicht abbringen lassen – einen Anteil von 30 Prozent am Gesamtumsatz kann sich der Metro-Chef mittelfristig gut vorstellen. Mit der Redcoon-Übernahme sei ein erster wichtiger Schritt erfolgt. Noch im vierten Quartal werde hierzulande aber auch Saturn mit einem eigenen Webshop online gehen. Media Markt – zuletzt erst "gegen das Internet" angetreten – soll in der ersten Hälfte des kommenden Jahres per Onlineshop wachsen.

Die Internetshops werden sich zwar auf ein eingeschränktes Angebot konzentrieren, wie in den Filialen der Elektronikkette werde der Konzern aber auch online die Preisführerschaft anpeilen. An der Preishoheit der Geschäftsführer in den Märkten vor Ort will Cordes hingegen nicht rütteln. Außerdem sollen die Filialen anteilig nach ihren individuellen Umsätzen an den Online-Umsätzen beteiligt werden, wie der Metro-Chef gegenüber der Welt am Sonntag erklärte. Während Media-Saturn dann künftig stationären und Onlinehandel unter einem Hut vereint, wird Redcoon.de als reinrassiger Webshop separat weitergeführt und soll an die Zuwachsraten von 30 Prozent aus den letzten Jahren anknüpfen. Metro-Chef Cordes hat derweil noch andere Spezialanbieter im Onlinehandel ins Visier genommen: weitere Übernahmen noch in diesem Jahr seien nicht ausgeschlossen, kündigte er jetzt an. (map)