Frischer Wind bei OpenSuse

Auf der OpenSuse Conference haben wir mit den OpenSuse-Machern über die neuen Entwicklungen bei Suse und der Community-Distributon gesprochen.

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Von
  • Andrea Müller

Am gestrigen Mittwoch endete die OpenSuse Conference in Nürnberg, bei der sich jedes Jahr Entwickler und Community austauschen und im Rahmen eines Vortragsprogramms Einblicke in ihre Arbeit geben. Wir hatten dort Gelegenheit zu erfahren, was es Neues gibt und was sich seit der Übernahme von Novell durch Attachmate geändert hat. Im Gespräch mit Andreas Jaeger, Program Manager openSUSE, ging es vor allem um die Entwicklung der Community-Distribution. Derzeit arbeiten die Entwickler mit Hochdruck an OpenSuse 12.1, von der Ende September eine Beta-Version erscheinen soll; das Release ist für den 11. November geplant.

An vielen vorbeigegangen ist der Grund, aus dem die Entwickler von der aktuellen OpenSuse 11.4 auf 12.1 springen und Version 12.0 auslassen. Das OpenSuse-Team hat lange über die Versionierung diskutiert und dabei auch Modelle wie das von Ubuntu (nach dem Erscheinungsdatum) und Fedora (durchlaufende Nummerierung) erörtert, sich aber letztlich aber entschieden, dem klassischen Versionsschema von OpenSuse treu zu bleiben.

Die "Nuller-Versionen" hätten jedoch als deutlich erkennbares "major update" immer eine hohe Erwartungshaltung der User geschürt. Das habe immer wieder zu Stimmen geführt, man könne die Version noch nicht freigeben und sie enthalte für eine Nuller-Version zu wenig Neues. Projektintern habe das OpenSuse-Team die Nuller niemals als Versionen mit großen Neuerungen behandelt. Deshalb haben sich die Entwickler entschlossen, keine Version 12.0 zu veröffentlichen, sondern die "Nullnummer" zu überspringen. Nach der aktuellen Planung wird das auch für kommende Versionen gelten -- im November 2013 soll es also keine Version 13.0, sondern gleich die 13.1 geben.

Bei der Entwicklung von OpenSuse 12.1 wird es aber – völlig unabhängig von der Versionsnummer – eieige größere Neuerungen geben. Neben Systemd, der der das SysVInit-System ersetzet, bringt OpenSuse 12.1 auch eine 3er-Version des Gnome-Desktops mit. Die klassische Version 2 wird nicht parallel im Angebot sein, da sich die Entwickler entschieden haben, lieber Gnome 3 optimal zu unterstützen, als ihre Kräfte auf zwei Versionen des Desktops aufzuteilen.

Eine besondere Herausforderung bei der Desktop-Integration sei jedes Mal, dass OpenSuse KDE und Gnome gleichberechtigt nebeneinander unterstützt,erklärte Jaeger. Trotz unterschiedlicher Techniken im Hintergrund müssen die Entwickler sicherstellen, dass sich Gnome-Programme problemlos unter KDE ausführen lassen und umgekehrt. Insgesamt achte man bei der Entwicklung darauf, nicht für jedes Problem eine eigene Lösung zu finden, sondern sich auch daran zu orientieren, welche Wege andere Distributionen gehen.

Im Desktop-Bereich können sich OpenSuse-Nutzer außerdem auf ein Schmankerl für Nostalgiker freuen: Einige Enthusiasten aus der Entwicklergemeinde haben sich zusammengetan, um KDE-3-Pakete für Version 12.1 der Distribution zu schnüren. Aus Platzgründen werden es die KDE-3-Pakete nach aktuellem Stand jedoch nicht auf die Installationsmedien schaffen.

Eine weitere große Neuerung bei OpenSuse 12.1 wird die Unterstützung des Dateisystems Btrfs sein, das bislang experimentellen Status hat. Es wird ab sofort auch als Dateisystem für die Root-Partition voll unterstützt[Link auf Beitrag 696852]. Da OpenSuse jedoch weiterhin auf Grub Legacy statt auf Grub2 als Bootmanager setzt, ist eine seperate Boot-Partition nötig.

Mit der Btrfs-Unterstützung leistet OpenSuse Vorarbeit für das zweite Service Pack für den Suse Linux Enterprise Server 11 (SLES), der dann als erste Enterprise-Distribution Btrfs unterstützen wird. Ein Erscheinungstermin dafür steht allerdings noch nicht fest.

Die Stimmung nach der Novell-Übernahme durch Attachmate ist recht positiv. Zwar hätten sich im Laufe der Übernahme einige Verantwortlichkeiten geändert, was es mitunter schwer mache, den richtigen Ansprechpartner zu finden, insgesamt seien die Entscheidungswege jedoch kürzer geworden, erklärte Andreas Jaeger.

Außerdem habe Attachmate bereits während der Übernahme vieles richtig gemacht. So outet sich Michael Miller, "Vice President of Global Alliances & Marketing", als OpenSuse-Fan: Noch bevor die Übernahme abgeschlossen war, ließ er sich mit OpenSuse-CDs eindecken. Auf Community-Events, aber auch im Büro tauscht Miller gerne mal den Business-Anzug gegen das OpenSuse-Shirt. (amu) (amu)