Knapp 40 Prozent der Deutschen können mit mindestens 50 MBit/s ins Netz

Das Bundeswirtschaftsministerium hat den Breitbandatlas neu aufgelegt. Demnach waren Ende 2010 für 98,3 Prozent der deutschen Haushalte Bandbreiten über 1 MBit/s verfügbar.

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Das Bundeswirtschaftsministerium hat am Montag einen neuen Breitbandatlas veröffentlicht. Demnach war Ende 2010 für 98,3 Prozent der deutschen Haushalte ein Netzzugang mit einer Bandbreite über 1 MBit/s verfügbar. Im Herbst schätzte das Wirtschaftsressort, dass 1,5 Prozent fehlen würden, letztlich wurden 1,7 Prozent daraus. Die Bundesregierung hatte sich zunächst mit ihrer Breitbandstrategie das Ziel gesetzt, bis Ende 2010 eine flächendeckende Versorgung in diesem Geschwindigkeitsbereich zu erreichen.

Den neuen Atlas hat erstmals der TÜV Rheinland mit Daten erstellt, die die beteiligten Telekommunikationsunternehmen freiwillig geliefert haben. In der neuen Online-Übersicht wurde die räumliche Auflösung verbessert. Dafür entwickelte der TÜV ein Breitbandversorgungsraster mit einer Weite von 250 mal 250 Metern, das sowohl bei der Erfassung als auch bei der Visualisierung im Web genutzt wird. Auch flossen erstmals Informationen über Anschlussmöglichkeiten bis zu einer Bandbreite von bis zu 50 MBit/s ein.

Seit der vorigen Datenerhebung vom Juli 2009, in der für 96,5 Prozent der Haushalte Breitband verfügbar war, konnten laut dem Zusatzbericht rund 700.000 Haushalte in Deutschland zusätzlich mit Breitband versorgt werden. Dieser Zuwachs sei durchaus beachtlich, da die unversorgten Heime meist in sehr dünn besiedelten Regionen Deutschlands lägen; diese anzuschließen sei mit erheblichen Aufwendungen verbunden. Den etwa 11.000 überwiegend versorgten Gemeinden stünden nun rund 1150 nicht und teilweise nicht versorgte gegenüber. Bei diesen handele es sich um sehr kleine Kommunen mit durchschnittlich 310 Haushalten. Die größten Versorgungsdefizite lägen in Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern und Thüringen.

Dem Ausbau der Funktechnik LTE (Long Term Evolution) wird in dem Bericht eine bedeutende Rolle zugeschrieben, um die "weißen Flecken" zu beseitigen. Ende 2010 hätten bereits 88,1 Prozent aller Haushalte allein über Funk Zugang zum Internet mit einer Bandbreite von mindestens 1 MBit/s gehabt. Für das Wirtschaftsministerium ein Zeichen dafür, dass sich im Breitbandbereich zunehmend die bereits aus der Telefonie bekannte ergänzende Nutzung von mobilen und festen Diensten deutschlandweit etabliere.

Insgesamt konnten 81,7 Prozent der Haushalte mit mindestens 6 MBit/s, 67,9 Prozent mit mindestens 16 MBit/s und 39,5 Prozent mit mindestens 50 MBit/s ins Netz. Die höheren Bandbreiten sind dabei stark von leitungsgebundener Technik geprägt: Der Anteil drahtloser Anschlüsse bis zu 16 MBit/s liegt nur noch bei 3,3 Prozent. Die an den Stromanschluss gekoppelte Technik Powerline spielt mit 0,8 Prozent versorgbaren Haushalten eine untergeordnete Rolle. Bei der Breitbandverfügbarkeit von über 1 MBit/s überwiegen zunächst DSL und Glasfaser. Bereits ab der Bandbreitenklasse bis zu 16 MBit/s verschiebt sich dieses Verhältnis aber in Richtung zu Kabelnetzen. In der Kategorie bis zu 50 MBit/s ist die Verfügbarkeit des TV-Kabels mit 37,2 Prozent mehr als dreimal so hoch wie die für DSL und "Fibre to the Home" mit 9,3 Prozent.

Für Bundeswirtschaftsminister Philipp Rösler zeigen die Ergebnisse, "dass ein technologieneutraler Ansatz Voraussetzung ist für eine dynamische und von gesundem Wettbewerb gekennzeichnete Breitbandentwicklung". Bereits heute könnten Bürger mobil und leitungsgebunden die wesentlichen Dienste des Internets nutzen. Durch die hohe Dynamik beim Ausbau der Kabelnetze erhöht sich zudem der Druck auf den Aufbau von Glasfasernetzen. Dieser sei nötig, damit die Bundesrepublik "weiterhin im Breitbandmarkt eine weltweite Führungsposition einnehmen" könne. Rösler setzt auf die Unternehmen, die Mobilfunkfrequenzen aus der digitalen Dividende ersteigert haben. Wenn diese den LTE-Ausbau fortsetzten, könnten die letzten Lücken rasch geschlossen werden. Auf den weiteren Meilenstein der Regierung, bis 2014 flächendeckend eine Versorgung mit mindestens 50 MBit/s zu schaffen, ging Rösler nicht ein. (anw)