Fiat hält jetzt 53,5 Prozent an Chrysler

Fiat hält jetzt 53,5 Prozent an Chrysler

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Von
  • ssu

Zwei Jahre nach seiner Insolvenz kommt der US-Autobauer Chrysler wieder ohne staatliche Hilfe aus. Die USA und Kanada haben am 21. Juli auch ihre verbliebenen Anteile wie geplant an Fiat verkauft. Die Italiener halten nun 53,5 Prozent an Chrysler und kommen ihrem Ziel ein großes Stück näher, einen weltumspannenden Autokonzern zu schmieden.

Die Regierungen der USA und Kanadas hatten Chrysler in der schweren Branchenkrise des Jahres 2009 vor dem Bankrott gerettet. Fiat ergriff damals die Chance und bot seine Hilfe bei den Bemühungen an, Chrysler wieder auf Vordermann zu bringen. Fiat-Chef Sergio Marchionne wurde Kopf beider Unternehmen und half Chrysler mit italienischem Know-how bei der Entwicklung neuer Wagen. Im Gegenzug bekam Fiat nach und nach immer mehr Anteile.

Für die jetzt übernommenen Anteile musste Fiat aber in bar zahlen: Der restliche 6-Prozent-Anteil der USA an Chrysler kostete die Italiener 500 Millionen US-Dollar (derzeit rund 350 Millionen Euro), für den 1,5-Prozent-Anteil Kanadas flossen 125 Millionen US-Dollar, wie Chrysler mitteilte. Der einzige verbliebene Mitaktionär ist nun der Gesundheitsfonds der Autogewerkschaft UAW.

Fiat hat sich das Recht gesichert, auch die Fonds-Anteile zu übernehmen. Die Gewerkschaft ist auf das Geld angewiesen, um die medizinische Versorgung ihrer Mitglieder zu sichern. Ursprünglich war geplant, die UAW-Anteile an die Börse zu bringen. Doch mittlerweile kristallisiert sich heraus, dass die Italiener der Gewerkschaft ihre Beteiligung lieber abkaufen wollen, um die beiden Autofirmen unter einem Dach zu vereinen.

Das Ziel ist, einen global agierenden Autokonzern zu formen, der in möglichst vielen Segmenten vertreten ist: Chrysler ist mit seinen Pick-ups und Geländewagen auf dem nordamerikanischen Markt stark, Fiat punktet mit seiner Kleinwagen-Technik in Europa und Lateinamerika und könnte mit diesem Know-how auch in den USA sparsamere Fahrzeuge anbieten. Die italienisch-amerikanische Allianz will so gegen Branchenriesen wie Toyota oder Volkswagen bestehen. Zu den Unternehmen gehören Automarken wie Jeep, Dodge, Ram jenseits des Atlantik. Zum Fiat-Konzern gehören Alfa Romeo, Lancia sowie die noblen Sportwagenschmieden Maserati und Ferrari. Ferner ist Fiat auch im Bereich Nutzfahrzeuge (Iveco) sowie bei landwirtschaftlichen Maschinen aktiv.

Das Entstehen des neuen Autogiganten ist letztlich nur durch die Staatshilfe möglich geworden. Alleine die USA pumpten 12,5 Milliarden US-Dollar (derzeit 8,75 Milliarden Euro) in Chrysler und bekamen nach Angaben des Finanzministeriums vom Donnerstag gut 11,2 Milliarden US-Dollar (7,84 Milliarden Euro) wieder heraus. Das restliche Geld hat die Regierung so gut wie abgeschrieben.

Angesichts der Rettung zehntausender Jobs bei Chrysler selbst und bei Zulieferern feiert die Regierung von US-Präsident Barack Obama die Hilfe aber als Erfolg. Der Steuerzahler hatte auch GM stützen müssen. Beide Autofirmen verdienen mittlerweile wieder Geld. Einzig Ford war von den "Big Three" ohne staatliche Hilfe durch die Krise gekommen und hatte in der Folge Marktanteile hinzugewonnen.

Fiat ist nicht der erste europäische Autobauer, der versucht, mit der Übernahme von Chrysler einen weltumspannenden Konzern zu schmieden. 1998 fusionierten der US-Autobauer und die deutsche Daimler-Benz AG zur DaimlerChrysler AG. Im Jahr 2007 stieß Daimler seine US-Beteiligung wieder ab, nachdem diese den Stuttgartern Milliardenverluste beschert und Sanierungsversuche unter Leitung des heutigen Daimler-Chefs Dieter Zetsche nicht gefruchtet hatten. (dpa) (ssu)