Internet beflügelt Paketmarkt

Der florierende Internethandel sorgt auch für mehr Pakete. Branchenprimus Deutsche Post DHL will vorne bleiben und investiert kräftig.

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Von
  • Edgar Bauer
  • dpa

Immer mehr Verbraucher kaufen im Internet ein. Das reicht von Dessous über Jeans bis zu Medikamenten, Elektronik und Wein. Der Boom im Online-Versandhandel hat auch den deutschen Paketmarkt beflügelt, denn die bestellten Waren müssen ausgeliefert werden. Um den Milliardenmarkt kämpfen mehrere Anbieter, die täglich zigtausende Paketboten an Haustüren schicken, oft von kostengünstigen Subunternehmern. Klarer Marktführer ist die Deutsche Post DHL . Sie nimmt jetzt viel Geld in die Hand, um die Stellung zu behaupten und möglichst auszubauen – vor allem gegen die aufstrebende Otto-Tochter Hermes .

Der Bonner Konzern rechnet wegen des weiter steigenden E-Commerce auch mit einem weiter deutlich wachsenden Paketaufkommen. In den nächsten Jahren will das Unternehmen rund 750 Millionen Euro in den Wachstumsmarkt investieren. Für die Deutsche Post ist es die größte Investition seit vielen Jahren. Dies zeigt die Bedeutung, die Vorstandschef Frank Appel dem Paketversand im Internet-Zeitalter zwischen Flensburg und Freiburg beimisst. Er will das Paketgeschäft neben dem klassischen Brief zum "zweiten starken Standbein" im Briefgeschäft machen.

Der Markt ist für den Wettbewerb offen, lukrativ und umkämpft. Neben DHL – mit dieser Marke tritt der Paketversand der Deutschen Post auf – sind als weitere Großunternehmen Hermes, DPD , GLS und UPS aktiv. Anders als auf dem von der Deutschen Post noch zu 90 Prozent dominierten Briefmarkt ist es der Konkurrenz hier gelungen, gut Fuß zu fassen. Die Post hat beim Paket nach eigenen Angaben einen Marktanteil von 39 Prozent.

Und die Konkurrenz schläft nicht: Fast zeitgleich mit der Ankündigung der Post teilte UPS seine Pläne zur Erweiterung seines Luftdrehkreuzes am Flughafen Köln/Bonn mit. Die Investition in Höhe von 200 Millionen US-Dollar betrifft allerdings vor allem die Ausweitung von internationalen Frachtkapazitäten.

Die Paketbranche in Deutschland arbeitet vielfach aus Kostengründen mit billigen Subunternehmen. Die Gewerkschaft Verdi kritisiert das System, bei dem Niedriglöhne gezahlt und Risiken auf die Zusteller abgewälzt würden. Besonders Hermes ist mit breiter Nutzung von Subunternehmern und rund 13.000 externen Zustellern in die Kritik geraten. Die Deutsche Post hat mit Verdi vereinbart, dass nur in 990 (von 7500) Paketbezirken die Zustellung an Fremdunternehmen vergeben werden darf.

Die Umsätze mit Paketen (bis 20 Kilogramm) lagen nach Angaben der Bundesnetzagentur im Jahr 2010 bei rund 15 Milliarden Euro. Eine kürzlich im Auftrag des Bundesverbandes der Kurier-Express-Post-Dienste (BdKEP) erstellte Studie errechnete einen Umsatz des reinen Paketbereichs (ohne Express- und Kurierdienste) von knapp 7 Milliarden Euro im Jahr 2010.

Seit Jahren schon werden Pakete in der Bilanz der Post immer wichtiger – im Gegensatz zum klassischen Briefversand, der wegen des zunehmenden elektronischen Verkehrs wie E-Mails stetig zurückgegangen ist. Seit 2007 sind die Umsätze im Paketgeschäft im Schnitt um 3,5 Prozent pro Jahr gewachsen, im ersten Halbjahr 2011 sogar um knapp 10 Prozent. Damit stellt das Paketgeschäft inzwischen rund ein Fünftel des gesamten Briefsegments.

DHL transportiert derzeit im Schnitt täglich mehr als 2,6 Millionen Pakete. Das erledigen rund 40.000 Zusteller, darunter rund 10.700 reine Paketboten. Inzwischen gibt es auch rund 2500 Packstationen, wo die Empfänger ihre Pakete zu jeder Uhrzeit abholen können. Neue Sortierlösungen sollen die Bearbeitung und Zustellung weiter beschleunigen. "Unser Ziel ist, dass ein Paket künftig in Deutschland so schnell befördert werden kann wie heute ein Brief", sagt der zuständige Post-Vorstand Jürgen Gerdes. (jh)