Toshiba verabschiedet sich von SED-TVs

Toshiba steigt aus dem Joint Venture zur Produktion von SED-Fernsehern aus; Canon will die SED Inc. in Eigenregie weiterführen.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 108 Kommentare lesen
Lesezeit: 3 Min.

Toshiba verabschiedet sich von der SED-Technik und steigt aus dem Joint Venture mit Canon aus: Bereits zum 29. Januar will Canon sämtliche Anteile von Toshiba übernehmen. Hintergrund sind Patentstreitigkeiten von Canon mit der Nano-Proprietary Inc. . Canon hat von dem texanischen Unternehmen eine Technik lizensiert, die in SED-TVs zum Einsatz kommt. Weil die SED Inc. nach Ansicht des US-Unternehmens keine Tochtergesellschaft von Canon ist – trotzdem Canon Mehrheitseigner sei, habe Toshiba weit reichende Entscheidungsbefugnisse bei der SED Inc. – gelte Canons Patentlizenz nicht für das Joint-Venture und die SED Inc. brauche ein eigene Lizenz. Ein Gericht teilte im November 2006 die Einschätzung Nano-Proprietarys zu den Unternehmensverhältnissen. In ihrer Pressemitteilung benannten Toshiba und Canon diese Patenstreitigkeiten als Auslöser für die Trennung.

Die von beiden Unternehmen im Jahr 2004 eigens gegründete SED Inc. hatte sich die Fertigung von Flachbildfernsehern mit SED-Technik (Surface-Conduction Electron-Emitter Display) auf die Fahnen geschrieben. Zuvor hatten die beiden Konzerne fünf Jahre lang gemeinsam an der SED-Technik geforscht.

Bei den Feldemissionsdisplays in SED-Technik sorgt ein Feld aus kleinen Emittertips zwischen zwei Glasplatten für das Bild: Eine Spannung an den Platten steuert die Elektronenemission, herausgeschlagene Elektronen treffen auf eine fluoreszierende Schicht auf der Frontplatte und regen diese zum Leuchten an. Das Prinzip gleicht damit dem einer herkömmlichen Elektronenstrahlröhre, nur dass in SEDs für jeden Bildpunkt ein separater Elektronenstrahl beziehungsweise ein eigener Emitter zuständig ist. Damit weisen SED-TVs vergleichbare Eigenschaften wie Röhrenfernseher auf und leiden weder unter Blickwinkelabhängigkeit noch unter farbstichigen Konturen oder unscharfer Bewegtbildwiedergabe.

Zur Gründung des 50-50 Joint Ventures hoffte man noch, im Folgejahr – also 2005 – erste Geräte auf den Markt zu bringen; gezeigt wurde aber nur ein erster Prototyp. Der Termin hatte sich dann von Jahr zu Jahr verschoben, auf der vergangenen IFA kündigte Toshiba schließlich an, im Juli dieses Jahres die Serienproduktion kleiner Stückzahlen aufzunehmen, der Verkaufsstart sollte im vierten Quartal 2007 erfolgen. Ziel war es, den Markt rechtzeitig zur Olympiade 2008 in China mit großen Mengen bedienen zu können. Dazu sollte die volle Massenproduktion auf einer speziell für SED-Panels errichteten Produktionsstraße Toshibas in Himeji Anfang 2008 anlaufen. Mit dem etwas überstürzten Ausstieg aus dem Joint Venture haben sich diese Hoffnungen wohl zerschlagen.

Canon will laut Pressemitteilung weiter an einem Verkaufsstart in Japan zu Ende dieses Jahres festhalten, zugleich aber die Kostenpläne für die künftige SED-Massenproduktion neu bewerten. Beide Unternehmen versichern, dass sie trotz geänderter Beziehungen für einen möglichst glatten Start des SED-Fernsehgeschäfts sorgen wollen. So soll Kazunori Fukuma, der derzeitige Präsident der SED Inc., bei Toshiba ausscheiden und der ab Februar allein Canon gehörenden SED Inc. als Präsident vorstehen. Die derzeit bei der SED Inc. beschäftigten Toshiba-Ingenieure sollen zudem während einer Übergangszeit so lange für die SED Inc. weiterarbeiten, bis Canon die neue Tochterfirma unter eigener Regie etabliert hat.

Für die so viel versprechende SED-Technik ist der Ausstieg von Toshiba eher als Rückschritt zu bewerten. Bis Canon den Geschäftsbereich nebst Panelfab aufgebaut hat, dürfte einige Zeit ins Land gehen. Anwender, die auf SED-Fernseher gewartet haben, können sich deshalb wohl doch erstmal ein Gerät mit herkömmlicher LCD- oder Plasmatechnik zulegen. (uk)